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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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gab ein Stofftuch über den dritten Becher und goss die klare Lösung darüber. Der schwarze Klumpen fiel auf das Tuch, während die Flüssigkeit in den Becher lief. Er zog das Tuch mit dem Klumpen herunter und warf beides in den Mülleimer. » Was kriegen wir Ihrer Meinung nach, wenn wir eine Base dazugeben? « , fragte er.
    Ich hob die Brauen. » Gummibärchen? «
    Mack griff nach der Dosierflasche mit dem Aufkleber AMMONIAK und gab eine großzügige Portion in den Becher, worauf die Drogendealer-Version einer Schneekugel entstand: winzige weiße Partikel bildeten sich und sanken langsam zu Boden.
    » Das Pulverzeug auf dem Becherboden ist zu 95 Prozent reines Kokain. Viele Leute rauchen das Zeug und werden high davon. Wären wir hier ein Kokslabor, würde dieses flockige Zeug jetzt getrocknet und in ein anderes Labor zur weiteren Verarbeitung geschickt werden. Dort würde man es mit Äther und Aceton vermengen, danach würde man es verpacken und zum Verkauf freigeben. «
    » Wie viel Kokain ist Ihrer Meinung nach in diesen Röhrchen? «
    Mack hielt eines der Röhrchen in die Höhe und schwenkte es. » Fünf Gramm pro Stück. Aber ich kann mich gern um die Entsorgung kümmern, wenn Sie wollen. Ich gehe am Wochenende auf eine Party. «
    Ich hob die Brauen. » Meine Vorgesetzte sieht es nicht gern, wenn ich Kokain für Partys heranschaffe. Das ist übrigens nur eine ihrer Marotten. «
    Er zuckte die Achseln. » Einen Versuch wäre es auf alle Fälle wert. «
    Ich ignorierte ihn, beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab. Wenn Mack richtiglag, hatte Robbie einen beachtlichen Vorrat im Haus gehabt. Kein Wunder, dass Rachel eine Überdosis abbekommen hatte. Ich bezweifelte, dass es so weit gekommen wäre, wenn den beiden bewusst gewesen wäre, was sie da in der Hand hielten.
    » Glauben Sie, ein Dealer könnte so etwas beschaffen? « , fragte ich.
    Mack schüttelte den Kopf. » Ich bin kein Experte, aber das bezweifle ich. Ich habe noch nirgendwo in den Staaten agua rica gesehen, und im Lauf meiner Karriere hatte ich wirklich schon oft mit Drogen zu tun. Das hier stammt aus einem Labor. Selbst wenn Ihr Opfer das Zeug kiloweise vertickt hat, hätte er so etwas nie und nimmer bekommen. «
    Ich nickte langsam, während ich vergeblich versuchte, das neueste Puzzleteilchen in das Gesamtbild einzufügen. Gerade als ich Mack für die Zeit danken wollte, die er sich genommen hatte, läutete mein Handy. Ich bedeutete ihm, dass es nicht lange dauern würde, und warf einen Blick auf das Display. Es war meine Frau.
    » Hannah, was ist los? «
    » Du musst sofort nach Hause kommen. «
    » Geht es dir gut? «
    » Nein. Vor der Tür steht ein Detective mit einem Durchsuchungsbeschluss. «

12
    Ich bedankte mich bei Mack und versprach, mich so schnell wie möglich um seine Angelegenheit zu kümmern, ehe ich in die Parkgarage rannte. Meine Gedanken überschlugen sich. Es gelang mir kaum, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich holte tief Luft und versuchte, mich zu konzentrieren. Vor meiner Haustür stand die Polizei, aber wenigstens waren Hannah und Megan für den Moment in Sicherheit. Ich hatte keine Ahnung, was los war, aber zumindest darum brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Was meinen Fall anging, war ich weit weniger zuversichtlich.
    Ich stieg in den Wagen. Innerhalb von fünf Minuten war ich auf der I-456, einem fünfunddreißig Meilen langen Asphaltring, der um die gesamte Stadt verläuft. Die Monotonie der Schnellstraße gestattete mir, meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte gewusst, dass Azrael mit Drogen dealte, aber offensichtlich ging es um mehr. Er und Karen standen in engem Kontakt mit einem Labor. Damit hatte der Fall eine völlig neue Dimension angenommen, trotzdem erklärte das noch lange nicht, weshalb Rachel und Robbie getötet worden waren. Sie waren Teenager gewesen. Selbst wenn sie mit Drogen herumexperimentiert hatten, konnten sie nie im Leben genug gewusst haben, um das ganze Unternehmen zu Fall zu bringen. Blieb nur eine Erklärung: Die beiden waren in etwas hineingeraten, das ihnen offensichtlich über den Kopf gewachsen war. Und deshalb waren sie jetzt tot. Allmählich wurde der Fall immer frustrierender.
    Etwa eine Viertelstunde später verließ ich die Interstate und bog in meine Straße ein. Drei Streifenwagen parkten vor unserem Haus, und ein Zivilfahrzeug blockierte den größten Teil meiner Einfahrt. Hannah saß auf der Verandatreppe und wurde von einem Streifenbeamten bewacht. Da kein

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