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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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Kommodenschublade war herausgezogen und ihr Inhalt auf den Boden gekippt worden. Ganz besondere Aufmerksamkeit hatten sie Hannahs Unterwäsche zuteilwerden lassen, denn die Teile lagen überall aufgefaltet auf dem Fußboden herum. Im Badezimmer und dem begehbaren Kleiderschrank sah es nicht viel besser aus: Auf dem Boden lagen offene Zahnpastatuben, und sämtliche Kleider waren von den Bügeln gerissen worden. Es sah aus, als wäre hier ein zorniges Kleinkind Amok gelaufen. Dasselbe galt auch für die Küche. Trotz aller Vorsicht trat ich auf einen Holzkochlöffel, ein Hochzeitsgeschenk von einer von Hannahs Tanten, der prompt zu Bruch ging. Obwohl nichts Unersetzliches kaputtgegangen war, empfand ich unsere Privatsphäre als auf das Übelste verletzt. Und was noch viel schlimmer war: Ich hätte es nicht einmal abwenden können, wenn ich mich ihnen entgegengestellt hätte. Für den bloßen Versuch hätten sie mir Handschellen angelegt und mich in die nächste Arrestzelle verfrachtet. Ich biss die Zähne so fest zusammen, dass ich fürchtete, sie könnten brechen. Als Letztes betraten wir Megans Zimmer, das kleinste im Haus. Dort war gerade genug Platz für ein breites Bett, eine Kommode und einen Schaukelstuhl. Kleidungsstücke lagen überall herum, dazwischen der umgekippte Schaukelstuhl. Aber auch hier konnten wir alles wieder aufräumen und saubermachen. Das war nicht der Punkt. Ich trat zu Megans Bett, auf dem ihr Plüschlöwe Tom lag– ein Geschenk meiner Mutter. Keine Ahnung, wie sie auf diesen Namen gekommen war, jedenfalls hieß er Tom und war Megans Lieblingsschmusetier.
    Bowers’ Männer hatten Toms gesamte Rückseite aufgeschlitzt und die Füllung herausgezogen. Okay, er war bloß ein Plüschtier, und wahrscheinlich könnten wir ihr für ein paar Dollar genau denselben Löwen noch einmal kaufen, aber Megan liebte genau dieses Tier so heiß und innig, das eine Horde Fremder mutwillig kaputtgemacht hatte. Ich küsste Hannah auf die Stirn und flüsterte, ich sei gleich wieder da. Dann machte ich kehrt und lief hinaus, ohne darauf zu achten, ob ich in der Hektik irgendetwas zertrat.
    Ich spürte eine Regung in mir, die ich noch nie zuvor bemerkt hatte. Ich war nicht wütend, nein, das war es nicht. Vielmehr fühlte es sich an, als würden sich gerade die Fesseln um meine Zurückhaltung lösen, die meinen Zorn bis zu diesem Moment in Schach gehalten hatte– jenen Zorn, der unter der Oberfläche brodelte, tiefdunkel und intuitiv; jenen Zorn, den ich seit Rachels Tod und wahrscheinlich auch schon davor gewissenhaft unterdrückt hatte. Bowers stand mit seinen Männern neben seinem Wagen in der Einfahrt, vermutlich um den Durchsuchungsschluss gegenzuzeichnen, damit er noch am selben Nachmittag im Büro des Richters abgegeben werden konnte.
    Ich schob mich an ihnen vorbei, packte Bowers an der Schulter und drehte ihn zu mir herum.
    » Sie sind eindeutig zu weit gegangen, Lieutenant « , zischte ich; meine Stimme bebte vor Wut. » Wenn Sie es auf mich abgesehen haben– von mir aus, aber wagen Sie es nicht noch einmal, meiner Familie zu nahe zu kommen. « Die Beamten traten näher und bildeten einen Halbkreis um Bowers. Er lächelte ein Lächeln, das seine Augen dunkler machte, als ich es je zuvor bei einem Menschen gesehen hatte.
    » Wollen Sie mir etwa drohen, Rashid? «
    Mein Blick schweifte über die anderen Beamten, um zu sehen, ob einer von ihnen eine Waffe gezogen hatte. Fehlanzeige.
    » Nein, ich drohe Ihnen nicht, sondern gebe Ihnen nur einen guten Rat. Hören Sie auf, meiner Familie derartig auf die Pelle zu rücken und kehren Sie lieber vor Ihrer eigenen Haustür. Wie ich höre, fühlt sich Ihre Frau schnell einmal einsam, wenn Sie Überstunden schieben. «
    Die Bemerkung mochte unangebracht gewesen sein, aber im Moment kümmerte mich herzlich wenig, was sich gehörte und was nicht. Prompt packte Bowers mich am Kragen. Die Officers um uns herum verlagerten unbehaglich das Gewicht, und ich registrierte aus dem Augenwinkel mehrere Hände, die sich um Waffenknäufe legten.
    » Was wollen Sie damit sagen, Rashid? «
    » Hören Sie sich doch mal um. Ich bin sicher, einige der Jungs auf dem Revier können Ihnen das ganz genau erklären. Wahrscheinlich sogar in den schillerndsten Farben. «
    Bowers schnellte vor, als wolle er mir seine Schulter in den Magen rammen, doch ich wich nach links aus und jagte ihm mein linkes Knie in die Seite. Ich hörte sein Stöhnen, doch meine Befriedigung währte nur kurz, denn

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