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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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dem
amerikanischen Briefkasten vorbei zur Haustür. Es gab kein Namensschild, nur
einen Klingelknopf. Van de Loo betätigte ihn.
    Wenig später öffnete eine Frau die Tür. Ihr dunkles Haar war streng
nach hinten gekämmt und zu einem Zopf geflochten. Sie hatte eine auffallend
hohe Stirn und trug einen hellen Jogginganzug.
    »Guten Tag«, sagte sie fragend.
    »Tach«, sagte van de Loo und reichte ihr die Hand. Sie fühlte sich
kalt und blutleer an. »Mein Name ist Conrad van de Loo, könnte ich Ihren Mann
sprechen?«
    »Der ist nicht da. Soll ich ihm etwas ausrichten?« Es sah ganz so
aus, als wollte sie van de Loo die Tür vor der Nase zumachen.
    »Ich würde ihn lieber persönlich sprechen«, sagte van de Loo.
    »Geht es um einen Schüler?«
    »Nein«, sagte van de Loo. »Es geht um Dinge, die lange her sind.
Wann kommt Ihr Mann denn zurück?«
    Frau Schelling sah kurz auf die Uhr. »In siebzehn Minuten, wenn er
normale Tagesform hat. Er läuft gerade seine Runde.«
    »Darf ich so lange warten?«
    Frau Schelling zögerte einen Augenblick. Dann öffnete sie die Tür.
Im Flur standen zwei Koffer. »Gut. Kommen Sie herein. Aber bitte nicht mit
diesen Schuhen.«
    »Was ist denn mit meinen Schuhen? Ich wische sie gewöhnlich
gründlich ab, bevor ich ein Haus betrete.«
    »Das reicht nicht. Oder sind Sie sich sicher, dass Sie keinen Dreck
unter den Sohlen mit sich herumtragen? Mein Mann und ich sind in dieser
Hinsicht sehr empfindlich. Deshalb haben wir eine praktische und hygienische
Lösung gefunden. Ziehen Sie bitte diese Strümpfe an. Es sind Einwegstrümpfe.
Wir werden sie nach Ihrem Besuch vernichten. Wenn Sie die anziehen, sind Sie
und wir geschützt.«
    »Wovor?«
    »Vor Schmutz und Dreck«, sagte Frau Schelling. Sie schien es ernst zu meinen. Van de Loo
zog die Schuhe aus, streifte sich die Plastikstrümpfe über und schlüpfte in
Pantoffel, die ihm viel zu groß waren. Rutschend arbeitete er sich über den
glatten Boden zum Wohnzimmer vor. Die Möbel waren aus glänzendem Stahl, auf
einem niedrigen Glastisch lag ein Buch.
    »Möchten Sie ein Glas Wasser?«, fragte Frau Schelling. »Es ist
abgekocht.«
    »Gern.«
    Van de Loo kam sich ziemlich verloren vor in der sterilen Umgebung.
Es roch nach nichts, und es war nichts da, woran sich sein Blick klammern
konnte. Vor den Fenstern hingen dichte Vorhänge. Es gab keine Pflanzen, kein
Bild, kein Bücherregal. Nichts, was ihn von sich selbst, den lächerlichen Strümpfen
und den viel zu großen Pantoffeln an seinen Füßen hätte ablenken können. Für
Augenblicke kam es ihm vor, als habe nie zuvor ein Mensch aus Fleisch und Blut
diesen Raum betreten. Er beugte sich vor und betrachtete ein Buch, das auf dem
Tisch lag. Es lag genau in der Mitte, und sein Platz schien mit dem Zollstock
ausgemessen worden zu sein. Es war aufgeschlagen. Die asiatischen
Schriftzeichen glänzten, als wären sie gerade erst mit Tusche gemalt worden.
Van de Loo streckte die Hand aus und ließ die Finger über die Seiten gleiten.
    »Seien Sie bitte vorsichtig«, sagte Frau Schelling, als sie mit dem
Glas keimfreien Wassers zurückkam. »Das ist ein Unikat. Mein Mann hat lange
daran gearbeitet. Das Papier ist sehr empfindlich. Es verfärbt sich, wenn es
mit Handschweiß in Berührung kommt.«
    Van de Loos Hand zuckte zurück. Dankbar griff er nach dem Glas, das
Frau Schelling ihm reichte. Jetzt hatte er etwas, an dem er sich festhalten
konnte.
    »Sie haben sicher von den Todesfällen gehört«, sagte er.
    »Wollen Sie deshalb mit meinem Mann sprechen?«
    »Ja. Er kannte die Toten.«
    »Mein Mann hat mit der Sache jedenfalls nichts zu tun.«
    »Welche Sache meinen Sie?«
    »Die Geschichte in der Hütte«, sagte Frau Schelling.
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Er ist nicht wie die anderen. Denen ging es doch nur um den Spaß!«
    »Und Ihrem Mann nicht?«, fragte van de Loo.
    »Der hat andere Interessen.«
    »Und die wären?«
    »Ach, warum soll ich Ihnen etwas vormachen.« Frau Schelling strich
sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr. »Für meinen Mann haben Frauen keine
Bedeutung. Sie sind für ihn geschlechtslose Wesen, und er hat damals nur
mitgemacht, weil er nicht im Abseits stehen wollte. Aber er hat bestimmt nicht
mit dieser Frau geschlafen. Dazu ist er gar nicht in der Lage. Die anderen
wissen nichts davon, und er hat auch die ganzen Jahre für die Kleine bezahlt,
obwohl er der Einzige ist, der mit Sicherheit nicht der Vater ist. Er hat sich
da nie rausgetan. Wissen Sie, mein

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