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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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Bildunterschrift deutlich machte, auf Heimaturlaub weilte? War er stolz
gewesen, Wehrmachtsangehöriger zu sein und dem Vaterland dienen zu können?
    Tante Gertrud stand neben ihrer Schwester Luise. Diese schaute mit
einem verächtlichen Blick in die Kamera, als wüsste sie bereits, dass sie den
Hof ein paar Jahre später für immer verlassen würde.
    Und warum gab es in den Alben kein einziges Bild von Franzek? Er
hatte immerhin ein halbes Jahrhundert den Hof geführt, wenn auch mehr schlecht
als recht. Hatte kein Mensch es für nötig gehalten, ihn auf einem Foto zu
verewigen, weil man mutmaßte, er würde mit Tante Gertrud in »wilder Ehe« leben?
Oder hatte man seine Spur aus anderen Gründen zu verwischen versucht?
    Wo war der dunkle Fleck auf der Familiengeschichte, von dem
anscheinend alle gehofft hatten, dass er mit der Zeit verblassen und irgendwann
endgültig verschwinden würde?
    Je länger van de Loo geblättert hatte, umso mehr Fragen hatten sich
ihm gestellt. Antworten hatte er nicht gefunden.
    »Ach, das bringt doch nichts«, hatte Tante Gertrud gesagt. »Lass die
alten Geschichten ruhen. Wenn du die Sachen aufwärmst, machst du nichts wieder
gut. Nur schlimmer vielleicht!« Und dann war sie in ihr Zimmer gegangen.
    Van de Loo brachte die Alben in die Stube zurück und verschloss sie
in der Truhe. Dann holte er die Samstagszeitung aus dem Briefkasten. Beim Durchblättern
sah er, dass sich gleich drei Artikel mit dem »unheimlichen Mörder vom
Niederrhein« befassten. Zudem gab es einen Kommentar des Chefredakteurs zu den
Vorfällen, in dem die Effizienz polizeilicher Arbeit grundsätzlich in Frage
gestellt wurde:
    »Ich verlange ja nicht, dass es wie beim ›Tatort‹ zugeht, wo jeder
Fall in anderthalb Stunden einer eleganten Lösung zugeführt wird«, schrieb der
Mann. »Aber ich erwarte, dass die Behörden ihre Arbeit transparenter machen,
damit sie für die Bürger besser nachvollziehbar wird. Die Verschleierungs-und
Hinhaltetaktik der Kripo widerspricht den elementarsten Grundsätzen der
Demokratie und schürt die Angst der Bürger.«
    Van de Loo wollte sich gerade den Artikel im Gelderner Lokalteil
vornehmen, als das Telefon dazwischenfunkte.
    »Hier spricht Helga Winkens. Entschuldigen Sie die frühe Störung,
Herr van de Loo, aber ich habe Ihr Kärtchen mit der Nummer gefunden. Ich weiß
nicht, an wen ich mich sonst wenden sollte. Mein Mann ist verschwunden! Ich
habe solche Angst!«
    Van de Loo hatte den Bademantel an, war noch nicht geduscht und
rasiert. Er wollte eigentlich in Ruhe Zeitung lesen und Kaffee trinken. Aber er
spürte, dass etwas passiert sein musste.
    »Seit wann?«, fragte er.
    »Seit wann?« Helga Winkens schien ziemlich durcheinander zu sein.
»Eigentlich schon immer. Ich habe eine Therapie gemacht, aber es ist nicht
besser geworden. Johannes hat eine Alarmanlage installieren lassen, und sie
wird alle zwei Wochen überprüft. Aber man kann trotzdem nie wissen. Niemand
kann sich sicher sein. Es kann jeden Augenblick etwas passieren. Hinzu kommt,
dass wir viele schöne und sehr wertvolle Dinge im Haus haben!«
    »Verschenken Sie sie doch, wenn sie Ihnen Angst machen.«
    »Was soll ich verschenken?«
    »Die schönen Dinge.«
    »Aber die haben doch so viel gekostet«, sagte Helga Winkens. »Die
kann man doch nicht einfach verschenken.«
    »Sie glauben also, dass Ihr Mann verschwunden ist«, sagte van de
Loo, um das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zu bringen. »Seit wann
vermissen Sie ihn? Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »Gestern. Am Spätnachmittag. Er kam von einer Besprechung, und dann
ist er zum Fußballspiel gefahren.«
    »Er war bei der Borussia?«
    »Ja. In Mönchengladbach«, sagte Frau Winkens. »Ich fahre da nicht
mehr mit. Früher bin ich auch mitgegangen ins Stadion. Da war es noch der
Bökelberg. Johannes wollte das. Für ihn war das Teil der Öffentlichkeitsarbeit.
Aber ich verstehe dieses Spiel nicht. Johannes hat immer mit mir geschimpft,
wenn ich dabei war. Ich habe dann Sachen gesagt, die ihn furchtbar aufgeregt
haben. Ich weiß auch nicht, wieso. Deshalb lass ich ihn heute lieber allein
fahren. Er soll sich nicht aufregen!«
    »Da haben Sie recht.«
    »Verstehen Sie, wie ein Fußballspiel funktioniert? Ich nicht. Ich
weiß gar nicht, warum die Leute plötzlich in Rage geraten, schreien und
pfeifen. Und dann gibt es da auch noch das Abseits. Wissen Sie, was Abseits
bedeutet?«
    »Ich glaube schon«, sagte van de Loo. »Ihr Mann ist also

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