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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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unfassbarer Geschwindigkeit zu drehen. Die Luft war vom Gestank nach Benzin erfüllt. Ich registrierte eine Bewegung, als der zweite Schütze zum Ausgang rannte. Kurz davor blieb er stehen, zündete ein Zippo-Feuerzeug an und schleuderte es zu der Sitzgruppe am anderen Ende der Lobby.
    Der Benzingeruch verflog, und es war, als würden meine Lunge zerfetzt werden, während die Flamme das Sofa, den Sessel und den Teppich in einem Feuerball aufgehen ließ. Meine oberste Hautschicht fühlte sich an, als würde jemand heißes Wasser über mir auskippen, und ich bekam keine Luft mehr. Ich musste schleunigst hier raus.
    Als ich den Raum durchquerte, bemerkte ich den Kerl, der vor dem Empfangstresen auf dem Boden lag. Seine Lippen bewegten sich, doch kein Laut drang hervor. Versuchter Mord hin oder her, ich konnte ihn unmöglich bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Das wäre nicht richtig. Ich ging in die Knie und wuchtete ihn mir über die Schulter. Er war schwer, doch das Adrenalin verlieh mir ungeahnte Kräfte. Ein dumpfer Schmerz pochte in meinem Brustkasten, dort, wo ich auf der Taschenlampe gelandet war. Ich hustete und rang nach Atem, während sich die Lobby mit dichtem, schwarzem Rauch füllte. Ich spurtete los. Meine Lunge und Kehle brannten. Beim Hereinkommen war mir der Eingangsbereich gar nicht so groß vorgekommen, aber neunzig Kilo Totlast und ein Brand können die Wahrnehmung ziemlich stark verschieben. Als ich endlich die Tür erreichte, raste der zweite Typ gerade in einem Ford Mustang vom Parkplatz. Ringsum fingen die Rigipswände und andere Baustoffe Feuer, und dichte schwarze Qualmwolken stiegen auf. Ich trat hinaus ins Freie und schnappte nach Luft. Meine Beine zitterten, doch bevor sie endgültig nachgeben konnten, wuchtete ich meinen neuen Freund auf die Motorhaube. Wie es aussah, würde der Dreckskerl eine Beule hinterlassen, allerdings würde sie inmitten all der anderen Dellen nicht weiter auffallen. Der Typ stöhnte irgendetwas Unzusammenhängendes. Ich schob meine Waffe ins Holster und wurde plötzlich von einem solch heftigen Husten geschüttelt, dass ich mich beinahe übergab: Meine Lunge versuchte das, was sich da gerade in ihr eingenistet hatte, loszuwerden. Nach Atem ringend, ließ ich mich gegen die Haube sinken. Bei jedem Ausatmen fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Ich fühlte mich, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.
    Eine Salve von Knallgeräuschen drang in rascher Folge aus dem Haus. Ich fuhr zusammen, worauf der Schmerz neuerlich durch meinen Körper zuckte. Der Typ neben mir hatte offensichtlich seine Waffe im Gebäude liegen lassen, und der Brand hatte die Gewehrsalve ausgelöst. Wir konnten von Glück sagen, dass uns nicht das ganze Haus um die Ohren flog.
    Minutenlang blieben wir neben meinem Wagen. Die Hitze war mittlerweile so groß, dass man selbst aus zehn Metern Entfernung noch problemlos Marshmallows hätte rösten können. Inzwischen leckten die Flammen bereits an der Aluminiumabdeckung der Eingangstür. Bald würde das Dach in Flammen aufgehen, wodurch das Feuer meilenweit zu erkennen wäre. Über kurz oder lang würde ich Gesellschaft bekommen– ich musste schleunigst von hier verschwinden.
    Ich zerrte den halb bewusstlosen Kerl von meiner Motorhaube und verfrachtete ihn auf den Rücksitz, wobei ich ihn zum ersten Mal richtig zu sehen bekam. Er war um die dreißig mit eingefallenen Wangen und einem tätowierten Stern am Hals. Ich hatte ihn in Arm und Schulter geschossen, was nicht unmittelbar lebensbedrohend war. Wenn er in absehbarer Zeit ärztlich versorgt wurde, wäre seine größte Sorge, sich keine Wundinfektion zuzuziehen. Und natürlich meine Anwesenheit. Ich schlug ihm mehrmals ins Gesicht, bis er mich ansah.
    » Gibt es jemanden, den du anrufen kannst? «
    Er nickte, also warf ich ihm mein Handy in den Schoß und setzte mich hinters Steuer. Ich hatte keine Ahnung, wer der Typ war, ging aber nicht davon aus, dass er auf Karens Gehaltsliste stand. Viel wahrscheinlicher war, dass er für die Konkurrenz arbeitete. Ich stellte den Rückspiegel so ein, dass ich ihn im Auge behalten konnte. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig, also konnte ich davon ausgehen, dass er noch am Leben war, auch wenn er sonst keinen Mucks von sich gab.
    Ich fuhr vom Gelände, bog auf die Straße und drückte das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Es war so finster, dass ich bestenfalls drei, vier Meter weit nach rechts und links sehen konnte. Es war, als

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