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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mir
das alles denken müssen! Es war ausgeschlossen, dass die
Invasoren jeden einzelnen Menschen in
dieser
Region
Nordfinnlands aufgespürt, getötet, verblödet oder versklavt
hatten. Nunmehr hatten sich diese Versprengten zusammen
getan, und eine solche Aktion wie in der vergangenen Nacht
konnte nur auf wohlorganisiertes Vorgehen und nicht auf die
Verzweiflungstat eines versprengten Haufens schließen lassen.
Punkti sagte mir später auf meine Frage, dass sie lediglich einen
Toten zurückgelassen hatten, während vierzehn aktive Kugeln
dran glauben mussten und zweihundertacht heranwachsende
Kakteen vernichtet wurden. Ein stattlicher Erfolg!
    Bei nächster Gelegenheit besprach ich mich mit Nemo,
schilderte ihm meine Begegnung mit dem Baubrigadier, und er
schwenkte sofort ein, gab zu, dass er sich ähnliche Gedanken
auch bereits gemacht habe.
    Die Einpflanzung wurde lediglich um zwei Tage verschoben, so
lange, bis das Haus wieder intakt war. Wenige Stunden später
traf ich den Baubrigadier in der Kolonne der Erdarbeiter. Er
erkannte mich nicht wieder, schleppte das auf unser Geheiß
gefertigte Gemisch in eines der anderen Gewächshäuser. Dieser
Anblick erschütterte mich maßlos. Und wenn ich nicht bereits
den Entschluss zur Änderung meiner Taktik gefasst hätte,
spätestens jetzt wäre es dazu gekommen.
    Da die Bauarbeiten drüben mit allen Geräuschen weitergingen,
hatte man entweder nur einige Arbeiter weggenommen, oder
man hatte die gesamte Brigade durch eine neue ersetzt. Als ich
am Abend davon sprach, bemerkte Fred: „Er soll mit den
Partisanen in Verbindung gestanden haben.“ Mir drängte sich
die Frage auf, woher Fred das wusste…
    Das Impfen der Kugeln erfolgte in Etappen und
zeremonienhaft aufwendig. Wir drei wurden unter eine glasklare
Folie gesteckt mit dem Hinweis, den Standort unter keinen
Umständen zu verlassen. Selbstverständlich war das gesamte
Haus ansonsten geräumt. Der erste Eindruck war: Es herrschte
äußerste Sterilität. Von Spezialrobotern – wir hatten sie noch nie
gesehen, auch damals nicht in jenen schrecklichen Szenen –
wurde eine Art Umhang um den Kaktus gelegt, nachdem er mit
einer Flüssigkeit besprüht worden war. Dann erst senkte sich ein
Kasten über die Pflanze, verharrte einige Augenblicke und
schwenkte zur nächsten vorbereiteten. Die Roboter befanden
sich stets in einem Pentagon von fünf grünen Kugeln, die lautlos
das Ganze schwebend umgaben. Im Grunde eine enttäuschende
Angelegenheit für uns.
    Nun würden in den Kakteen, deren Inneres von Hause aus
fasrig und porig war, die Engelchen heranwachsen, und
sie
würden bis zur Reife der Hülle schon fast ihre endgültige Größe
erreichen, in einem Vierteljahr.
    Am Abend dieses Tages raunte mir Nemo zu: „Wir dürfen nicht
zulassen, Igor, dass sie gegen uns marschieren.“
In Gedanken sagte ich: „Das dürfen wir nicht…“
Alle Anzeichen wiesen darauf hin, dass Größeres vorbereitet
wurde. Immer mehr Geräte unbekannter Zweckbestimmung
wurden um die Schiffe herum versammelt. Wir nahmen an, dass
sich in diesen noch Produktionsstätten befanden. Wir zweifelten
nicht, dass es sich um Kampfgerät handelte. Großkalibrige
Rohre, Mündungen und Leiteinrichtungen machten dies allzu
deutlich.
Am Tage nach der ersten Einpflanzung – weitere folgten ohne
unser Beisein – kam nachmittags Nemo aufgeregt in das zweite
Gewächshaus, das wir nunmehr betreuten. Er teilte Fred und
mir mit, dass er beobachtet habe, wie sie einige der
unglücklichen Arbeiter entprogrammiert und diese Menschen
dann der Baubrigade angegliedert hätten. Es sei eine Art Haube,
die den Auserwählten übergestülpt werde. Etwa fünf Minuten
müsse jeder darunter verbringen, dann scheine es, als ob sie aus
einem Schlaf erwachten.
Länger als weitere fünf Minuten
benötigten sie für das Munterwerden nicht. Er, Nemo, habe den
Eindruck, soweit er das als Außenstehender beurteilen könne, sie
seien wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.
Die Arbeiter hausten in dem hohen Kegel, in dem auch ich
damals gefangen gehalten wurde. Im Bereich der provisorischen
Treppe hatte man ein Vordach angebracht, darunter standen
Geräte, unter anderem auch jener Entprogrammierer, und ein
Teil unseres Kalkvorrats.
Mein nächstes Bestreben war, erneut Verbindung mit Sven
aufzunehmen.
Diesmal musste ich sicher sein, dass wir nicht abgehört
wurden. Gleichzeitig wollte ich die Gelegenheit nutzen, die
Wachsamkeit der Kugeln zu testen. Ich

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