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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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identifizieren. Ihre stumpfen, von der primitiven
Aufgabe besessenen Gesichter legten stets Zeugnis ab von der
Brutalität, der Inhumanität der Eindringlinge. Und immer stellte
ich mir schmerzlich vor, Dagmar gehörte einem solchen Trupp
an und schleppte irgendwo Erde oder machte etwas anderes
Stumpfsinniges.
Einmal ließ Punkti durchblicken, dass es nach dieser
Vegetationsperiode gegen Süden ginge, und dann
unaufhaltsam. Die Anstrengungen der Menschen, sie, die
Eroberer, aufzuhalten, seien lächerlich. Es war mir – das
Gespräch fand im Freien statt – als weise er in die Runde,
zumindest drehte sich die Kugel, um angeberisch auf das immer
zahlreicher gewordene Kriegsgerät zu zeigen. „Die Schiffe selbst
werden eingreifen“, fügte er hinzu.
Wir arbeiteten, nunmehr jedoch stets darauf bedacht, wie
wir, ohne uns selbst bloßzustellen, die eigene Arbeit um ihre
Früchte bringen könnten. Außer einer physischen Vernichtung
der heranwachsenden Armee fiel uns jedoch nichts ein. Wir
dachten an eine Vergiftung, eine Infektion oder Ähnliches, all
das hätte jedoch auf unser Einwirken hingedeutet.
Die Basis spie Kriegsgerät in steigendem Maße aus. Längst
verblieb nicht mehr alles am Ort. Schweb er wurden beladen, und
sie flogen die Waffen zu anderen Frontabschnitten, an denen es,
wie mir Sven beim Treffen mitgeteilt hatte, überall sehr ruhig
zuging. Die Fremdlinge provozierten nicht mehr, forderten den
Einsatz irdischer Waffen nicht heraus. Die Stützpunkte würden
nicht angegriffen werden, weil sie sehr stark mit menschlichen
Arbeitskräften durchsetzt waren. Ohne diese in Mitleidenschaft
zu ziehen, konnten wirkungsvolle Bombardements und
Raketenangriffe nicht erfolgen. Man überließ also, was ich als
äußerst falsch empfand, die Initiative dem Gegner. Anstatt die
Vorbereitung seiner Offensive zu stören, ließ man ihn in Ruhe
Kriegsgerät und Mannschaften anhäufen. Freilich, das mit den
Gefangenen war ein Argument, aber die generelle
Berücksichtigung dessen würde überhaupt die Kampfkraft
lähmen, kämen die anderen dahinter und würden ihre Taktik
darauf aufbauen. Es gibt eben Situationen, die zum Wohl des
Ganzen das Opfer des Einzelnen verlangen.
Nemo und ich beschlossen, wenn nicht anders, zur direkten
Sabotage überzugehen und dann zu fliehen. Mein Wunsch
wäre es noch gewesen, wenigstens einmal an die Unbemäntelten
heranzukommen, aber das schien völlig ausgeschlossen.
    Ich hatte eine flache Schale mit Setzlingen vor dem Leib, Fred
stach die Löcher und Nemo drückte die Pflanzen an, als sie
kamen.
    Sie schwebten langsam von beiden Seiten heran, Punkti befand
sich unter ihnen, vier von jeder Seite, und sie drängten uns
sanft dem Ausgang zu, der zu einer Art zentralen Platz wies.
    Nemo und ich sahen uns verständnislos an. Ich hatte kaum
Zeit, den Kasten wegzustellen. Irgendwie wurde mir flau. Dass es
berechtigt war, zeigte sich, als wir ins Freie traten. An die
fünfzig Kugeln standen im Halbkreis vor einem vielleicht einen
Meter hohen Container. In der ersten Reihe der Versammelten
ragten zwei Glasquader auf, in deren Innerem je ein Engelchen
aufrecht zu sehen war.
    Überrascht blieb ich stehen, packte Nemo am Ellenbogen. „Das
sind sie!“ raunte ich erregt. Jedoch die Engel da im Glaskäfig
waren beinahe doppelt so groß wie jener, den wir seinerzeit aus
der Hülle gepellt hatten. Aber Engelsgesichter besaßen auch sie,
und sie standen majestätisch, gleichsam an ihre langen Stelzen
gelehnt, die den Körper wie gefaltete Flügel überragten, von
hinten aber wie die Sprungbeine von Grashüpfern aussahen.
    Ich fragte Punkti geradezu: „Was geht hier vor?“
Es war, als ob er flüsterte: „Es ist soweit, wir brauchen euch
nicht mehr, außerdem habt ihr uns geschadet. Aber ihr sollt –
wie ihr sagt – in Ehren gehen. Deshalb sind wir gekommen, um
dem beizuwohnen. Selbst von den Unbemäntelten sind zwei
anwesend. Darauf könnt ihr euch etwas einbilden!“
Ich riss das Funkgerät hervor, drückte die Taste und rief:
„Sven, schnell. Wenn du noch etwas ausrichten kannst, es geht
uns an den Kragen!“ Ich rief es ein zweites Mal,
hörte
irgendwann das Erkennungszeichen Svens, drehte mich wie ein
Kreisel, weil ich dem Feld, das nach dem Funkgerät schlug,
entgehen wollte.
„Wo bist du?“ rief Sven.
„Basis“, konnte ich noch antworten, da wurde mir das Gerät
unsichtbar entrissen und auf dem Boden zerquetscht. Dann stieß
man mich vorwärts.
„Was geht hier vor,

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