Falsches Spiel mit Hannah
Die Frau klappte ihr Notizbüchlein zu und lieà es dann in ihrer Handtasche verschwinden. âWir müssen jetzt los.â
âOkay.â Hannah atmete erleichtert auf. Sie schrieb am nächsten Tag einen Biologietest und musste dringend lernen.
âWo wohnst du noch mal?â, fragte der Fotograf.
âLindenallee 5â, erwiderte die Reporterin an Hannahs Stelle. âDeine Familie weià hoffentlich, dass wir kommen?â
âAlso, irgendwie geht mir das Ganze langsam zu weitâ, sagte Frau Hoffmann, nachdem sie abends um sieben endlich die Tür hinter den beiden Reportern geschlossen hatte. âGestern der Fernsehbericht war ja ganz okay. Und gegen ein Interview hab ich auch nichts einzuwenden. Aber dass die uns nun fast eine Stunde lang auf die Nerven gehen mussten und das halbe Haus abfotografiert haben â¦â
âHmmmh.â Hannah konnte nicht antworten, weil sie sich gerade ein halbes belegtes Brot in den Mund gestopft hatte. Ihr fehlte die Zeit zum Essen. Sie hatte schlieÃlich noch keine Hausaufgaben gemacht und auf den Biotest musste sie sich auch noch vorbereiten.
âIch will in Zukunft keinen Reporter mehr hier sehenâ, erklärte ihr Vater, der vor einer halben Stunde von der Arbeit nach Hause gekommen war und den Journalisten direkt in die Arme gelaufen war. âIch komm mir ja schon vor wie bei Deutschland sucht den Superstar .â
âAlso, ich fand die ganz coolâ, sagte Max feixend. âBin gespannt auf den Artikel. Vielleicht hauen die Hannah ja total in die Pfanne.â
âOder dich!â, giftete Hannah zurück, während sie aufstand.
âFür mich interessieren die sich doch gar nichtâ, meinte Max. âDu bist hier der Star. Jedenfalls so lange, bis sie dich wieder vom Podest holen.â
Hannah schüttelte wütend den Kopf. Sie konnte sich jetzt nicht streiten, sie musste noch so viel erledigen.
Als sie aus dem Zimmer eilte, spürte sie die besorgten Blicke ihrer Eltern in ihrem Rücken. Aber auch darum konnte sie sich nicht kümmern.
Die Reportage in âWesternfriendsâ ging über zwei Doppelseiten. Fünf groÃe Bilder zeigten Hannah auf der Sunshine Ranch, mit ihren Freundinnen, auf Acapulco und zu Hause mit ihrer Familie. In dem abgedruckten Interview erkannte sich Hannah fast nicht wieder. Die Sätze klangen so viel stolzer und selbstbewusster als das, was sie vor ein paar Tagen auf der Sunshine Ranch von sich gegeben hatte.
âHannah willâs wissenâ, lautete die Ãberschrift.
Neben âWesternfriendsâ berichteten noch zwei weitere Reiterzeitschriften über Hannah, ein Internetportal brachte einen Artikel über sie und der lokale Radiosender sendete ebenfalls ein kurzes Interview.
âDas ist der absolute Hammerâ, sagte Tori, die es geschafft hatte, sich bei fast allen Aufnahmen, die auf der Ranch gemacht worden waren, mit ins Bild zu drängen. Im Gegensatz zu Hannah liebte sie es, fotografiert zu werden.
âAlso, ich find das komischâ, sagte Hannes. Er hatte vor der Schule auf Hannah gewartet, um gemeinsam mit ihr nach Hause zu fahren.
âWas findest du daran komisch?â, fragte Hannah leicht gekränkt.
âNa, wie kommen alle diese Reporter auf dich?â
âHä? Das ist doch ganz einfach. Irgendeiner macht den Anfang und die anderen hängen sich dran. So funktioniert das mit allen Themen.â
âSo einfach ist das nichtâ, widersprach Hannes. âIch hab mit Jonasâ Vater gesprochen. Der ist beim Rundfunk.â
âIch weiÃâ, meinte Hannah. âUnd was sagt Jonasâ Vater?â
âDass irgendeiner dahinterstecken muss. Jemand, der die Redaktionen informiert hat und dem die Reporter vertrauen. Sonst hätte nämlich keiner auch nur eine Zeile über dich geschrieben.â
âWas willst du denn damit sagen?â, fragte Hannah verständnislos. âWahrscheinlich haben die Preisrichter, die die Top Five der Vorausscheidung zusammenstellen, die Presse informiert.â
âDas reicht nichtâ, widersprach Hannes. âJedenfalls nicht für einen solchen Rummel. Hast du Förster gefragt, ob er vielleicht was damit zu tun hat?â
âNeeâ, meinte Hannah.
âSprich ihn mal darauf an.â
âIst doch egal, wer dahintersteckt.â
Hannes zuckte mit den Schultern und schwieg.
âOder?â, fragte Hannah
Weitere Kostenlose Bücher