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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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liegen zu lassen und seinen Boss anzurufen, damit er ihn abholen kam, entschied mich aber dagegen. In dieser Gegend knöpften die Leute einem Schwerverletzten schneller die Klamotten ab, als sie einen Wagen ausschlachteten. Der Typ würde innerhalb kürzester Zeit erfrieren.
    Ich fand die angegebene Adresse problemlos und stellte den Wagen direkt vor dem Gebäude ab– Parkverbot hin oder her. Ein Strafzettel wegen Falschparkens wäre garantiert mein geringstes Problem, falls sich ein Cop in diese Gegend verirren sollte. Ich löste meinen Gurt. Der Typ auf dem Rücksitz stöhnte. Im Rückspiegel beobachtete ich, wie sich seine Lider flatternd hoben.
    » Du bleibst hier sitzen « , befahl ich und öffnete die Tür. Wieder stöhnte er, doch ich beachtete ihn nicht. Der Gestank nach Schwefel und Abgasen schlug mir entgegen, als ich aus dem Wagen stieg. Ich schloss ab und trat auf den Gehsteig. Bukoholow hatte mich in eine Bar namens Lucky Bastard Saloon bestellt. Ich hatte noch nie von dem Laden gehört, was bedeutete, dass er nicht auf der ständigen Überwachungsliste des IMPD stand. Doch nach allem, was ich über seinen Besitzer wusste, waren wir wohl nicht die einzige Polizeibehörde, die sich für seine Aktivitäten interessierte.
    Mit gesenktem Kopf trat ich vor die mit schwarz gestrichenen Glaseinsätzen versehene Eisentür. Mein Blick fiel auf ein Einschussloch im unteren Teil des Glases, von dem aus sich die Sprünge in einem strahlenförmigen Muster ausbreiteten. Ich öffnete die Tür. Sofort schlug mir eine Wolke von Alkohol, Schweiß und Zigaretten entgegen. Der etwa zur Hälfte gefüllte Gastraum bestand aus zehn Tischen, einer Handvoll Nischen und einem langen Holztresen unmittelbar gegenüber der Tür. Eine Bar mit funkelnden Flaschen voll edlem Hochprozentigem und Flachbildschirmen über dem Tresen suchte man hier vergebens. Der Lucky Bastard Saloon war keine Kneipe, wo man sich nach Büroschluss auf einen Drink traf. Vielmehr kam man hierher, um sich volllaufen zu lassen– die Mehrzahl der Stammgäste schien sich diesem Zustand erfolgreich zu nähern. Ich trat zur Bar. Die meisten Männer hier waren komplett tätowiert und hatten raue, schwielige Hände. Es waren Männer, die dafür sorgten, dass die Infrastruktur unserer Stadt reibungslos funktionierte, und ihre finsteren Mienen verrieten mir, dass ich hier nicht willkommen war.
    Ich biss die Zähne zusammen und ging weiter, ohne sie zu beachten. Der Barkeeper hatte so breite Schultern, dass er vermutlich nur seitwärts durch eine Tür mit Standardbreite passte, und seine Handgelenke zierten einstmals schwarze Tattoos, die jedoch inzwischen ausgebleicht waren: ein kunstvoll geformter Stern und etwas, was wie ein Messer aussah, das sich durch eine Wunde schnitt. Hätten sie einem Amerikaner gehört, hätte ich auf Knasttattoos getippt, doch etwas sagte mir, dass ich es hier nicht mit einem Landsmann zu tun hatte. Seine Nase war unübersehbar gebrochen, aber nicht gerichtet worden. Als seine Lippen sich zu einem freudlosen Grinsen verzogen, gaben sie den Blick auf seine angeschlagenen Vorderzähne frei.
    » Das ist ein Privatclub. Sie sind hier nicht willkommen. « Sein Akzent war ähnlich ausgeprägt wie der von Bukoholow, seine Stimme jedoch hoch, fast nasal. Ich schlug meine Jacke zurück, um den Blick auf meine Waffe freizugeben, doch der Barkeeper zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    » Geben Sie mir einen Drink, und dann sagen Sie Ihrem Boss, dass sein Gast hier ist. «
    Der Barkeeper verlagerte das Gewicht auf die Fersen und starrte mich einen Moment lang an. Schließlich nickte er widerstrebend und griff unter den Tresen. Als er sich wieder aufrichtete, hatte er eine halb volle Flasche russischen Wodka und ein Schnapsglas in der Hand und stellte beides auf den Tresen.
    » Warten Sie hier. « Er trat in einen schmalen dunklen Korridor hinter der Bar, während ich mir einen großzügigen Schluck einschenkte und ihn hinunterkippte. Es war, als tränke ich Benzin. Ich spürte, wie sich der Alkohol einen Weg durch meine Kehle und Speiseröhre in Richtung Magen brannte. Was für ein grauenhaftes Zeug, aber wenigstens zeigte es augenblicklich Wirkung. Ich goss mir noch einen ein und holte tief Luft. Etwa zwanzig gierige Augenpaare waren auf mich geheftet. Ich verlagerte das Gewicht und schob abermals meine Jacke zurück, um meine Dienstwaffe zu präsentieren.
    » Und? Gibt’s irgendwas? « , fragte ich mit erhobenen Brauen und stützte mich mit den

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