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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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zurück, damit sehr deutlich anzeigend, dass für ihn die
Unterredung abgeschlossen war.
„Wir werden kommen“, hieß die lakonische Antwort. Sie
schwebten auf, zogen einen Bogen, der zwar majestätisch
ausfiel, aber in der Größe nicht notwendig gewesen wäre, und
verschwanden.
Das Farbenspiel um ihre Körper verblasste erst nach und
nach, als sie die Gasse der Sicherungsposten – in aller Eile –
passierten.
Ich gab nach wenigen Schritten auf, sie zu begleiten – und sie
legten darauf offenbar auch keinen Wert.
Als ich ins Zelt zurücktrat, hatte Suiter anscheinend bereits über
die Forderung der Okkupanten entschieden. Und nach wenigen
Augenblicken wusste ich, wie: Es wird dem Begehren
stattgegeben!
In der Runde herrschte eine Art Auszeit. Erregte
Einzelgespräche waren im Gang, ich sah in nachdenkliche, in
erhitzte Gesichter.
Suiter stand wippend am Fenster und blickte in die Richtung,
in der die Fremdlinge entschwebten. Unvermittelt drehte er sich
um. „Also! Welche Bedingungen schlagen wir vor? Wir haben
nicht viel Zeit!“
Die Diskussion schlug hohe Wogen. Mein Einwurf, denen nicht
zu trauen, spielte ebenso eine Rolle wie fast blinde
Vertrauensseligkeit.
Dem Exekutivkomitee der Vereinten Nationen wurde dann
vorgeschlagen, dem Wunsch der Fremdlinge nachzukommen, sie
aber zu beauflagen, eine umfassende Beaufsichtigung der
Aktivitäten zu dulden und zu diesem Zweck ihre Kuppel
einzuziehen. Die Menschen behielten sich vor, ihre Zustimmung
zurückzunehmen, sobald der Verdacht auf einen Bruch der
Vereinbarung bestehe. Um missverständliche Situationen zu
vermeiden, werde eine paritätische Kommission gebildet, in
der Unregelmäßigkeiten sofort behandelt würden. Leiter dieser
Kommission seitens der Menschen werde Lang sein, ihr
beigegeben: Igor Walrot.

Epilog
    Weder der Untersuchungskommission noch dem
gesellschaftlichen Gericht konnte ich angeben, wann und mit
welchem Auslöser ich das spätere folgenreiche Geschehen
einleitete oder zu welchem Zeitpunkt mein Entschluss zu reifen
begann. Auch mit dem heutigen Abstand weiß ich es nicht.
    Den ersten Anstoß gab eine vage, unkontrollierbare Nachricht,
die ich vom Suchdienst erhielt und die bereits Wochen alt war.
Man hatte mich angeblich nicht eher gefunden. Danach wollte ein
Angehöriger einer Baubrigade gesehen haben, wie eine junge
Frau, auf die Dagmars Beschreibung passen konnte, nach der
Fertigstellung eines Baus programmiert wurde. Nach dieser
Nachricht hätte ich am liebsten alles stehen- und liegen gelassen,
hätte jenen angeblichen Augenzeugen aufgesucht, ihn veranlasst,
mich zum Ort des Geschehens zu führen, damit ich dort die
Spuren aufnehmen, mich vergewissern konnte. Allein ich war
an diese Kommission gebunden.
    Vielleicht aber gab den Ausschlag, dass wir, je weiter die Tage
des bewilligten Monats verstrichen, Anzeichen feststellten, die
darauf hindeuteten, dass die Eindringlinge lediglich Energie und
Zeit gewinnen wollten, um erneut und vielleicht endgültig gegen
uns anzutreten.
    Mit Lang spielte ich gedanklich folgendes Spiel durch: Wenn
sie genügend Energie besäßen, mit ihren Schiffen
starteten,
unsere Verteidigungslinie also ins Nichts zielte, wenn sie Streifen
für Streifen – gleichgültig, wie lange es dauerte – aus der Luft,
von den Schiffen aus, ihre tödlichen Strahlen über die Erde
sandten, dann wären Millionen, vielleicht Milliarden Menschen
tot, bevor wir ein neues Verteidigungssystem aufbauen könnten,
falls wir überhaupt noch Voraussetzungen dazu hätten.
    Wir vermochten die Machenschaften nicht zu beweisen. Die
Kommission trat bis zum zwanzigsten Tag kein einziges Mal
zusammen, es gab keine Veranlassung dazu. Der vage Verdacht
ergab sich eigentlich nur aus der Hast, ja beinahe Hektik, mit der
sie arbeiteten.
    Nachdem sie die Raumschiffe auf den vereinbarten Platz
umgesetzt hatten, was uns zum Aufbau einer neuen kesselartigen
Verteidigungslinie zwang, schälten sie in großen Teilen des
überlassenen Gebiets etwa einen Meter des Bodens ab – oder
besser: sie siebten ihn durch –, wobei wir darauf bestanden
hatten, dass die obere Schicht weitestgehend wiederhergestellt
werden würde.
    Wir versorgten sie mit Bäumen und Strauchwerk zur
Neubepflanzung.
Für dieses Schälen verwendeten sie eine riesige Kombine, eine
fahrende Fabrik, die den Boden gleichsam in sich hinein fraß und
hinter sich wieder ausschied. Nach unseren Analysen, die wir
selbstverständlich machten, fehlte nach der

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