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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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hatte schon Angst, ich bekomme Sie heute Morgen überhaupt nicht mehr zu Gesicht. «
    Ich kreuzte die Arme vor der Brust. » Was haben Sie in meinem Haus zu suchen? «
    » Wir durchsuchen es. Ich hätte gedacht, Sie als Detective wüssten das. «
    » Und wonach suchen Sie, wenn ich fragen darf? «
    Bowers legte den Kopf schief; sein blasiertes Lächeln wurde breiter. » Dies und das. Wo haben Sie übrigens geparkt? Ihren Wagen werde ich höchstpersönlich durchsuchen. «
    Ich starrte ihn an und überlegte, was ich darauf erwidern sollte. Mein Haus konnten sie auf den Kopf stellen, solange sie wollten– sie würden nichts finden. Bei meinem Wagen sah die Sache allerdings etwas anders aus. Die Röhrchen mit dem agua rica lagen im Kofferraum.
    » Vorher werden Sie mir erst mal den Durchsuchungsbeschluss zeigen müssen « , konterte ich deshalb, um Zeit zu gewinnen.
    » Mit dem allergrößten Vergnügen. « Bowers zog das hellblaue Formular aus seiner Gesäßtasche und drückte es mir in die Hand.
    Zwei Dinge stachen mir auf Anhieb ins Auge: Sie suchten nach dem fehlenden Glasröhrchen aus den Ermittlungen im Mord an meiner Nichte– jenes Röhrchen, das aus dem Pathologielabor verschwunden war. Es war so klein, dass es praktisch überall versteckt worden sein könnte, was bedeutete, dass sie mein Haus komplett auseinandernehmen konnten. Zum anderen war der Beschluss lediglich auf die Durchsuchung meines Hauses nebst Grundstück ausgestellt, was der Standardformulierung des Dezernats bei der Ausstellung von Durchsuchungsbeschluss entsprach.
    » Ist Ihnen klar, was das Wort ›Grundstück‹ bedeutet? « , fragte ich.
    Bowers starrte mich ausdruckslos an. » Ficken Sie sich ins Knie. «
    » Lieber nicht « , gab ich zurück. » ›Grundstück‹ ist ein juristischer Begriff. Wenn im Durchsuchungsbeschluss steht, dass Sie das Haus plus Grundstück durchsuchen dürfen, bedeutet das, dass Sie das Haus plus Grundstück durchsuchen dürfen. Mein Wagen steht aber auf der Straße vor dem Haus unserer Nachbarin. Hätte ich in der Einfahrt geparkt, wäre mein Wagen Teil des Grundstücks gewesen. Und dann– aber auch nur dann– hätten Sie ihn sich ebenfalls vorknöpfen können. Weil aber irgendein Schwachkopf in einem Crown Victoria nicht zu Ende gedacht hat, haben Sie in diesem Fall leider Pech. Komisch, ich bin davon ausgegangen, Sie als Detective wüssten das. «
    Bowers’ Lächeln verflog. » Wir sprechen uns noch « , sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand wieder im Haus.
    Ich wartete zwanzig weitere Minuten auf der Veranda, bis die Durchsuchung abgeschlossen war. Meine ehemaligen Kollegen hatten einiges an Personal aufgefahren: Bowers, Doran und Smith– die beiden Detectives, die mir am Vortag bis nach Hause gefolgt waren– sowie drei uniformierte Beamte kamen heraus. Niemand hatte etwas bei sich. Hannah musste mitbekommen haben, dass sie fertig waren, da sie Sekunden später neben mir auf der Veranda stand. Bowers grinste uns an. » Sieht so aus, als wären Sie sauber. Tut mir leid, dass wir so eine Schweinerei gemacht haben, aber wir mussten sichergehen, dass Sie nichts vom Tatort haben mitgehen lassen. «
    Ich presste die Lippen aufeinander, sagte jedoch nichts. Hannah hakte sich bei mir unter. » Dürfen wir jetzt reingehen, Officer? « , fragte sie.
    Er nickte. » Ja. Viel Spaß. «
    Sie zog mich ins Haus, bevor ich ihm irgendetwas an den Kopf werfen konnte.
    Als Detective hatte ich selbst schon massenhaft Durchsuchungsbeschlüsse ausgeführt– mein Team im Vorfeld aber immer darauf hingewiesen, dass unser Verdächtiger bis zum Beweis des Gegenteils als unschuldig galt. Vor allem aber, dass wir sein Hab und Gut mit einem Mindestmaß an Respekt und Vorsicht zu behandeln hätten, auch wenn er darauf kein verfassungsmäßig garantiertes Recht habe. Ich fand immer, dass dies zum guten Anstand gehörte. Bowers hingegen schien von derartigen Höflichkeiten nichts zu halten: Im Haus herrschte das blanke Chaos. Als Erstes sahen Hannah und ich uns das Wohnzimmer an. Der Couchtisch war umgekippt, die Füllung der Sofakissen herausgerissen, und das Bücherregal sah aus, als wäre jemand mit dem ausgestreckten Arm daran vorbeigegangen und hätte mutwillig den gesamten Inhalt heruntergefegt. Zum Glück war der dabei entstandene Schaden nicht groß, stellte ich erleichtert fest. Es schien alles irgendwie reparabel.
    Ich drückte Hannahs Arm und ging den Flur entlang ins Schlafzimmer. Jede einzelne

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