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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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Seite. Er hoffte, dass einer seiner Arbeiter vielleicht Stress
mit der Frau hatte und das Wochenende lieber in einem ungemütlichen Container
verbrachte, als nach Hause zu fahren. Aber alles sah verlassen aus. Die
Kiesgrube wirkte wie eine Einöde. Während er zu seinem Wagen zurückging,
überlegte er fieberhaft, was er tun sollte. Am liebsten wäre er einfach weggerannt,
aber bis zur Straße waren es mindestens fünfhundert Meter, und er war nicht
besonders gut zu Fuß.
    »Ich saß damals nicht am Steuer«, sagte er, als er wieder im Wagen
saß.
    »Fahr!«, sagte Schelling scharf, und Winkens fuhr in seine Goldgrube
hinein. Es war kein gutes Gefühl.
    »Zum Wasser!«, befahl Schelling.
    Winkens gehorchte, und wenig später stand der Mercedes am Rand des
Baggerlochs. Das Wasser war ruhig. Die Scheinwerfer warfen ihr Licht bis zur
anderen Seite hinüber. Die Nacht kam langsam näher.
    »Steig aus!«, befahl Schelling.
    »Was soll das alles?«
    »Aussteigen, hab ich gesagt!«
    Winkens stellte den Motor ab und stieg aus. Schelling hatte noch
immer das Messer in der Hand. Er ging um das Auto herum und kam langsam auf
Winkens zu.
    »Sieh dir das Wasser an«, sagte er.
    »Was ist denn damit?«, fragte Winkens verwirrt.
    Im selben Augenblick traf ihn ein Schlag. Er kam unvermutet und
setzte ihn augenblicklich außer Gefecht. Schelling griff in seine Jackentasche,
nahm die Kabelbinder heraus und band Winkens die Hände hinter dem Rücken
zusammen. Er gab ihm ein paar kräftige Ohrfeigen, sodass Winkens stöhnend
wieder zu sich kam.
    »Bist du verrückt geworden?«, fragte er mit tonloser Stimme.
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte Schelling. »Ich habe mir alles ganz
genau überlegt.«
    Er ging zu Winkens’ Wagen, öffnete den Kofferraum und schaute
hinein. Dann schlug er ihn wieder zu. Er nahm den Borussen-Schal von der
Rückbank und riss den Überzug vom Fahrersitz.
    »Wenn du noch etwas Wichtiges zu sagen hast, dann mach es jetzt«,
sagte er, als er wieder bei Winkens war. »Bald wirst du keine Gelegenheit mehr
dazu haben.«
    »Was hast du vor?«, fragte Winkens panisch.
    »Ich werde dich töten«, sagte Schelling.
    »Was?« Winkens’ Stimme gellte.
    »Du wirst sterben«, sagte Schelling ruhig. »Es ist nur eine Frage
des Übergangs. Die radikale Veränderung deiner Daseinsform. Der Mensch muss
eigentlich keine Angst vor dem Tod haben. Er sollte sich nur vor dem Sterben
fürchten. Sterben ist manchmal nicht leicht, und für dich wird es besonders
schwer werden.«
    »Was redest du denn da?«, fragte Winkens entsetzt.
    »Ursprünglich wollte ich dich einfach abstechen. Aber dann habe ich
eine bessere Lösung gefunden. Du hast dir das alles hier unrechtmäßig erworben.
Hier müssten eigentlich Rüben wachsen, Kartoffeln oder Getreide. Aber du hast
den fruchtbaren Mutterboden abtragen lassen und die Erde geplündert. Deshalb
soll der Kies, mit dem du reich geworden bist, dich auf den Grund deiner
Existenz ziehen. Aber vorher werde ich dir noch die Zunge abschneiden. Deine
Lügenzunge, die sich verplappert hat. Die Zunge, mit deren Hilfe du damals
gerufen hast, ich solle weiterfahren!«
    »Das ist nicht dein Ernst!«, schrie Winkens.
    »Anschließend werde ich dich in dein Baggerloch werfen«, fuhr
Schelling ungerührt fort. »Ich werde dir deinen albernen Fan-Schal um den Hals
binden, den Sitzbezug mit Steinen füllen und dich ersäufen. Ertrinken ist nicht
besonders angenehm, weißt du. Es dauert. Du wirst leiden. Wasser wird in deine
Lunge strömen.«
    Schelling bückte sich und begann mit beiden Händen, Steine auf den
Bezug zu schaufeln. Winkens wusste, dass sein früherer Freund es ernst meinte.
Er warf sich verzweifelt hin und her, bis es ihm gelang, auf die Knie zu
kommen. Stöhnend rappelte er sich auf. Als er endlich auf den Füßen stand, trat
Schelling neben ihn.
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte er. »Du kommst hier nicht weg,
auch wenn du das nicht begreifen willst.«
    Winkens versuchte es dennoch. Er lief torkelnd ein paar Schritte auf
sein Auto zu. Dann traf ihn ein Tritt in die Kniekehlen. Augenblicklich sackte
er zusammen und wand sich heulend im Dreck.
    »Lass mich am Leben«, flehte er. »Ich will nicht sterben!«
    »Wer will das schon?«, sagte Schelling kalt. Er achtete nicht auf
Winkens und sein Gejammer. Seelenruhig setzte er seine Arbeit fort. Als er
meinte, genug Steine gesammelt zu haben, nahm er den Bezug und prüfte, ob er
schwer genug war, um Winkens unter Wasser zu halten. Er warf noch

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