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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dass
sie mich belogen oder bewusst auf eine falsche Fährte setzen
wollten. Warum sollten sie das auch?
Endlich kam mir ein Verdacht. Beim Herumstreifen hatte ich
des öfteren ein unübersichtliches Hügelgelände passiert, von dem
ein Stück durch einen liederlich aufgestellten Zaun abgetrennt
war. In einen der Hügel hinein hatte man einen Unterstand
gebaut, wie es rings um den ehemaligen Raumflughafen der
Fremden viele gab, und bei diesem primitiven Bauwerk lungerte
ein Posten herum, gut hundert Meter hinter dem Zaun.
Vor dem Zaun spielten an diesem Tag auf einem provisorisch
eingerichteten Platz fünf Soldaten Volleyball. Als ich da eine
Weile herumstand, lud man mich ein, mitzuspielen, damit die
Mannschaften paritätisch würden. Ich zeigte nicht viel Lust
und schlug vor: „Holt den doch“, und ich wies mit dem Kopf
hinter den Zaun zu dem Posten.
„Der darf nicht.“
Ich zog meinen Rock aus. „Ist wohl ein Geheimobjekt?“,
fragte ich unernst und obenhin.
„Unsinn, ein Sprengstofflager.“
Ich tat, als ob ich mich wunderte. „In meiner Einheit ödet
man mit so was keinen an.“
Der mit mir sprach, winkte grinsend ab. „Da soll ein Bauer
unlängst was geklaut haben, zum Stubbensprengen,
seitdem
bewachen wir das eben.“
„Ach, ihr gehört da auch dazu!“ Fast hätte mein Tonfall zu
uninteressiert geklungen.
„Wir sind die Nachmittagsgruppe. Stinklangweilig, sage ich dir.
– Was ist nun, spielst du mit oder nicht?“
Nun hatte ich fürs Volleyballspielen in mir noch nie eine
Leidenschaft entdeckt, und mein Können war danach. Aber das
nahmen sie in Kauf, zumal sich unter ihnen auch kein Meister
befand.
Als wir die Seiten wechselten, sah ich eine Chance für einen
weiteren Test. Das Lager hätte mich schon interessiert! Bei einer
Angabe schlug ich den Ball so, dass er über den Zaun sprang und
ein beträchtliches Stück auf den Posten zuhoppelte.
Ich wurde gerügt, gleichzeitig rief man nach Tom, er solle
nicht so faul sein und den Ball herausstoßen.
Tom tat es lustlos, er kickte das Leder in den Zaun, so dass es
erneut zurücksprang. Dann schaffte er es, war aber ziemlich nahe
gekommen, blieb stehen, fasste in die Maschen und sah uns an.
„Wen habt ihr denn da aufgegabelt?“ fragte er uninteressiert.
Im Spiel warf ich hin: „Hab was abzuholen, drüben. Ist aber
noch nicht fertig, muss Zeit totschlagen.“
Dann fand ich Gefallen an der Bewegung. Doch nach einer
halben Stunde hörten sie auf. Tom war abzulösen. Er spielte aber
nicht, und die bereits abgelösten Posten verspürten Hunger. Es
blieben außer mir zwei Leute zurück. Einer musste auf Posten,
was der andere wollte, blieb zunächst unklar.
Ich beobachtete. Den Zaun unterbrach ein Tor, um dessen
Rahmen man eine Kette geschlungen hatte, die ein
Vorhängeschloss zusammenhielt. Neben diesem Tor befand
sich eine Pforte, schief, verschließbar mit einem einfachen Riegel.
„Hast du Lust auf ein Bier?“, fragte der zweite, so
möglicherweise erklärend, weshalb er zurückgeblieben war.
Ganz abgesehen davon, dass ich nach dem Spiel wirklich
Durst hatte, war ich gespannt, wie er das Angebot verwirklichen
wollte. Weit und breit konnte ich nichts entdecken, was auf Bier
deutete. „Doch“, sagte ich, „das wäre nicht schlecht.“
Er sah sich um, forderte: „Komm!“ und drückte die Pforte
auf.
Wir gingen schnell auf den Unterstand zu. Wortlos öffnete der
Soldat die Tür, die ebenfalls durch ein Vorhängeschloss gesichert
war.
Wir traten ein. Ich benötigte eine Weile, mich an die Dunkelheit
zu gewöhnen. Der Raum besaß keine Fenster. Aber das Licht,
das durch den Türspalt fiel, reichte aus, um mir zu zeigen, dass
ich mich am Ziel befand. Eng nebeneinander standen die zwei
metallenen Container, die das enthielten, was ich suchte. So
hoffte ich jedenfalls.
Wir tranken Bier aus Büchsen, das sich im Bunker angenehm
kühl gehalten hatte. Ich bekam Anweisung, falls sich ein
Diensthabender sehen ließe, einfach im Unterstand
zu
verschwinden.
Dann stellte sich heraus, dass der Soldat, der den eigentlichen
Wachdienst hatte, im zivilen Leben in der
Landwirtschaft
arbeitete. Wir gerieten ins Fachsimpeln – für mich Vorwand,
bleiben zu können.
Einige Zeit später sagte der andere, dem unser Disput offenbar
zunehmend langweilte, er würde sich kurz aufs Ohr legen vor
seiner Wache. Und er kroch in ein Gebüsch, das man im Winkel
zwischen dem vorgebauten Unterstand und der Hügelflanke
stehen gelassen hatte.
Ich bemühte

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