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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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zu Sunshine ein Überraschungsbesuch werden.
    Nach dem Abendessen sah ich mir noch eine Weile die Lokalnachrichten an, in der Hoffnung, weitere Details über die neuen Mordfälle an Rachels und Robbies Schule zu erfahren, doch leider tappten die Reporter genauso im Dunkeln wie ich. Möglicherweise wusste Olivia etwas, allerdings bezweifelte ich, dass sie in Plauderlaune war.
    Ich zwang mich, die Gedanken an die Leichen zu verdrängen und mich stattdessen auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren. Sollte das Gebäude mit einer Alarmanlage gesichert sein, blieben mir trotzdem mindestens zehn Minuten, bevor jemand kam. Das wäre mehr als genug Zeit, um etwas Belastendes zu finden. Ideal wäre ein mit Wie übernehmen wir die Weltherrschaft? betiteltes Dokument, aber darauf zu hoffen, war wohl illusorisch. Irgendetwas würde ich schon ausgraben, sagte ich mir, daran gab es keinen Zweifel. Ich ging im Zimmer auf und ab. Meine Waffe im Schulterholster fühlte sich zentnerschwer an. Ich war hin- und hergerissen. Einesteils wollte ich sie am liebsten hierlassen. Gewaltsames Eindringen in fremdes Eigentum war zwar eine Straftat, aber keine allzu schwerwiegende. Ich käme wahrscheinlich sogar mit einer Bewährungsstrafe davon, würde ich erwischt. Mit einer tödlichen Waffe in meinem Besitz wäre das Ganze allerdings eine ganz andere Sache, und ich würde todsicher einfahren. Darauf konnte ich aber keine Rücksicht nehmen, denn der Wachmann (sofern es einen gab) würde garantiert nicht allzu erfreut sein über mein Auftauchen und daher nicht gerade zimperlich. Unterm Strich blieb mir gar nichts anderes übrig: Ich musste bewaffnet sein.
    Irgendwann machte mich die Grübelei so müde, dass ich den Fernseher wieder einschaltete und hoffte, in den Spätnachrichten noch einen Bericht über die Morde an der Highschool zu finden. Ich zappte mich zweimal durch alle wichtigen Kanäle, doch außer Sitcoms und miesen Realitysendungen lief nichts. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht, und die Sonne ging endlich unter. Eine gute Stunde würde ich noch warten müssen, bis es vollends dunkel war.
    So lange hielt ich es allerdings nicht aus. Also streifte ich mir ein schwarzes T-Shirt mit langen Ärmeln und eine dunkle Jeans über und ging hinaus zum Wagen, wo ich in meinem Spurensicherungskoffer herumkramte, um sicherzugehen, dass ich Latexhandschuhe dabeihatte. Schließlich stieß ich auf eine noch verschlossene 36er-Packung. Es waren zwar die dünnen, billigen, aber ich würde ja niemanden operieren müssen.
    Als ich die beleuchteten Straßen und Einkaufszeilen von Plainfield hinter mir ließ, war es vollends dunkel. Der Wind schob dichte Wolken heran, die den Mond und die Sterne verdeckten und die Umgebung in tiefe Schwärze tauchten. Mein Wagen wurde von den heftigen Böen hin und her geschüttelt, so dass ich Mühe hatte, ihn auf der Straße zu halten. Etwa eine halbe Stunde später befand ich mich inmitten von dunklen Feldern, Scheunen und Lagerhäusern.
    Etwa eine Viertelmeile vor dem Industriegebiet fuhr ich rechts an den Straßenrand. Die Sojabohnenfelder wogten im Wind. Ich schauderte. Es war so dunkel, dass ich außerhalb des Lichtkegels der Scheinwerfer absolut nichts erkennen konnte. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf das Lenkrad. Das Industriegebiet war hell erleuchtet, doch abgesehen von den wogenden Feldern regte sich weit und breit nichts.
    Unter normalen Umständen hätte ich das Gebäude etwa eine Woche lang observiert, hätte Dossiers über Mitarbeiter angelegt, die Zeiten notiert, wann sie zur Arbeit kamen und wieder nach Hause gingen, und wahrscheinlich gewusst, wer welches Auto fuhr. Würde das Gebäude überwacht, hätte ich längst die Rundgänge der Wachleute in Erfahrung gebracht und höchstwahrscheinlich die Uhrzeiten festgehalten, zu denen eine Streife vor dem Haus vorbeifuhr. Kurz gesagt– ich wäre perfekt vorbereitet. Einen gut vorbereiteten Täter zu erwischen, ist nämlich ziemlich schwierig. Leider hatte ich dafür aber keine Zeit. Ich musste der Sache ein Ende bereiten, bevor noch ein Jugendlicher ums Leben kam. Notfalls mit Improvisieren und einer gehörigen Portion Glück.
    Ich beobachtete das Gebäude noch etwa zwanzig Minuten lang, aber nichts geschah. Kein einziges Fahrzeug kam oder verließ das Gelände. Ich nahm die Flasche Bourbon aus dem Handschuhfach, die ich am Vortag gekauft hatte, schraubte den Deckel ab und trank einen großen Schluck. Der Alkohol dämpfte

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