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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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aus zusah. Ich war heilfroh über ihre Anwesenheit: Solange sie sich dort draußen aufhielten, würde wohl kaum einer versuchen, meine Tür einzutreten.
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht. Zwei Tage waren vergangen, seit ich mich das letzte Mal rasiert hatte, deshalb fühlte ich mich allmählich wie Wolfman. Karen und ihren Vampirkumpanen war das höchstwahrscheinlich egal, aber ich wollte mit meinem Äußeren auf keinen Fall kleine Kinder erschrecken. Ich holte meinen Kulturbeutel aus der Reisetasche und ging ins Bad. Unterwegs schaltete ich den Fernseher ein. Doch als ich den Nachrichtensprecher die wichtige Eilmeldung ankündigen hörte, blieb ich abrupt stehen, ging zurück und setzte mich aufs Bett.
    Die Reporterin stand auf einem Parkplatz vor einem braun gesprenkelten Gebäude, das ich nur allzu gut kannte. Es hatte schmale längliche Fenster, und über der Eingangstür hing ein Transparent, das neue Schüler und ihre Eltern herzlich willkommen hieß. Die Kamera schweifte über den Eingang zu dem fast leeren Parkplatz und den Basketballkörben und dem Softballfeld dahinter. Als ich das letzte Mal auf dem Parkplatz gestanden hatte, war uns Rektor Eikmeier entgegengekommen, um uns zur Befragung einiger von Rachels Klassenkameraden zu bringen. Jetzt fehlte jede Spur von ihm– stattdessen waren auf dem Bildschirm etliche Streifenpolizisten zu sehen, die das Areal um die angrenzenden Tennisplätze absperrten. Die Kamera richtete sich wieder auf die Reporterin, eine attraktive Frau namens Kristen Tanaka, die dafür bekannt war, dass sie anderen Fernsehsendern bei der Verbrechensberichterstattung stets ein paar Schritte voraus war. Weniger bekannt außerhalb der Polizeikreise war hingegen, dass sie für eine gute Story so ziemlich mit jedem ins Bett steigen würde.
    » Hier am Tatort herrschen nach wie vor chaotische Zustände, und noch ist nur sehr wenig über den genauen Tathergang bekannt. Wir wissen lediglich, dass ein Hausmeister in der Nähe der Tennisplätze zwei Leichen entdeckt hat, bei denen es sich höchstwahrscheinlich um Schüler dieser Highschool handelt. Bislang gab es keine offizielle Stellungnahme seitens der Polizei, aber eine polizeinahe Quelle hat mich darüber informiert, dass die Leichen zahlreiche kleine kreisrunde Verbrennungen aufweisen. Wir warten immer noch auf genauere Informationen darüber, mit welchem Gegenstand den Opfern diese Verbrennungen zugefügt wurden. «
    Multiple Brandverletzungen. Diese vertrauliche Information würde irgendeinem Glückspilz in Uniform ein Schäferstündchen bescheren.
    Ich lehnte mich auf dem Bett zurück und dachte nach. Multiple Verletzungen– das bedeutete, jemand hatte dem Opfer mit Absicht wehgetan, vielleicht war sogar Folter im Spiel gewesen. Man muss schon eine ganz besondere Persönlichkeitsstruktur besitzen, um einem Menschen so etwas anzutun. Natürlich gibt es Zufälle, aber niemand konnte so dämlich sein und glauben, dass vier Todesfälle an einer einzigen Schule tatsächlich nur Zufall waren. Irgendetwas ging dort vor sich, und allmählich änderte sich etwas. Robbie Cutting war ermordet worden, doch bei ihm war der Täter schnell, sauber und diskret vorgegangen. Bei diesen Teenagern sah die Sache anders aus: Jemand hatte sich viel Zeit für die Tötung genommen. Und er hatte die Leichen an einem Ort abgelegt, wo er sicher sein durfte, dass sie schnell gefunden würden. Diese Opfer waren eindeutig eine Botschaft– aber höchstwahrscheinlich stammte sie weder von Karen, noch war sie an mich gerichtet. Bislang waren die Botschaften stets subtil und zielgerichtet gewesen. Für diese galt das nicht. Offenbar hatten wir neue Mitspieler bekommen.
    Bei der Werbeunterbrechung ging ich ins Badezimmer, um mich zu rasieren. Neue Mitspieler hin oder her– Sunshine Products würde heute Nacht Besuch bekommen. Ich musste mich nur noch fertig machen, dann ging es los. Meine Muskeln waren angespannt, und mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Ich war von einer nervösen Energie erfüllt, wie ich sie früher gespürt hatte, bevor ich einen dringend Tatverdächtigen festnehmen musste. Es war ein gutes Gefühl. Ich verrichtete mein Frühabendgebet neben dem Bett, aber es fiel mir schwer, bei der Sache zu bleiben. Hoffentlich war Gott nachsichtig mit mir.
    Da ich an diesem Tag noch nicht viel gegessen hatte, ging ich zu Fuß in den nächsten Deli und holte mir ein Sandwich. Zum Glück folgte mir niemand. Mit ein bisschen Glück würde mein Abstecher

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