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Falsches Spiel mit Hannah

Falsches Spiel mit Hannah

Titel: Falsches Spiel mit Hannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bosch
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verwirrt nach, als er in Richtung Pferdekoppel verschwand, um Harlekin zu holen. Was hatte Uwe vor? Wollte er ihr die Übungen auf Harlekin vorführen? Aber warum nahm er zum Vorreiten nicht einfach Acapulco?
    â€žWir reiten aus“, erklärte Uwe, als er wieder zurückkam. Dann schwang er sich auf Harlekins Rücken und ritt los, bevor Hannah nachfragen oder gar protestieren konnte.
    Nebeneinander trabten sie durch den Wald bis zu der Löwenzahnwiese, auf der sie am Vortag noch mit Hannes gewesen war.
    Hier ließ Uwe sie aus dem Gedächtnis das Pattern reiten, das er in der letzten Woche mit ihr geübt hatte. Es war total lächerlich. Acapulco trampelte durch kniehohes Gras über eine Wiese, auf der kein einziges Hinderniss stand. Hannah musste also die ganze Zeit so tun, als ob sie den Wallach über eine Holzbrücke oder durch eine Stangengasse lenkte.
    â€žDas ist doch albern“, nörgelte sie nach dem ersten Durchgang. „Warum reiten wir nicht zurück und ich trainiere noch eine Weile richtig im Roundpen?“
    â€žDas haben wir schon gemacht“, sagte Uwe. „Im Roundpen auf der Sunshine Ranch bist du perfekt. Und Acapulco auch. Aber in Aachen ward ihr nicht perfekt. Es reichte für die Vorausscheidung, aber um zu gewinnen, ist es nicht genug. Das ist dir bei der Drehung selbst aufgefallen, oder? Du musstest mit den Zügeln nachhelfen und du hast Acapulco ein Lautsignal gegeben. Das ist nicht erlaubt, wie du weißt.“
    â€žDas hast du bemerkt?“, fragte sie betroffen. „Meinst du, die Wettkampfrichter haben es auch mitbekommen?“
    â€žNatürlich. Die sind doch nicht blöd.“
    â€žAber ich verstehe trotzdem nicht, was es nun bringen soll, dass ich hier im Wald auf- und abtrabe. Das kommt mir alles so bescheuert vor.“
    â€žEs ist aber nicht bescheuert. Acapulco muss lernen, dass die Umgebung völlig egal ist. Genauso wie das Hindernis, das er überwinden muss. Ob da ein Stangen-U liegt oder ein Quadrat, ob die Hütchen grün oder gelb sind oder meinetwegen auch in Flammen stehen … das ist alles überhaupt nicht von Interesse. Er muss genau das tun, was du von ihm willst. Ohne zusätzliche Anleitung, ohne Zwang. Verstehst du?“
    Hannah nickte.
    Sie ritt das gleiche Pattern noch einmal und diesmal sah sie die Hindernisse vor sich auf der Wiese liegen, als wären sie wirklich da. Konzentriert dirigierte sie Acapulco durch die ganze Übungsabfolge. Als er am unsichtbaren Stangen-U den Kopf senkte, um zu grasen, begann sie gleich noch mal von vorn.
    â€žDas ist die richtige Einstellung“, sagte Uwe zufrieden, als Pferd und Reiterin nach einer Dreiviertelstunde schweißgebadet innehielten. „Wir nähern uns unserem Ziel.“
    Hannah atmete auf. Wurde ja auch langsam Zeit.
    Was die Reporter alles von ihr wissen wollten!
    Welches ihr Lieblingsfach in der Schule war, wie sie in Mathe und Englisch stand, ob sie gerne las und wie sie sich mit ihrem Bruder verstand. Ob ihre Eltern ihre Reitkarriere förderten oder das Ganze eher kritisch sahen.
    â€žMeine Reitkarriere“, wiederholte Hannah irritiert. „Ich hab ja bisher noch gar keine Karriere gemacht. Ich trete nur bei dem Turnier in Aachen an, das ist alles.“
    â€žNa hör mal“, rief die Journalistin, die zusammen mit einem Fotografen auf die Sunshine Ranch gekommen war. „Das Aachener Westernturnier ist der größte und wichtigste Westernwettbewerb in ganz Deutschland. Und du giltst als absolute Favoritin. Ist dir das eigentlich klar?“
    Hannah spürte, wie ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Dabei war es ein milder, sonniger Frühlingstag. Nein, so richtig klar war ihr das anscheinend noch nicht geworden. Aber langsam dämmerte es ihr.
    Die beiden Reporter ließen sie auf Acapulco über die Pferdekoppel galoppieren, sie fotografierten sie im Roundpen, im Stall und am Sattelplatz. Sie knipsten sie zusammen mit Esel Fritz und dem Fohlen Frida, mit dem Reiterhelm auf dem Kopf und dem Sattel in den Armen. „Und jetzt noch ein Bild mit dem Hund“, sagte der Fotograf und blickte sich suchend um. „Unsere Leser lieben Hunde.“
    â€žWo ist das Tier denn jetzt?“, fragte die Journalistin, die in der letzten halben Stunde bestimmt viermal über Washington gestolpert war.
    â€žWenn man ihn braucht, ist er nie da“, erklärte Hannah.
    â€žNa, egal.“

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