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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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herausgefunden, was genau Karen hier trieb, aber in diesem Gebäude befanden sich mehr als genug Beweise, um ihren florierenden Drogenhandel auffliegen zu lassen.
    Mir blieben noch ein paar Minuten, deshalb überprüfte ich den letzten Raum in diesem Flügel– das Büro von Dr. Karen Rea, CEO , wie das Namensschild verriet. Die Tür war abgeschlossen, deshalb trat ich zurück und trat mit dem Fuß kräftig gegen den Türknauf. Die Wucht des Aufpralls brachte meine Zähne zum Klappern, die Tür hingegen gab keinen Millimeter nach. Ich taumelte rückwärts und versuchte es gleich noch einmal. Diesmal war ich auf die Erschütterung gefasst. Der Türrahmen gab immer noch nicht nach, wenigstens hörte ich aber das Knacken von splitterndem Holz. Beim dritten Versuch sprang die Tür schließlich auf.
    Der Raum war schlicht möbliert, mit einem Schreibtisch in der Mitte und Aktenschränken an den Wänden. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Ich zog eine Schublade auf: Rechnungen, Belege, Prüfzertifikate des amerikanischen Zolls. Allem Anschein nach führte Karen jede Woche zwei Container Blutprodukte aus Südamerika ein, die vom Zoll aus direkt in ein Lagerhaus gebracht wurden. Wenn sie alle agua rica enthielten, redeten wir hier von tonnenweise Kokain.
    Ich schloss die Schublade und öffnete zwei weitere, die ähnliche Dokumente enthielten. Karens Firma führte akribischer Buch über ihre Geschäfte als so manche Steuerkanzlei. Wenn wir beweisen könnten, dass es sich bei den Rechnungen um Drogengeschäfte handelte, würde die Gute zehnmal lebenslänglich hinter Gitter wandern. Das sollte kein Problem sein. Viele Koksdealer codierten ihren Schriftverkehr. Das wurde sogar in mehreren Folgen Law and Order thematisiert. Wenn wir erst einmal bewiesen hatten, dass sich überall im Haus Spuren von Kokain befanden, würde selbst der blindeste Richter erkennen, was sich dahinter versteckte.
    Ich hielt inne. Meine Ausgangslage mochte nicht gerade ideal sein, aber mit allem, was ich inzwischen in der Hand hatte, sollte ich Detective Lee vom Drogendezernat ins Boot bekommen. Wir könnten einfach behaupten, eine seiner verlässlichen Quellen hätte uns den Tipp mit dem Gebäude gegeben. Auf diese Weise bekämen wir auch einen Richter dazu, einen Haftbefehl auszustellen, so dass wir Karen und Azrael für immer aus dem Verkehr ziehen konnten. Und wenn wir die Sache ordentlich aufbliesen, sprang für Lee vielleicht sogar noch eine Beförderung heraus.
    Zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich halbwegs gut. Allmählich fügte sich eins zum anderen. Ich machte mir nicht die Mühe, die restlichen Aktenschränke zu überprüfen, sondern setzte mich an Karens Schreibtisch. Die Schubladen enthielten nichts Aufregendes. Die letzte war allerdings verschlossen. Ich hielt die Taschenlampe darauf und stellte fest, dass sie mit einem Schloss versehen war. Eine abgeschlossene Schublade in einem abgeschlossenen Büro in einem abgeschlossenen Firmengebäude.
    Ich lief in die Eingangshalle zurück und schnappte den Tischlerhammer, mit dem sich die Schublade ohne größere Mühe aufstemmen ließ. Ich nahm einen Aktendeckel heraus, schlug ihn hektisch auf, und augenblicklich zog sich mein Magen zusammen. Es war meine Personalakte vom Dezernat für interne Ermittlungen mit all meinen persönlichen Daten, Kopien von Beschwerden gegen mich und sogar einem Gutachten unserer Dezernatspsychiaterin. Sie war zu dem Schluss gelangt, dass ich als Folge meiner Schussverletzung unter einer milden Form der posttraumatischen Störung und latenten Depressionen litt, meine Wut nur schwer zügeln konnte und massive Probleme hatte, mich Vorgesetzten unterzuordnen. Diese Einschätzung war aller Wahrscheinlichkeit nach der Grund, weshalb ich vom Morddezernat versetzt worden war. Ich hatte das Gutachten noch nicht einmal zu sehen bekommen.
    Langsam blätterte ich weiter, während mir bewusst wurde, was das alles zu bedeuten hatte: Karen hatte einen Cop auf ihrer Gehaltsliste, und wer auch immer es sein mochte, konnte kein kleines Licht sein, denn immerhin hatte er Zugang zu Personalakten; sprich: Der Verräter musste vom Dienstgrad her mindestens ein Captain sein. Und damit stand fest, dass ich in einer Sache drinsteckte, die weit über meine Kapazitäten hinausging.
    In diesem Moment hörte ich es.
    Das Knirschen von Glas.
    Sunshine hatte noch mehr Besuch bekommen.

16
    Laut meiner Uhr war ich zwölf Minuten in dem Gebäude gewesen– eine ziemlich gute Zeit, falls jemand

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