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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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Haustür, die Flasche in der Hand, wagte aber nicht, die
Tür zu öffnen. Er bückte sich und hob mit zwei Fingern die Klappe des
Briefeinwurfs. Er sah ein rechteckiges Stück Straße, ein rechteckiges Stück
Welt. Er ließ die Klappe los und hob die Flasche an den Mund. Im selben
Augenblick explodierte alles.
    Die Tür flog aus den Angeln und traf ihn mit voller Wucht. Die
Flasche splitterte vor seinem Gesicht, und die Tür begrub ihn unter sich. Er
schrie laut auf, dann war er still. Stiefel trampelten über ihn und die Tür
hinweg.
    Wenig später wurde er unter der Tür hervorgezogen. Man drehte ihn
auf den Bauch und fesselte ihn mit Kabelbindern. Er merkte es nicht. Er merkte
gar nichts mehr.
    Als er wieder zu sich kam, saß er im Flur, die Hände hinter dem
Rücken. Er blutete. Wo genau, wusste er nicht, aber er schmeckte das Blut. Er
konnte nicht aufstehen und verstand nichts von dem, was die Männer mit den
Masken sagten, obwohl sie schrien, als wäre er taub. Zwei Männer packten ihn
und trugen ihn zu einem Wagen. Jemand hüllte seinen mageren Körper in eine
Decke.
    Der Wagen fuhr an. Erneut verlor Charly das Bewusstsein. Er wachte
erst auf der Krankenstation wieder auf. Die Blutungen im Gesicht waren zum
Stillstand gekommen. Er sah die Gitter vor den Fenstern und stellte erleichtert
fest, dass er wieder zu Hause war.

VIER
    21.26 Uhr. Der alte Mann wartet auf seinen Enkel. Er sieht
den Jungen zwischen den Autos, sieht das Unglück kommen, reißt den Mund auf und
schreit. Aber niemand hört ihn.
    Gut Moelderings lag abseits der Landstraße auf einer künstlich
geschaffenen Anhöhe. Wenn der Rhein Hochwasser hatte und über die Ufer trat,
verwandelte sich der Hof mitsamt der näheren Umgebung in eine Hallig. Der Fluss
war vielleicht drei Kilometer entfernt, aber das bedeutete nicht, dass man vor
den Wassermassen in Sicherheit war. Van de Loo hatte die Bilder der letzten
großen Überschwemmung noch ziemlich gut in Erinnerung.
    Er saß neben Johanna in ihrem Wagen. Katharina hatte sich auf den
Rücksitz gelegt, hörte Musik und träumte vor sich hin. Land und Leute
interessierten sie offenbar nicht, sie sah kein einziges Mal aus dem Fenster.
Sie hatte genug mit sich selbst zu tun. Van de Loo hatte mit ihr ausgemacht,
dass sie Moelderings gegenüber so tun sollte, als sei sie an einer
Reitausbildung interessiert. Er selbst würde sich ein wenig auf dem Hof umsehen
und sich ansonsten auf sein Gespür verlassen. Irgendetwas hatte er immer
herausgefunden, wenn er sich auf eine Sache oder einen Menschen eingelassen
hatte. Er würde Winkens’ Auftrag erfüllen und vielleicht gleichzeitig ein Stück
weiterkommen bei der Klärung des Falls Grossmann.
    Johanna bog in den Zufahrtweg ein, der von hohen Pappeln gesäumt
wurde. Rechts und links streckten sich weite, feucht glänzende Koppeln, auf
denen ein paar Pferde standen. Die Zäune bestanden aus ehemaligen
Eisenbahnschwellen, zwischen denen sich breite Gummibänder spannten. Überall
hingen Hinweisschilder, dass die Tiere nicht gefüttert werden durften, und
alles wirkte sehr gepflegt. Kurz vor der Zufahrt zum Hof verbreiterte sich der
Weg. Auf der linken Seite parkten einige Autos. Rechts stand ein halbes Dutzend
Pferdeanhänger, die anscheinend schon länger nicht mehr bewegt worden waren.
Gerade führte eine junge Frau ihr Pferd durch das Hoftor.
    Johanna stieg aus, nahm Katharina in den Arm, und gemeinsam gingen
sie der jungen Frau mit dem Pferd nach. Van de Loo wollte sich zunächst die
Gebäude von außen ansehen. Der Hof musste erst vor wenigen Jahren renoviert
worden sein. Die dunklen Backsteine waren mit hellem Mörtel verfugt; auf dem
First leuchtete eine Wetterfahne in Gestalt eines galoppierenden Pferdes.
    Gut Moelderings war ein Reiterhof wie aus dem Bilderbuch. Die
ehemalige Scheune war zu einer Reithalle umgebaut worden. Früher hatte es dort
offenbar auch einen kleinen Ausschank gegeben. Über der verschlossenen
Eingangstür hing ein Reklameschild der Diebels-Brauerei. Das Kästchen für die
Preisliste war leer und stand offen.
    Van de Loo ging weiter. Hinter der Reithalle gab es einen kleinen
Sandplatz. Am Rand lagen Gestänge und Balken zum Aufbau von Hindernissen. Van
de Loo wollte schon umkehren, als er den Mann sah. Er trug einen blauen Overall
und war mit der Reparatur eines Zaunes beschäftigt. Neben ihm stand eine leere
Flasche Bier. Als van de Loo näher kam, richtete sich der Mann auf, wobei er
den Hammer nicht aus der Hand

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