Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
besprach meinen Plan
mit Nemo, Fred schlossen wir abermals aus.
Wir wussten nie, wer gerade Wache bei uns oder über uns
hatte. Sven hatte ich vom Latrinenverschlag aus erreicht und in
aller Knappheit einen Treffpunkt mit ihm ausgemacht. Ich hatte
die Bucht, die ich kannte, vorgesehen – etwa hundert Meter am
Uferstreifen entlang. Bei Einbruch der Dämmerung, zu dem
Zeitpunkt also, zu dem wir uns zurückzogen, richteten wir es so
ein, dass wir noch einige Kalksäcke schleppten. Nemo
verwickelte unsere Aufsicht in ein belangloses Fragespiel, und
ich verschwand wieder unter jener Treppe, unter der ich bereits
einmal mit Dagmar den günstigsten Fluchtzeitpunkt abgewartet
hatte. In unserer Unterkunft wurden wir bislang nie kontrolliert,
was nicht ausschloss, dass sie es dennoch taten. Auch das zu
wissen, wäre für den Ernstfall wichtig gewesen.
Die Zeit wurde mir lang, und ich vermochte das bekannte
Angstkribbeln nicht zu verhindern. Ich konnte mir
gut
ausmalen, dass sie ohne Anruf schossen, wenn sich etwas
Verdächtiges bewegte.
Es war beinahe sträflich, wie sie ihre Basis bewachten,
zumindest nach außen hin. Doch die Schiffe hatten sie Tag und
Nacht mit einem Wachgürtel umgeben. Auch die menschlichen
Bautrupps standen unter ständiger Aufsicht – vielleicht war das
einer der Gründe, weshalb uns der ehemalige Brigadier für
Kollaborateure gehalten hatte; denn wir wurden keineswegs
streng beaufsichtigt. Sobald wir uns in unseren Schweber
zurückgezogen hatten, hörte augenscheinlich die Überwachung
auf. Nur die weit oben triftenden Kugeln bildeten nachts einen
Ring um die Schiffe. Gegenwärtig befand ich mich außerhalb
desselben, schwierig würde es bei der Rückkunft werden, da
musste ich diesen Gürtel passieren.
Ich erreichte unbehelligt das Ufer, legte dort die Kleider ab, es
waren meine einzigen, und ich wollte maximal beweglich bleiben.
Das kalte Wasser griff lähmend nach mir, ich schwamm schnell,
jedoch bemüht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen.
Als ich nach rechts hinter den Uferstreifen bog, wurde es mir
wohler. Ich schwamm ruhiger, obwohl die Kälte
wieder
fühlbarer wurde.
Ich fuhr zusammen, als Sven mich flüsternd anrief.
Uferbewuchs und sein kleines Schlauchboot schienen in der
Dunkelheit eins.
Ich drückte ihm die Hand, länger als für die Begrüßung
notwendig. Dann schwang ich mich mit in das Boot und hüllte
mich in die vorsorglich von ihm mitgebrachte Decke.
„Wir brauchen dringend eine Verbindung zu den Partisanen“,
sagte ich und konnte nicht verhindern, dass die
Zähne
aufeinander schlugen.
Sven reichte mir aus einem Thermosbehälter warmen Tee.
„Die haben wir!“, antwortete er betont lakonisch. Verhaltener
Stolz schwang in seinen Worten mit, was soviel hieß wie: Wir
haben nicht die gesamte Zeit untätig herumgesessen, waren in
unserem Handeln nicht nur von deinen Aktivitäten abhängig.
Und ich freute mich, dass es ihm nicht zu langweilig geworden
war in diesen Wochen des Wartens.
Dann überraschte ich Sven doch, als ich ihm offenbarte, wofür
ich die Verbindung zu den Partisanen brauchte. Er war
dermaßen interessiert, dass ich annehmen musste, es läge noch
ein persönlicher Grund vor. Und in der Tat gestand er mir, dass
er vermuten müsse, man habe seine gesamte Familie durch die
Glocke geschickt, und dass er darauf brenne, Rache zu nehmen,
deshalb wolle er bei diesem Einsatz dabei sein, seine
Gelegenheit würde noch kommen. „Aber die Dosis, wir
brauchen noch Angaben über die Dosis“, sagte er dringlich.
Ich beruhigte ihn und sicherte ihm zu, dass ich mich darum
bemühen werde, denn ich müsse damit rechnen, dass man
auch Dagmar programmiert habe.
Wir machten Termine und unverfängliche Kodes aus. Dann
verabschiedete ich mich, diesmal mit der inneren Gewissheit,
dass die Trennung nicht allzu lange sein würde.
Ich erreichte die Bucht, sah ich zur Uhr. Es war keine Zeit zu
verlieren. In zehn Minuten würde Nemo von Sven das Zeichen
bekommen, dass ich zurückkehre und er mit dem vereinbarten
Theater, das mir den Durchbruch durch den Ring ermöglichen
sollte, beginnen könne. Und es musste auch vor Fred
unverfänglich wirken.
Kaum dass ich zwei Minuten unter der Treppe verschnauft
hatte, ging es im Gewächshaus los. In allen Ecken und in
unterschiedlicher Folge knatterten blaue Blitze, gespenstig
verteilt und diffus zerstrahlt.
Zu unserer Pflanzentherapie gehörte auch eine Beleuchtung in
den Gewächshäusern. Fred hatte den Vorschlag

Weitere Kostenlose Bücher