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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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uns miauend – die
einzige Bewegung in dieser toten Stadt. Nicht ein Mensch zeigte
sich, nicht einmal einer jener, die die Glocke passiert hatten.
Wir standen erschüttert. „Was habt ihr Wüteriche mit den
Leuten gemacht?“, fragte ich zornig unseren Begleiter.
„Sie sind umprogrammiert“, antwortete er lakonisch. „Sie
arbeiten.“
Das Abstoßende in seiner Antwort setzte Hoffnung in mich:
Wenn man Umprogrammieren konnte, sollte ein
Entprogrammieren auch möglich sein. „Entprogrammieren könnt
ihr aber nicht!“, sagte ich, auf den Busch klopfend.
„Bah!“ Er sagte tatsächlich geringschätzig „Bah!“, und fuhr
fort, es klang beinahe stolz: „Wir zerstören nicht, wir
blockieren.“
„Ach“, höhnte ich, „ihr zerstört nicht.“
„Nicht alles.“ War das Ironie? „Ihr könnt für uns arbeiten.“
„Aha!“ Hatten sie ihre Taktik geändert, lässt sich aus seinem
Zugeständnis Hoffnung schöpfen, ihre Haltung sei anders
geworden, humaner vielleicht? Doch seine nächste Bemerkung
ließ mich diese Ansicht aufgeben.
„Ihr seid viele, wir schätzen nach eurem Zahlensystem mehr als
eine Milliarde…“
Ich frohlockte im Innern. Falsche Zahlen bedingen falsche
Rechnungen. Und wenn sie global kalkulierten, konnte das für die
Menschen schon wichtig sein, und da kommt es auf ein paar
mehr oder weniger nicht an. „Hat sich was mit Humanität“,
dachte ich. Er sprach von Menschenleben, Schicksalen, Leid, als
wären es Schrauben. Auch diese erfüllen einen Zweck, und auf
ein paar mehr oder weniger kommt es nicht an. Zu erwarten gab
es also in dieser Hinsicht nichts. Auch das schien mir eine
wertvolle, wenn auch unerfreuliche Erkenntnis zu sein. Wir
brauchten also in unseren Aktionen nicht die geringste Rücksicht
walten zu lassen. Und dass sie etwa irrtümlich, aus einem
Missverständnis heraus, sich so brutal betrugen, schied für
mich nun endgültig aus. Man musste denjenigen, die dieses für
möglich hielten, ein für alle Mal jede Entscheidungsbefugnis bei
den Menschen entziehen. Das würde ich in aller Härte fordern,
käme ich mit erledigtem Auftrag heil zurück.
Der Grüne mahnte: „Nun besorgt euch euer Gerät. Wir werden
erwartet.“
Nicht weil er das sagte, beeilte ich mich, sondern weil ich
selbst weiterkommen wollte. Die tote Stadt gab nichts mehr her,
und er schien offenbar auch nicht mehr gewillt, den Dialog
fortzusetzen. Ich muss zugeben, ich war äußerst gespannt, was
uns an jener Basis erwarten würde und wie man sich unsere
Mitwirkung wohl vorstellte.
Wir orientierten uns nach der Hauptgeschäftsstraße, drangen in
ein unverschlossenes Optikergeschäft, fanden
Mikroskope
unterschiedlicher Qualität vor, packten von jedem eins ein, und
überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden wurde, hinterließ
ich einen Zettel im Geschäft, was mit diesen Instrumenten
geschehen war. Wir suchten noch zwei Drogerien auf, eine davon
brachen wir auf, und requirierten etliche Säckchen künstlichen
Düngers.
Hier offenbarte sich eine erstaunliche Eigenschaft unseres
Begleiters. Wir führten keine Behälter mit uns. Die Mikroskope
konnten wir gerade noch tragen, mit dem Dünger wurde es
problematisch. Als ich im ersten Geschäft nach einem Sack
oder ähnlichem suchte, fragte der Grünling, was ich täte. Als ich
es ihm erläutert hatte, sagte er, dass wir das anders machen
würden, und ich hatte tatsächlich den Eindruck, als ob er dabei
lächelte. Er hieß uns die Beutel zu stapeln, und dann ließ er sie
vor uns her schweben wie auf einer unsichtbaren Palette eines
Gabelstaplers. Das imponierte schon. Und welche Beherrschung
einer uns nur nach der Theorie bekannten Feldtechnik offenbarte
das!
An einem Lebensmittelgeschäft packte ich einige Konserven
dazu, eingedenk der letzten Mahlzeit, öffnete zwei Dosen mit
Futter und stellte sie auf den Bürgersteig, denn noch immer
verfolgten uns einige der Katzen.
    Ich musste tatsächlich eine Weile überlegen, ob das die Gegend
war, in der sich damals der große Behälter befand, in dem wir
gefangen gehalten wurden.
    Es waren da zwei Gewächshäuser, vom Typ dessen, an dem wir
bauten. Und jetzt, im Gegensatz zu meinem vorigen Aufenthalt,
überblickte ich den Platz. Auf der kleineren Lichtung, in die die
Seezunge hineinragte, stand ein zylindrischer Körper gewaltigen
Ausmaßes, und er besaß Flossen und eingelassene Luken, hatte
eine entfernte Ähnlichkeit mit den allerersten amerikanischen
Raumfähren.
    Davor zogen sich die

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