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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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stand ein Stuhl, auf dem nur noch drei Fotos des
mutmaßlichen Täters lagen. Die Journalisten hatten sich offenbar bereits
bedient. Peters schnappte sich ein Foto und sah sich den Mann an. Er schüttelte
den Kopf, während er die Tür zum Presseraum öffnete. Sofort drehten sich die
Wartenden zu ihm um. Peters ging nach vorn und nahm am Tisch mit den Mikrofonen
Platz. Mareike Fichte setzte sich zu den Journalisten und fischte einen kleinen
Notizblock aus der Tasche.
    Peters machte seinen Job, mehr nicht. Er berichtete, was er für
nötig hielt. Es war ein knapper, schmuckloser Vortrag, auf den ein paar Fragen
folgten. Die meisten wehrte er ab und verwies darauf, dass die Ermittlungen
noch im Gange seien und die Polizei grundsätzlich keine voreiligen Schlüsse ziehe.
Das würde sie der Presse überlassen. Die Damen und Herren zogen bald darauf ab,
das Bild des mutmaßlichen Täters in den Taschen.
    »Sie hätten ihnen ein bisschen mehr Futter geben können«, sagte
Mareike Fichte, als sie den Presseraum verließen.
    »Denen Futter geben?«, fragte Peters. »Das sind Haie. Die darf man
nicht füttern, sonst werden sie immer gefräßiger.«
    »Trotzdem sollten Sie den Journalisten ein wenig mehr
entgegenkommen.«
    »Wie denn?«, fragte Peters.
    »Das ist ziemlich einfach. Man muss nur gewisse Konventionen
bedienen und Konversationsregeln beachten. Rhetorische Techniken. Die Leute
anschauen, zu denen man spricht. Pausen lassen, damit sie nachdenken können und
glauben, sie wären selbst auf das eben Gesagte gekommen. Und so weiter. Ich
kann es Ihnen bei Gelegenheit einmal vorführen.«
    »Wollen Sie die nächste Pressekonferenz für mich übernehmen?«
    »Gern.«
    Peters sah die neue Kollegin an. Sie verunsicherte ihn, weil sie
anders war als alle Kollegen, mit denen er jemals zu tun gehabt hatte.
    »Rauchen Sie?«, fragte er, als sie vor seinem Kellerverlies
angekommen waren.
    »Manchmal. Aber keinen Tabak.«
    Peters brauchte einen Augenblick, bis er die Bemerkung begriff.
    »Sie dulden es aber, wenn jemand in Ihrem Beisein schnöden Tabak
raucht, der Teer und Nikotin enthält?« Peters öffnete die Tür.
    »Muss ich wohl, so wie es hier riecht«, sagte sie und sah sich um.
»Na ja. Gemütlich ist es nicht gerade, aber groß genug für zwei.«
    »Wenn Sie wollen, können wir einen Schreibtisch von oben holen«,
sagte Peters.
    »Ich brauche keinen Schreibtisch. Nur meinen Laptop und eine
Sitzgelegenheit.«
    »Sollen Sie haben.«
    »Allerdings kann ich etwas anderes gar nicht brauchen.«
    »Was denn?«
    »Einen Mann, mit dem ich zusammenarbeiten soll und der nicht
aufhört, mich zu siezen.«
    »Carsten«, sagte Peters.
    »Mareike«, sagte sie. »Kann ich die Akte haben?«
    »Wozu?«
    »Ich würde sie gern lesen.«
    »Du glaubst also auch nicht, dass es das war?«
    »Ich ziehe keine voreiligen Schlüsse. Genauso wenig wie du.«
    Mareike schnappte sich die Akte, ging zur Tür und warf sie mit dem
Fuß zu. Dann hörte Peters das Getrommel ihrer Absätze auf dem Betonboden.
    * * *
    Der entscheidende Hinweis auf den Aufenthaltsort des Gesuchten war
aus der Justizvollzugsanstalt Pont gekommen, wo Werner Frege arbeitete. Karl
Jaspers war dort ein alter Bekannter. Obwohl Frege anderes behauptete, musste
Jaspers als gefährlich und gewaltbereit eingestuft werden. Sein
Vorstrafenregister sprach eine eindeutige Sprache. Deshalb war es viel zu
risikoreich, einen Zivilbeamten zu Freges Haus zu schicken, ihn klingeln zu
lassen und den Verdächtigen zu bitten, ihm zu folgen. Man hatte auf höchster
Ebene entschieden, dass aus Sicherheitsgründen das volle Programm gefahren
werden sollte.
    Die Trupps des Sonderkommandos näherten sich dem Haus von zwei
Seiten. Die Männer wirkten aus der Entfernung wie riesige Insekten. Ihre
Gesichter waren nicht zu erkennen, und sie bewegten sich wie Schatten.
    Charly hatte sich ein Bier aus dem Kühlschrank geholt. Werner
zuliebe nahm er ein Glas, obwohl er es vorzog, aus der Flasche zu trinken. Er
entfernte den Kronkorken mit dem Feuerzeug. Als er eingießen wollte, merkte er,
dass seine Hand zitterte. Es kam plötzlich, und er sah die Hand an, als wäre
sie etwas Fremdes, was nicht zu ihm gehörte. Ohne es zu wollen, trank er einen Schluck
aus der Flasche. Dann stand er auf und ging noch einmal zum Fenster. Nichts.
Nur die einsame Schubkarre. Und doch war da etwas. Es umgab ihn von allen
Seiten. Es rückte näher, unaufhaltsam. Er konnte es nicht sehen, aber er spürte
es.
    Er ging zur

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