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Falsche Väter - Kriminalroman

Falsche Väter - Kriminalroman

Titel: Falsche Väter - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann-Josef Schüren
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war. Der Autoschlüssel
steckte. Es war ein Schlüsselbund mit einem Emblem der Partei, der Winkens
angehörte. Van de Loo trat an das Ufer des Baggersees. Der Kies knirschte unter
seinen Sohlen. Er sah über das Wasser. Es war so klar, dass er bis auf den
Grund schauen konnte. Ein paar Meter rechts von ihm führte ein Förderband bis
zur Mitte des Sees.
    Van de Loo stieg auf das Band und ging ein paar Schritte. Unter ihm
lag Johannes Winkens, davon war er überzeugt. Das Wasser bedeckte seine Leiche.
Irgendwo dort draußen ruhte der Politiker tot auf dem Grund des Sees, der in
seinem Auftrag geschaffen worden war.
    Van de Loo machte kehrt und ging zum Ufer zurück. Er hatte keine
Lust, eine Wasserleiche zu finden. Das würde er der Polizei überlassen. Er
wollte lieber zu Frau Winkens fahren, sich ihre schönen Sachen ansehen und
Carsten Peters anrufen.
    »Tag, Frau Winkens«, sagte er wenig später. Er wunderte sich, dass
er nicht von einem Hund mit dem Namen eines griechischen Philosophen
angesprungen wurde.
    »Kommen Sie herein«, sagte Helga Winkens. »Mein Mann ist leider
immer noch nicht da.«
    »Aber die schönen Dinge«, sagte van de Loo und versuchte ein
Lächeln.
    Er ging an den Gemälden vorbei, die im Flur hingen. Im großen
Wohnzimmer gab es noch mehr davon. Es waren anscheinend Originale. Zweifellos
teure Stücke, geschmackvoll und keineswegs aufdringlich. Sie passten gut zum
restlichen Ambiente. Alles war wirklich sehr schön. Die Einrichtung. Die
überflüssigen Dinge, die auf den Fensterbänken standen. Der offene Kamin. Die
Möbel. Es war auch schön, dass kein Hund da war. Nur Helga Winkens wirkte in
der sorgsam arrangierten Umgebung wie ein Fremdkörper. Sie war nachlässig
gekleidet und hatte sich noch nicht geschminkt.
    »Ihrem Mann ist vielleicht etwas zugestoßen«, sagte van de Loo.
    »Was denn?«, fragte Frau Winkens hilflos.
    »Das weiß ich nicht. Ich habe nur seinen Wagen gesehen.«
    »Wo?«
    »In der Kiesgrube«, sagte van de Loo. »Die Türen standen offen, und
der Schlüssel steckte. Fährt Ihr Mann manchmal am Wochenende dorthin?«
    »Nein. Das macht er nie. Was sollte er denn da? Am Wochenende wird
doch nicht gearbeitet!«
    »Vielleicht wollte er ja einen Kontrollgang machen«, sagte van de
Loo. »Oder sich wie ein Angler einfach ans Ufer setzen und auf das Wasser
schauen.«
    »Aber warum denn?«
    »Er war ja gestern beim Spiel, und Mönchengladbach hat verloren.
Gegen Köln. Das sind Erzrivalen. Für einen richtigen Fan ist das eine
Demütigung, wenn sein Verein verliert. Eine Art Weltuntergang. Ich werde jetzt
vorsichtshalber die Polizei informieren. Darf ich telefonieren?«
    Van de Loo rief Peters an und erzählte ihm, dass er Winkens’ Auto am
Baggerloch gesehen hatte und seine Frau ihn vermisste.
    »Wo steht das Auto?«, fragte Peters.
    »In Winkens’ Kiesbaggerei«, sagte van de Loo.
    »Wo ist die?«
    »Ausfahrt Kerken. Fahren Sie dann Richtung Aldekerk. Auf der linken
Seite sehen Sie eine Kirche. Biegen Sie da ab und folgen Sie den Dreckspuren
auf der Fahrbahn.«
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte Peters.
    »Bei Frau Winkens im Wohnzimmer.«
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Wenn es sein muss.«
    »Können Sie dort bleiben, bis jemand Sie ablöst? Ich verspreche
Ihnen, dass es nicht lange dauern wird.«
    »In Ordnung«, sagte van de Loo.
    »Und noch etwas«, sagte Peters. »Ich glaube, wir sollten uns später
unterhalten.«
    »Wegen des Knöllchens?« Van de Loo lachte gekünstelt.
    »Ich bin davon überzeugt, dass Sie etwas wissen, was uns
weiterbringen könnte«, sagt Peters.
    »Das gilt umgekehrt genauso.«
    »Gut. Das kann ja ein sehr informatives Gespräch werden. Was
schlagen Sie vor?«
    »Wir könnten uns im ›Jägerhof‹ treffen«, sagte van de Loo. »Das ist
eine Dorfkneipe ganz in der Nähe der Kiesgrube. Wir machen da eine Art kaltes
Buffet. Jeder legt seine bisherigen Erkenntnisse auf den Tisch. Und jeder kann
sich nehmen, was er braucht. Kann allerdings sein, dass das eine oder andere nicht
besonders gut schmeckt.«
    »Gut«, sagte Peters. »Sobald wir die Sache am Baggerloch geklärt
haben, treffen wir uns im ›Jägerhof‹.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Voraussichtlich nicht allzu lange«, sagte Peters. »Bei uns steht
alles in den Startlöchern. Ich muss nur pieps machen, dann rückt eine
Hundertschaft an. Wenn Johannes Winkens wirklich etwas zugestoßen sein sollte,
wird von unserer Seite natürlich das volle Programm gefahren. Das geht

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