Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
Vom Netzwerk:
meine nervöse Energie ein wenig, und ich begann mich zu entspannen. Es wird schon irgendwie klappen, redete ich mir ein.
    Ich fuhr den restlichen Weg bis zum Haupteingang, schaltete jedoch ein paar Meter vorher die Scheinwerfer aus. Meine Knie waren ganz steif, und meine Brust fühlte sich eng an, aber damit konnte ich leben. Ich parkte vor dem Sunshine-Gebäude und stieg aus. Die kühle Luft, die zwischen den Lagerhäusern hindurchfegte, schlug mir ins Gesicht. Zehn Minuten, das sollte genügen.
    Die Eingangstür von Sunshine bestand aus Glas mit einem Stahlrahmen und sah ziemlich windig aus, allerdings wusste ich aus Erfahrung als Detective, dass sie es wahrscheinlich in sich hatte. Vor einigen Jahren hatte ich ein Überwachungsvideo gesehen, in dem ein Verdächtiger einen Ziegelstein gegen eine Glastür schleuderte, die ganz ähnlich aussah wie diese. Das Ding prallte prompt von der Scheibe ab und traf ihn am Kopf, und zwar mit einer solchen Wucht, dass er beinahe gestorben wäre. Deshalb hatte ich mich heute entschieden, mit härteren Bandagen zu kämpfen.
    Ich öffnete den Kofferraum und kramte zuerst meine Taschenlampe aus meinem Spurensicherungskoffer, dann zog ich den schweren Tischlerhammer heraus. Ich hatte ihn zwar noch nie für die Spurensicherung gebraucht, hatte ihn aber stets dabei, für den Fall, dass ich Bodendielen oder etwas Ähnliches aufstemmen musste. Wenn ich die Glasscheibe damit nicht zum Bersten brachte, wusste ich auch nicht.
    Als Nächstes zog ich die Latexhandschuhe über und warf einen Blick auf die Uhr.
    Zehn Minuten.
    Jetzt oder nie.
    Ich trabte zur Eingangstür und drosch mit dem Hammer gegen die Glasscheibe. Das Klirren war so laut, dass mir die Ohren klingelten, doch das Glas gab nicht nach. Ich schlug ein zweites Mal zu. Diesmal zeigten sich erste Risse. Vielleicht hätte ich ja einen Vorschlaghammer benutzen sollen. Ich holte zum dritten Hieb aus. Danach war es ziemlich einfach, ein so großes Loch ins Glas zu schlagen, dass ich ungehindert hindurchkriechen konnte. Ich ließ den Hammer neben der Tür liegen und ging mit der Waffe in der einen u nd der Taschenlampe in der anderen Hand weiter.
    Der Eingangsbereich war eher lang als breit– so lang, dass ich bei der Dunkelheit das andere Ende nicht erkennen konnte. Ich knipste die Taschenlampe an und justierte den Regler so, dass ein breiter Lichtkegel entstand. Unmittelbar vor mir befand sich ein Empfangstresen; zu meiner Rechten stand eine Sitzgruppe. Terminkalender und alte Zeitschriften würden mich vermutlich nicht weiterbringen, deshalb trabte ich daran vorbei und den Korridor entlang, von dem mehrere Flure zu beiden Seiten und nach vorn abgingen.
    Ich lief weiter geradeaus und versuchte mein Glück bei der erstbesten Tür. Dahinter verbarg sich ein Pausenraum für die Angestellten. Unwichtig. Ich schloss die Tür und ging zur nächsten. Ein leises Knarzen ging durch das Gebäude, als der Wind daran zerrte. Wieder erschauderte ich. Es war reichlich unheimlich hier, und das nicht nur, weil sich die Leute, die das Gebäude angemietet hatten, für Vampire hielten. Es gab überall dunkle Ecken und Türen, und hinter jeder konnte jemand lauern. Das Ganze gefiel mir überhaupt nicht.
    Ich öffnete die zweite Tür und trat ein, die Waffe wie einen Schutzschild vor mir. Als Erstes registrierte ich den Geruch: Eukalyptus. Also war ich hier immerhin richtig. Mit jedem Windstoß, der das Gebäude erbeben ließ, schoss eine neuerliche Woge Adrenalin durch meine Venen. Eilig schwenkte ich die Taschenlampe, doch abgesehen von ein paar Klapptischen war der Raum leer.
    Ich richtete den Lichtkegel auf meine Uhr. Noch acht Minuten. Ich holte tief Luft, um mich zu sammeln, dann kehrte ich in den Korridor zurück und versuchte mein Glück im Zimmer gegenüber– das jedoch ebenfalls leer war. Allerdings roch es wie in einem Nagelstudio. Aceton. Mack hatte den Stoff doch in seinem Vortrag über die Kokainherstellung erwähnt. Ich hatte zwar bisher noch keine Drogen gefunden, aber mein Indizienfall nahm allmählich Gestalt an.
    Ich trabte auf den Korridor hinaus und nach links zum nächsten leeren Zimmer. Auch hier roch es nach Aceton. Wenn Karen dieses Gebäude einzig und allein für die Kokainherstellung nutzte, musste ihr Geschäft ziemlich groß sein. Mack hatte fünf Gramm Kokain in seinem Labor hergestellt; in einem Gebäude wie diesem konnten ohne Weiteres mehrere Kilo am Tag fabriziert werden. Ich hatte zwar immer noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher