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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Marien zeigte sich interessiert.
„Ja, ein schönes Fruchteis würde ich schlecken. Ich weiß
auch, wo.“ Irene nahm mich an der Hand, zerrte mich gleichsam
von der Bank weg, und wir gingen forsch die Promenade entlang,
auf einen Park zu, der sich linker Hand ins Land zog.
„Hast du – unmittelbar mit denen im Neptun zu tun?“, fragte
Marien. Ich spürte, dass mehr hinter ihrer Frage steckte. „Ins
Haus gehörst du doch nicht?“
„Nein, nur vorübergehend.“
„Und wo kommst du her?“ Sie blieb hartnäckig.
„Lass den Krieger mit deinen Fragen in Ruh“, maulte Irene.
„Er will sicher auch mal etwas anderes reden.“
„Entschuldigt. Weißt du“, fügte Marien an Igor gewandt,
hinzu, „mein Freund ist auch dabei – in Finnland. Dort bist du
nicht…?“
Mir gab es einen kleinen Stich. Ich sah Marien nicht an. „Doch“,
sagte ich leise.
Marien blieb stehen. „Sieh an, was es für Zufälle gibt!“ Auch
Irene verhielt interessiert.
„Es ist Martin Briard, du kennst ihn nicht?“ Marien fragte es
mit einer gewissen Hoffnung in der Stimme.
Ich verneinte. Meine Absicht, mich der entstandenen Situation
hinzugeben und das Beste daraus zu machen, wurde durch die
Frage getrübt. „Es sind zu viele da. Versteh, man kann da nicht
jeden kennen.“
„Das verstehe ich.“ Ein klein wenig enttäuscht schien sie
schon. „Wie geht es zu bei euch?“
Ich zuckte mit den Schultern, zögerte, war mir bewusst, dass ich
überlegen musste, was ich sagte. „Bringen es nicht
die
Nachrichten?“, fragte ich, fügte dann jedoch hinzu: „Als ich
aufbrach, war es sehr ruhig.“
„Und – ist es gefährlich dort?“ Sie machte gleich den
Versuch, die Frage zu beantworten. „Was man hört und im
Fernsehen sieht: Wir ziehen uns doch aus der Gefahrenzone
zurück, evakuieren planmäßig und bauen mit Bedacht eine
Verteidigungslinie auf. Viel Menschen wohnen dort ja ohnehin
nicht.“
Ich fühlte mich unwohl. Anscheinend stellten die offiziellen
Nachrichten einiges harmlos dar – sicher aus gutem Grund. Eine
allgemeine Panik wäre das Schlimmste, was eintreten konnte.
Sollte ich dieser Marien etwa erzählen, was sich wirklich tat, sie
in Ängste um den Freund stürzen?
„Einige Tote soll es ja gegeben haben? Aus Schwerin ist einer
dabei.“ Sie sprach so, dass es wie eine Frage klang, als wollte sie
mich zum Weitersprechen oder zum Widerspruch veranlassen.
„Am Anfang war es schlimmer“, erläuterte ich. „Man wusste
nicht genug von denen. Das hat sich geändert. Ich denke, die
Linie wird sie aufhalten.“ Ich sprach gegen meine Überzeugung.
„Seit wann ist dein Martin da?“
„Drei Wochen etwa.“
„Dann musst du dir keine Sorgen machen. Und wenn du
keine Nachricht hast: Die Transporter werden jetzt für
wichtigere Dinge gebraucht, das ist doch einzusehen. Na, und
bevor alles so in Gang kommt. So lange dauert der Spuk ja
noch nicht.“. Insgeheim atmete ich auf. „Wenn dieser Martin
erst drei Wochen oben war, bestand tatsächlich die Chance, dass
er bisher an keinem Kampf teilgenommen hatte und
wahrscheinlich am Leben war. Schließlich erwischt es nicht
gleich jeden. Ich bin ja bislang auch durchgekommen.“, dachte
ich.
„Werdet ihr sie vertreiben?“, fragte Irene naiv.
„Wir werden nichts unversucht lassen.“ Ich wich noch immer
aus.
„Da in Nordfinnland, ist das nicht schon Tundra?“
„So ähnlich, mehr dünner Wald.“
„Da machen die doch nicht soviel Schaden, hm?“
Ich nickte. „Wenn man von den Toten absieht“, dachte ich
sarkastisch.
Irene schwatzte weiter: „Und wenn wir jetzt mit ihnen
verhandeln, stellt sich alles als ein Missverständnis heraus.
Vielleicht sind sie gar nicht bösartig, und wir sind ihnen
feindselig entgegengetreten. So meint mein Bruder.“
„Und dein Bruder weiß so etwas.“ Ich spottete. Dann fragte ich
ernsthaft: „Du hast letztens etwas von Verhandeln gehört?“
Schließlich war ich bereits drei Tage unterwegs und hatte mich
nicht informiert.
Eifrig mischte sich Marien in den Dialog: „Weißt du das nicht?
Sie haben sich von einigen Menschen die Intersprache lehren
lassen. Was sonst soll das bedeuten, als dass sie mit uns
verhandeln wollen!“
Lehren lassen! So kann man’s auch nennen! Heilige Einfalt.
Wenn man so die Menschen auf die möglichen Schrecken
vorbereitet! Fast hätte ich heftig zurückgefragt, ob sie sich
vorstellen könne, dass man Sprache auch noch zu etwas
anderem als zum Verhandeln verwenden könne, zum Anordnen

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