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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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fünfzehn verlässt Zielperson das Haus«, las Peters.
»Sie hat eine Tasche unbekannten Inhalts in der Hand. Wir folgen. Zielperson
schaut sich ein paarmal um, entdeckt uns aber nicht. Zehn Minuten später
betritt Zielperson einen Einkaufsladen ( REWE ).
Um sicherzugehen, folgt einer von uns. Zielperson kauft Ravioli, ein Schwarzbrot,
Käse. Zielperson spricht mit Metzger hinter der Fleischtheke. Dann wird ihm ein
Beutel gereicht. Zielperson bedankt sich und verlässt den Laden. Zielperson ist
auf dem Nachhauseweg. Wir bleiben dran …«
    »Die ticken doch nicht mehr sauber«, sagte Peters. »Die sollen
sofort damit aufhören!«
    »Von wem sprichst du?«
    »Von den beiden Idioten, die den Gehlen observieren. Die berichten
haarklein, was er einkauft. Sind denn alle verrückt geworden?«
    »Wenn sie nichts schreiben würden, wärst du auch sauer«, sagte Mareike.
    Peters gab keine Antwort. Er schaltete den Computer wieder aus,
lehnte sich zurück und steckte sich eine Roth-Händle an.
    »Glaubst du, Gehlen ist die richtige Spur?«, fragte Mareike nach
einer Weile.
    »Ich glaube gar nichts mehr«, sagte Peters. »Ich bin nämlich zem aus
der Kirche ausgetreten.«
    * * *
    Als van de Loo auf der Gaesdonck anrief, meldete sich eine
Frauenstimme.
    »Sekretariat Collegium Augustinianum Gaesdonck. Was kann ich für Sie
tun?« Die Stimme klang ausgesprochen freundlich.
    »Conrad van de Loo«, sagte van de Loo. »Ich war vor vielen Jahren
einmal Schüler der Gaesdonck.«
    »Extern oder intern?«
    »Intern«, sagte van de Loo.
    »Dann wollen Sie sich sicher für das Treffen der Ehemaligen im
November anmelden«, sagte die Sekretärin. »Soll ich Ihnen das Programmheft und
ein Anmeldeformular zuschicken?«
    »Das können Sie gerne machen«, sagte van de Loo.
    »Und die ›Gaesdoncker Blätter‹? Beziehen Sie die bereits? Da finden
Sie jedes Jahr eine Menge interessanter Artikel. Aktuelles und Historisches.
Das Abo kostet nicht einmal fünfzehn Euro, und Sie sind stets über die neuesten
Entwicklungen an unserer Schule informiert. Sicher haben Sie gehört, dass sich
hier einiges verändert hat in den letzten Jahren.«
    »Deshalb rufe ich nicht an«, sagte van de Loo.
    »Worum geht es denn?
    »Ich würde gern Herrn Schelling sprechen. Der ist doch Lehrer in
Ihrem Haus, oder?«
    »Das schon, aber Herr Dr. Schelling ist seit den Sommerferien nicht
mehr hier.«
    »Warum denn das? Ist er aus dem Schuldienst entlassen worden?«
    »Entlassen? Ich bitte Sie! So alt ist Herr Dr. Schelling noch nicht.
Er hat ein Sabbatjahr genommen und wird uns leider erst im nächsten Schuljahr
wieder zur Verfügung stehen.«
    »Ein Sabbatjahr? Was ist das?«, fragte van de Loo.
    »Ein Ruhejahr bei verminderten Bezügen. Man muss es sich sozusagen
erwirtschaften. Genaueres kann Ihnen sicher die Bezirksregierung sagen. Herr
Dr. Schelling hat sich dieses Sabbatjahr jedenfalls redlich verdient. Soweit
ich weiß, wollte er bald einige Zeit in einem japanischen Kloster verbringen und
ganz bescheiden leben. Er hat sich sehr darauf gefreut.«
    »Können Sie mir seine Adresse geben?«
    »Das ist normalerweise nicht üblich«, sagte die Sekretärin. »Aber da
Sie ein ehemaliger Gaesdoncker sind, will ich mal ein Auge zudrücken. Wir sind
ja schließlich alle Teil einer großen Familie.«
    Wenig später hatte van de Loo Schellings Adresse und seine
Telefonnummer. Als kleine Gegenleistung hatte er die »Gaesdoncker Blätter«
abonniert.
    Einen Augenblick war er in Versuchung, sofort bei Schelling
anzurufen, dann entschied er sich anders. Er wartete, bis die Frau vom
Pflegedienst kam, um sich um Tante Gertrud zu kümmern. Er drückte ihr zwanzig
Euro in die Hand, damit sie eine Stunde länger blieb, und machte sich auf den
Weg.
    Das Haus von Thomas Schelling stammte aus den siebziger Jahren.
Architektonisch war es offensichtlich vom Bauhausstil geprägt, die klaren
Linien und die symmetrische Aufteilung der Fenster deuteten jedenfalls darauf
hin. Das dunkle Glas der Eingangstür wurde von einem schlichten Aluminiumrahmen
umfasst.
    Der Vorgarten war mit pflegeleichten Bodendeckern bepflanzt, die
alle auf gleicher Höhe gestutzt worden waren. Die Platten des Gehwegs waren so
sorgsam verlegt, dass kein Grashalm eine Chance hatte. Eine dichte,
hochgewachsene Hecke säumte das Grundstück links und rechts und versperrte die
Sicht auf den Garten. Anscheinend war er nur vom Haus aus zugänglich, denn van
de Loo hielt vergeblich Ausschau nach einem Gartentor. Er ging an

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