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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mich intensiv, die Unterhaltung möglichst lebhaft
aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig aber dachte ich fieberhaft über
den Fortgang meines Vorhabens nach.
Als ich mich – weil sich eine andere Lösung nicht anbot –
nach einem Gegenstand umsah, mit dem ich meinen
Gesprächspartner niederschlagen konnte, fragte dieser
unvermittelt und ein wenig drucksend: „Wann musst du weg?“
Ich wurde hellhörig, sah zur Uhr und antwortete vorsichtig:
„Ich hab schon noch Zeit.“ Fast hätte ich die Frage hinzugefügt,
ob er der Meinung sei, dass ich mich nun trollen könne.
„Ich müsste für ein halbes Stündchen…“
Was er für ein halbes Stündchen müsste, erreichte mich fast
nicht. Ich frohlockte, tat alles dafür, es nicht deutlich zu zeigen.
Ich sah erneut zur Uhr, sagte, seine Begründung unterbrechend:
„Aber ja, wenn du dich ein wenig beeilst. – Kriege ich Ärger,
wenn der Diensthabende auftaucht?“
„Es kommt keiner – und er kennt uns nicht alle. Bis gleich –
es passiert nichts!“ Und er machte sich davon.
„Du wirst dich wundern“, dachte ich.
Ich riss, kaum dass er um den Hügel verschwunden war, die
Tür auf, damit ich genügend Licht hatte.
An den Containern befanden sich Riegelstangen, deren
Bewegsamkeit wiederum durch Vorhängeschlösser unterbunden
war.
Mit dem Gewehrlauf hebelte ich an dem Schloss herum,
bemüht, es leise zu tun, um draußen den Schläfer nicht zu
wecken. Ich kam schon recht ins Schwitzen, bevor der erlösende
Knacks anzeigte, dass das Schloss den Widerstand aufgegeben
hatte.
Im Innern des Containers standen, fest verbunden mit dem
Boden, zwei truhenartige Kästen. Einen Augenblick stand ich
noch respektvoll und beeindruckt von der gewaltigen Kraft, die
sich dort drin befinden sollte. Es schauerte mich.
Noch einmal packten Zweifel nach mir. Ich schüttelte sie ab,
biss die Zähne aufeinander, und alle nachfolgenden Handlungen
verrichtete ich wie in Trance. Glücklicherweise ließen sich die
Haltebänder durch Lösen der Spannvorrichtung leicht öffnen,
aber dann fluchte ich doch! Hat sich was mit Köfferchen von
zwanzig Kilo!
Mindestens fünfundsiebzig bis hundert Kilo wog eine solche
Kiste. Ich war außerstande, sie so, wie sie da lag,
emporzuheben. Ich kantete also – nach anfänglichem Zögern
ziemlich respektlos – die vordere Kiste auf die hintere, und so
gelang es mir, die Last mit den Schultern auszuheben. Als ich
stand, schwankte ich, und es wurde mir klar, dass ich nicht weit
kommen würde. Ich rannte dann auch beinahe, ruhte am Tor
einen Augenblick, indem ich die Kiste, ohne sie loszulassen, auf
einem Pfeiler abstützte.
Wenn der Mensch sagt, er habe etwas mit letzter Kraft
vollbracht, war es in den meisten Fällen nicht der äußerste
Einsatz. Aber als ich den Rover erreichte, hätte ich wohl keinen
weiteren Schritt mehr tun können. Ich ließ die Kiste einfach –
ungeachtet möglicher Folgen – hineinplumpsen und rutschte
dann zu Boden. Doch ich erholte mich schnell und hatte den
Drang, so rasch wie möglich zu verschwinden. Der Motor lief
schon, als ich es mir anders überlegte. Obwohl ich darauf
brannte, zu handeln, durfte ich mich nicht der Gefahr einer
vorzeitigen Entdeckung aussetzen. Ich eilte also zurück,
verwischte Spuren – auch das gesprengte Schloss tarnte ich,
dass es unbeschädigt aussah. Dann saß ich wie auf Kohlen, bis
der Posten mit zwanzig Minuten Verspätung zurückkehrte.
Ich blieb noch eine Weile und verabschiedete mich erst, als der
Kamerad einen Rundgang zu absolvieren hatte.
Zum Rover gelangte ich dann im Dauerlauf, obwohl ich
natürlich wusste, dass es auf eine Stunde nun nicht mehr ankam.
Am nächsten Tag passte ich den Zeitpunkt ab, zu dem sich die
Raumschiffe zwischen uns und der Schälkombine befanden. Ich
lud die zwei Kameraden, die die Bodenanalyse besorgten, in den
Rover – sie saßen auf der Mine, über die eine Decke gebreitet
war, und ich fuhr direkt auf die fremden Schiffe zu – zum ersten
Mal. Denn damals, als ich mich in einem befand, tapsten wir wie
im dichten Nebel.
Mir wurde doch bang, je näher wir kamen. Die Raumfahrzeuge
ragten mächtig gen Himmel, furchteinflößend und wie
unverwundbar. Mit dem Rover kamen wir uns zwischen den
Stützen verlassen vor. Aber ich dachte an das von uns stark
beschädigte Schiff, und das gab mir Mut. Dieses war hin, es
konnte uns nicht mehr gefährlich werden. Ohne es umfassend zu
reparieren, würde es sich niemals mehr in die Erdatmosphäre
erheben, und sie

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