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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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gewonnen, das das City College New York zu vergeben hat. Sie ist jetzt im letzten Jahr und macht demnächst ihren Abschluss. D redet seit fast einem Jahr von ihr. Du weißt ja, wie schüchtern er ist. Hin und wieder haben sie einen Kaffee zusammen getrunken, und hinterher hat er jedes Mal wochenlang gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.«
    »Das heißt, sie hat seine Gefühle nicht erwidert?«, fragte ich.
    »Ich weiß nichts über ihre Gefühle. Ich hab Bulldog dazu gedrängt, sie zu einem Date einzuladen. Ich hab ihm gesagt, wir könnten deinen Wagen leihen und ich würde auch jemanden mitbringen. Aber er meinte, er würde einfach nur gern mit ihr reden. Dabei solltest du das Mädchen mal sehen, Pops. Ich meine, bei der Kleinen ist wirklich alles an seinem Platz.«
    Ich kam mir vor wie ein schmutziger alter Mann, als ich über Twills anzügliche Ausdrucksweise grinste.
    »Und was ist passiert?«, fragte ich.
    »Eines Tages kriegt D mit, dass Tatjana völlig aufgelöst ist. Sie erzählt ihm, dass sie nicht in ihre Wohnung zurück kann, weil der Mann, der ihre Miete bezahlt, etwas von ihr verlangt hat, was bedeuten würde, dass sie nach ihrem ersten Abschluss nicht weiterstudieren kann.«
    »Gustav.«
    »Ja, genau.« Twill war leicht irritiert, dass ich ihm in der Geschichte voraus war. »Gustav ist ein Zuhälter. Tatjana ist illegal im Land. Und sie ist bei einigen seiner Kunden eine ganz heiße Nummer. Er hat ihr erklärt, dass sie ihren Abschluss machen kann, aber danach ein paar Jahre fulltime für ihn arbeiten muss.«
    »Hat sie die Million schon verdient?«
    »Verdammt, Pops, du bist echt ein Privatdetektiv, was?«
    »Hat sie die Auslage zurückgezahlt?«
    »Sie behauptet, ja«, gab Twill zu. »Und ich glaube ihr. Sie hat keine schicken Kleider oder andere kostspielige Hobbys. Und das City College ist nicht so teuer. D ist zu mir gekommen, und ich hab mit dem Mädchen geredet. Sie hat mir von Gustav erzählt, allerdings nicht von seinen Connections. Ich habe erst später erfahren, dass er eine Menge Leute losgeschickt hat, die überall nach ihr suchen. D hatte sich überlegt, dass sie vielleicht nach New Orleans gehen und von vorne anfangen könnten oder so.«
    »Und du wolltest ihm helfen?«
    Mit einer kaum merklichen Bewegung der linken Schulter räumte Twill seine Beteiligung ein.
    »Wenn Gustav wirklich so gute Beziehungen hat, wie du sagst, wäre New Orleans wahrscheinlich auch nur eine vorübergehende Lösung.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich wusste, wenn sie erst mal weg sind, könnte ich es dir erzählen, und dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis alle Probleme geklärt sind.«
    Es war das erste Mal seit mindestens drei Jahren, dass ich den Jungen in Twill sah. Er zeigte einen unerschütterlichen Glauben in meine Fähigkeit, ihn und seinen Bruder zu retten. Ich war so überrascht, dass ich es mir möglicherweise anmerken ließ.
    »Das heißt, D und diese Tatjana sind jetzt zusammen?«
    »O ja. Die ganze Nacht, jede Nacht. Er denkt, es ist Liebe.«
    »Und ist es Liebe?«
    »Für ihn schon.«
    »Twill, wenn du den Verdacht hast, dass dieses Mädchen deinen Bruder ausnutzt, warum hilfst du ihr dann?«
    »Tatjana ist okay. Sie steckt in Schwierigkeiten, und sie kann nichts dafür, dass sie eine Nutte ist. Mit irgendwem musste D schließlich sein erstes Mal erleben, und an dieses Mädchen wird er sich garantiert bis zum Tod seiner Enkel erinnern.«
    »Das ist eine Übertreibung«, sagte ich.
    »Eine poetische Ausschmückung«, verbesserte er mich.
    »Was soll ich nur mit dir machen, Twill?«
    »Mit mir? D hat den Ärger, Pops.«
    »Wenn sie dich nicht getroffen hätte, wäre sie niemals mit ihm zusammen. Du bist derjenige, der sie davon überzeugt hat, dass man etwas unternehmen könnte.«
    »Oh, komm schon, Mann. Schieb den Scheiß jetzt nicht mir in die Schuhe. Bulldog ist mein Bruder. Er hat mich um Hilfe gebeten. Da konnte ich nicht Nein sagen.«
    »Nein«, gab ich zu, »das konntest du nicht.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«, fragte Twill.
    »Sag Dimitri, dass zwei von Gustavs Männern vor dem Haus seiner Mutter auf ihn gewartet haben. Vor dem Haus seiner Mutter. Sie haben mich im Dunkeln mit ihm verwechselt. Sie haben mich angegriffen und mit einem Messer bedroht. Sag ihm das, und dann sag ihm, dass ich rausgekriegt habe, was los ist. Dann sagst du Tatjana, dass ich etwas unternehmen werde, aber zuerst muss sie mich persönlich treffen.«
    Twill nickte und verzog gequält die Lippen.
    »Du musst sie

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