Falsche Froesche
Sie beinahe hysterisch lachen. Da können Sie sich gleich in der geschlossenen Anstalt einquartieren.
Fieberhaft überlegen Sie, wie Sie aus dieser Nummer aussteigen, ohne ihn fürchterlich zu verletzen. Das Monster in dem Spiel ist seine Mutter, er das Opfer, er hat Brutalität nicht verdient. Statt des erwarteten Luftsprunges sieht er Wasser in Ihre Augen schießen. Was er für Rührung hält, sind Ihre ersten Abschiedstränen.
Der Parasit
Wirst du irgendwo gut aufgenommen,
musst du nicht gleich wieder kommen.
Deutsches Sprichwort
FALLE
Er fühlt sich wohl bei Ihnen.
HIMMEL
Erfrischend, dieser Mann, so wahnsinnig spontan. Sie selbst melden sich immer an, bevor Sie jemanden besuchen. Auch Ihre Freunde erkundigen sich telefonisch, ob es passt, dass man vorbeikommt, und wann der beste Zeitpunkt wäre. Er aber, er ist einfach da. Läutet Sturm, ruft ein fröhliches »Ich bin’s!« in die Gegensprechanlage, und schon steht er im Vorzimmer. Das bringt ganz neuen Schwung in Ihren durchgestylten Tag. Und hilft, eine Eigenschaft zu entwickeln, die Ihnen ohnehin schmerzlich fehlt: Flexibilität.
Früher, bevor Sie sich in diesen herrlich unkonventionellen Mann verliebten, spulten Sie Ihr starres Ritual ab. Wenn Sie nachmittags von der Arbeit nach Hause kamen, lüfteten Sie die Wohnung, verstauten Einkäufe, gossen die Zimmerpflanzen, warfen Waschmaschine oder Geschirrspüler an und lasen Ihre E-Mails . Lappalien, die Ihnen wichtig schienen, weil Sie durch das Ordnen Ihrer kleinen Welt zur Ruhe kamen und in die Entspannung glitten. Jetzt, mittendrin, schrillt munter Ihre Glocke, beglückt hüpfen Sie zur Türe, dem Geliebten zu öffnen. Wozu täglich Pflanzen gießen? Der volle Einkaufskorb läuft nicht davon. Ein Häufchen Schmutzwäsche hier, ein paar klebrige Teller und Gläser dort, das hat sogar einen gewissen Charme. Und E-Mails können ohnehin warten.
Ich bleibe nur ganz kurz, sagt er, und Sie, schon voll flexibel, atmen ruhig durch und denken sich: Okay, dann erledige ich alles später, wenn ich wieder alleine bin. Sie kochen Kaffee, so viel Zeit muss sein, es folgt ein entspannter Plausch auf der Couch. Er fühlt sich wohl bei Ihnen. Schließlich tätigt er einen Anruf und verschiebt seinen Abendtermin um eine Stunde. Zwanzig Minuten später, er hängt bereits behaglich in den Kissen, greift er erneut zum Telefon und sagt gänzlich ab. Ach, schön. Der Abend und die Nacht gehören Ihnen beiden.
Die erste spontane Einkehr traf Sie unvorbereitet. Weshalb Sie weder Coca-Cola, Darlings Lieblingsgetränk, noch die Zutaten für ein ordentliches Essen lagernd hatten. Längst kein Problem. Mittlerweile bunkern Sie Cola in 1, 5-Liter -Flaschen, er trinkt recht fleißig, und sind stets gerüstet, in kurzer Zeit ein leckeres wie üppiges Mahl zuzubereiten, er ist ein guter Esser.
Nach dem Speisen überkommt ihn große Müdigkeit. Er begibt sich auf Ihr Bett, um ein Verdauungsnickerchen einzulegen. Die Schuhe streift er gottlob ab, ansonsten bleibt er vollständig bekleidet. Zwar sind Sie gewohnt, dass man im Anschluss an ein gemeinsames Essen am Tisch verweilt und ein wenig Konversation betreibt, aber bitte. Wenigstens kommen Sie jetzt dazu, nach dem Abservieren des Geschirrs die Pflanzen zu gießen, aufzuräumen und E-Mails zu lesen.
Aus dem Schlafzimmer tönt zu diesem Zeitpunkt friedliches Schnarchen. Das Nickerchen ist nahtlos in die Nachtruhe übergegangen. Jetzt müssen Sie den Guten nur noch ausziehen. Bei aller Lässigkeit, die Sie in jüngster Zeit erwerben konnten − Hunde, Katzen und inStraßenkleidern steckende Männer kommen Ihnen nicht ins Bett.
Gröberen Stress verursachen die morgendlichen Besuche. Von den eineinhalb Stunden zwischen Wecker und Abmarsch brauchen Sie jede Minute: Frühstück, Zeitungen, Gymnastik, duschen, schminken, den Arbeitstag im Kopf durchgehen, Handtasche packen und ab zur U-Bahn . Ihr Liebling ist Frühaufsteher und gewöhnt sich an, im Zuge seines Morgenspaziergangs einen Zwischenstopp bei Ihnen einzulegen. Sie freuen sich natürlich, ihn zu sehen. Allerdings geraten Sie durch die Unterbrechung Ihres gewohnten Programms arg ins Schleudern. Egal. Die Zeitungen können Sie genauso gut im Büro lesen. Jeden Tag Gymnastik ist übertrieben. Ihren Arbeitstag denken Sie in der U-Bahn durch. Und schon geht sich alles locker aus.
Dass er Ihnen ins Badezimmer folgt, wo er mit einer Tasse Kaffee, den Sie rasch gekocht haben − Sie selbst trinken morgens Tee −, auf dem zarten
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