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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Lieferanten sie die vier Stockwerke nach oben geschleppt hatten, aber jetzt würde man sie wohl als Secondhand bezeichnen. Die Vorhänge waren voller Mottenlöcher, und auf der Fensterbank standen drei verwelkte Pflanzen in ebenso vielen Töpfen.
    Der Fußboden war gefegt, in den Wänden waren keine Löcher oder andere Macken. Die vormals weiße Farbe war ausgebleicht und nachgedunkelt, aber zumindest einheitlich.
    Es gab kein Sofa, nur drei Polstersessel, die um einen flachen Couchtisch aus Glas gruppiert waren.
    »Setzen Sie sich, Mr. …?«
    »Tooms.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen etwas zu trinken anbieten, Mr. T-Tooms. Aber meine Bar ist leer.«
    Bevor ich mich setzte, zog ich die Flasche aus dem Jackett und stellte sie auf den Glastisch. Das brachte die trüben Augen von Mrs. Lear senior zum Leuchten.
    »Oh«, sagte sie und straffte die Schultern. »Ich hol uns einen Eimer Eis und Gläser.«
    Als sie das Zimmer verließ, dankte ich Christian Latour stumm für seine Sorgfalt beim Sammeln von Informationen über Personen, die zu durchleuchten Rinaldo ihm auftrug. Ich war mir sicher, dass es die Frucht seiner Recherche war, wenn es hieß, dass Mrs. Lear eine schwere Trinkerin mit einer Vorliebe für Scotch war.
    Das Wohnzimmer der Dame war voller warmer, dunkler Farben. Es war, als stamme es aus einer anderen Zeit; nicht notwendigerweise der Vergangenheit, sondern einer Periode, in der nur bestimmte Menschen lebten – nicht meinesgleichen. Meine Welt roch nach Schweiß und Smog, während Lizette Lear eine Welt von Kräutersträußchen, Pfirsichkuchen und Mottenkugeln bewohnte.
    »Da wären wir«, sagte sie und trug zwei Gläser und einen weißen Plastikübel auf einem versilberten Tablett herein.
    Sie schien Probleme mit der linken Hüfte zu haben, und ich half ihr, das Tablett auf dem Tisch abzustellen.
    »Eis, Mr. Tooms?« Ihre Wangen hatten Farbe angenommen, und die mit den Jahren verwelkte Schönheit schien neu zu erblühen.
    »Sehr viel«, sagte ich. »Bitte.«
    Das Eis klimperte in den Gläsern, und Lizettes Lächeln drohte zum Lachen zu werden. Sie brach das Siegel der Flasche und goss uns beiden ein. Dann leerte sie ihr Glas, seufzte und goss sich wieder ein.
    Mit der Erleichterung kam ihre Schönheit zum Vorschein. Ich hatte nie etwas Vergleichbares gesehen. Lizette räkelte sich in ihrem Sessel, und ihr Körper wirkte plötzlich wieder jung und üppig, ja sogar verlockend. Sie sah mir in die Augen, und einen Moment lang vergaß ich, warum ich hier war.
    »Angelique«, sagte ich, gleichermaßen, um mich selbst zu erinnern, wie um mich Lizettes Augenblicksreiz zu entziehen.
    Mrs. Lear lächelte, leerte ihr zweites Glas und schüttelte ihr mausbraunes Haar.
    »Sie ist ein erstaunlicher Mensch«, sagte sie. »Hübsch, klug und zielstrebig. Und sie kriegt immer, was sie will.«
    Lizette goss sich den dritten Drink ein.
    »Wissen Sie, wo sie ist?«, fragte ich.
    »Nein, weiß ich nicht. Aber Sie können sich sicher sein, dass Sie, egal wo sie auch steckt, einen Schritt näher an dem ist, was sie als Nächstes will.«
    Der Neid in ihren Worten war nicht zu überhören.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, sie könnte verschwunden sein?«
    »Nein, überhaupt nicht.« Sie kippte das dritte Glas herunter und goss es wieder voll. »Angie spinnt Stroh, Spreu und miese Freunde zu Gold … Wenn ich nicht eine so fromme Christin wäre, würde ich sagen, sie ist eine Hexe. Sie missbilligt mein Leben. Mag nicht, dassich trinke. Und gibt mir die Schuld dafür, dass ihr Vater uns verlassen hat«
    »Wo ist ihr Vater?« Er wurde in Rinaldos Unterlagen nicht erwähnt.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Lizette und blickte zur Decke. Sie ließ »hübsch« hinter sich und nahm »schön« ins Visier. »Er ist in mein Leben gewirbelt, hat mich vor Freude springen lassen und war verschwunden, bevor ich wieder auf dem Boden gelandet bin. Angelique hat kein Fünkchen von ihm und kaum etwas von mir. Sie ist eine alte Seele.«
    »Kennen Sie ihren Freund?«
    »Johnny«, sagte Lizette lächelnd. Die Erwähnung seines Namens ließ sie vollends erblühen.
    »Ich dachte, er heißt Shad. Shad Tandy.«
    »Shad Tandy?«, fragte sie, als hätte ich ihr eine Zitrone gegen die Zähne gedrückt. »Er ist nur ein vorübergehender Irrtum. Die wahre Liebe meiner Kleinen ist ein junger Mann namens John Prince. Er ist Architekt. Wahrscheinlich kann er auch übers Wasser wandeln. Er und Angie trennen sich von Zeit zu Zeit, aber sie versöhnen sich jedes

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