Falsches Spiel mit Hannah
angriffslustig.
âVermutlich hast du Recht. Aber irgendwie gefällt mir dieser Wirbel nicht.â
Vielleicht bist du ja eifersüchtig, dachte Hannah. Vielleicht tut es dir leid, dass du deine Reitkarriere damals so schnell an den Nagel gehängt hast. Und gönnst mir meinen Erfolg nicht.
Aber diese Gedanken sprach sie nicht aus. Stattdessen sagte sie: âIch frag Uwe nachher.â
âOkay.â Hannes nickte zufrieden. âSollen wir heute Nachmittag zusammen ausreiten?â, erkundigte er sich dann.
âKeine Zeit.â Hannah schüttelte bedauernd den Kopf. âIch wollte mit Acapulco noch ein paar Patterns durchgehen. Und dann hab ich Reitunterricht.â
âSchade.â
âNach dem Turnier hab ich wieder mehr Zeitâ, tröstete ihn Hannah. âEs sind ja nur noch zwei Wochen.â
Nur noch zwei Wochen, du meine Güte, dachte Hannah erschrocken. Sie trat unwillkürlich schneller in die Pedale. Die Zeit drängte, sie musste sie nutzen.
âAlso, wenn du Lust hast â¦â Hannes keuchte. Er kam kaum noch nach, so schnell fuhr sie jetzt.
âIch bin heut Abend um halb sieben bei Alberto. Wenn du willst, lad ich dich zum Eis ein. Kannst es dir ja überlegen.â
Nein danke, wollte Hannah eigentlich sagen. Aber dann warf sie einen Blick über die Schulter und sah Hannesâ Gesicht, das jetzt schon enttäuscht aussah. Obwohl sie noch gar nicht abgelehnt hatte.
âGerneâ, sagte sie. âIch versuch, pünktlich zu sein, okay?â
Hausverbot
Hannahs Kopf dröhnte. Ihre Schenkel waren wundgescheuert. Ihre Beine brannten und ihr Po tat weh. Sie hatte fast drei Stunden trainiert, zuerst allein und dann mit Uwe.
âDich sieht man ja nur noch hierâ, sagte Sue, als Hannah Acapulco zurück in den Stall führte. âIch hoffe, Uwe setzt dich nicht zu sehr unter Druck â¦â
âDazu braucht Hannah mich gar nicht.â Uwe Förster trat zu ihnen. âDas macht sie schon allein.â
â O dear . Vielleicht war das mit dem Turnier doch keine so gute Ideeâ, meinte Sue betroffen. âDu gefällst mir gar nicht, Hannah.â
âIch bin ein bisschen müde, sonst ist alles in Ordnungâ, wehrte Hannah ab. âEhrlich, mir gehtâs prima.â
âMorgen machst du mal Pauseâ, entschied Uwe. âEin Tag ohne Sunshine Ranch. Geh ins Kino oder Eis essen â¦â
Eis! âMensch, ich hab noch eine Verabredung bei Albertoâ, erinnerte sich Hannah plötzlich. âHannes erwartet mich da um halb sieben.â Ein schneller Blick auf die Armbanduhr lieà sie aufstöhnen. Es war bereits kurz vor sechs. âO je. Das schaff ich wohl nicht mehr.â
âNatürlich schaffst du das.â Sue griff nach Acapulcos Halfter. âIch mach Acapulco für dich fertig.â
âAber so kann ich unmöglich in die Eisdiele.â Hannahs T-Shirt war total verschwitzt und ihre Reithose starrte vor Dreck.
Sue überlegte einen Moment lang. âKommâ, meinte sie dann. Sie schlang Acapulcos Halfter um den Pfosten am Sattelplatz und zog Hannah hinter sich her zum Haus.
âDu gehst dich schnell duschenâ, bestimmte sie. âHandtuch und Duschgel findest du im Bad. Und ich leg dir ein paar saubere Klamotten raus, die dir passen müssten.â
âAber â¦â
âKeine Widerrede! Beeil dich.â
Die Kleidungsstücke waren nagelneu. Eine Röhrenjeans und ein T-Shirt, die Sue für ihre Nichte in den USA gekauft hatte. Sie war jedoch bisher noch nicht dazu gekommen, die Sachen zu verschicken.
â You look great â, sagte Sue, als Hannah kurz danach wieder aus ihrem Schlafzimmer kam. âDas sieht wirklich super aus.â
Hannah fühlte sich auch super. Die Kleider passten ihr wie angegossen.
âHoffentlich hat deine Nichte kein Problem damit, dass ich ihre Sachen trageâ, meinte sie zweifelnd.
âQuatsch! April doch nicht! Go on, hurry ! Einen Freund lässt man nicht warten. Und die Liebe ist wichtiger als jedes dusselige Turnier.â
Eine steile Falte bildete sich zwischen Sues Augenbrauen, als sie das sagte. Vielleicht dachte sie an Robert. Inzwischen war es fast zwei Monate her, dass sie sich von ihm getrennt hatte. Ob sie es bereute, dass sie ihn rausgeworfen hatte? Ich krieg überhaupt nichts mehr mit, weil ich die ganze Zeit nur an diesen Wettbewerb denke, dachte
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