Falsches Spiel
M und bewegte sich dabei wie ein Fotomodell. Schweigend, nachdenklich, wartete sie darauf, dass ich ihr Feuer gab. Ich verstand sie nicht, sie nahm das alles viel zu gelassen.
»Da ist noch was«, sagte ich. »Ich war auch in dem Haus der Carter in Mercedes. Dort traf ich auf María Inés Acosta, José Luis Marino und Andrea Vilches. Ich habe sie überwachen lassen. Freitagnacht sind sie verschwunden.«
»Wer ist Andrea Vilches?«
»Das ist eine lange Geschichte. Sie war mit den anderen in dem Haus.«
»Und die sind ebenfalls verschwunden, sagen Sie?«
»Wie man so sagt. In Wahrheit hat man sie entführt. Eine Gruppe vermummter Männer hat sie mitgenommen. Ich glaube, ich weiß, wo man sie gefangen hält, aber noch kann ich sie nicht befreien.«
»Können Sie mir sagen, wer diese Andrea Vilches ist?«
Ich verzog genervt das Gesicht, aber Sandra hatte ein Recht darauf, das zu erfahren.
»Andrea Vilches ist die Frau, die aus dem Haus von Señora Carter kam, kurz bevor diese ermordet wurde.«
Sandra Forrester versuchte meinem Bericht zu folgen, doch ich merkte, dass sie bei dem Wirrwarr an Namen und Orten nicht durchblickte. Ich stand auf, ging zur Bar und goss ihr und mir einen Cognac ein. Ich hatte meine Antennen ausgefahren. Sie wirkte für meinen Geschmack immer noch viel zu kontrolliert.
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe«, sagte sie mit gerunzelter Stirn und drückte die halb aufgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. Einen Moment lang war ich fasziniert von der Spur des roten Lippenstifts auf dem Filter. Ihre Stimme holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. »In Mercedes haben Vermummte drei Leute abgeführt, und Sie glauben zu wissen, wo sie sich befinden, haben aber nicht vor, sie zu retten. In Córdoba wurde Marcelo getötet, aber Carla war nicht bei ihm. Señora Carter wurde bereits ermordet. Mir ist jetzt nicht klar, ob Sie etwas über Carlas Verbleib herausgefunden haben. Denn wenn ich mich recht entsinne, haben mein Mann und ich Sie angeheuert, damit Sie unsere Tochter finden.«
Der kühle Ton, in dem sie das sagte, missfiel mir, dennoch, sie hatte nicht Unrecht.
»Ich habe noch nichts Konkretes, aber der Kreis schließt sich immer enger. Ich ziehe meine Schlüsse. Die Carter hatte drei Häuser. In Mercedes, in La Falda und ein weiteres, das ich noch nicht ausfindig machen konnte. In den ersten beiden habe ich Leute angetroffen, die mit dem Fall zu tun haben. Ich glaube, Carla ist in dem dritten Haus.«
»Und wie gedenken Sie, sie zu finden? Denn, wie Sie selbst sagen: Jedes Mal, wenn Sie auf jemanden treffen, der Ihnen weiterhelfen könnte, wird er umgebracht oder verschwindet.«
Ich sah sie an. Ihre Worte hallten unangenehm in meinem Kopf nach. Ich zündete mir erstmal eine Zigarette an. Ich würde ein wenig nachbohren müssen, auch wenn ich Gefahr lief, dass sie bei Gutiérrez ausplauderte, dass ich in Córdoba gewesen war.
»Meinen Sie damit auch Ihren Mann?«
Sie wurde rot.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie haben gesagt, alle Leute, die mir weiterhelfen könnten, würden getötet oder verschwinden. Ihr Mann ist verschwunden. Denken Sie, er hätte mir weiterhelfen können?«
»Was wollen Sie damit andeuten?«
»Warum hat Ihr Mann in seinem Bericht über Carla Marcelo verschwiegen? Warum sollte ich nicht von diesem Jungen erfahren? Und warum hat er auch Señora Carter nicht erwähnt, trotz der Tatsache, dass Ihre Tochter am Abend vor ihrem Verschwinden bei ihr war?«
Sie sah mich schweigend an. Ich kam in Fahrt.
»Eines ist klar, Ihr Mann weiß weit mehr, als er sagt. Er hält bewusst Informationen zurück, die zu Ihrer Tochter führen könnten.«
»Ich glaube, das Gespräch ist beendet«, sagte Sandra frostig und machte damit deutlich, dass ich ihr zu nahe getreten war.
Ich schwieg. Zu gern hätte ich ihr gesagt, dass ihr Mann mit einem Kerl ins Bett gegangen war, aber das war nicht der geeignete Moment. Ich hatte sie bereits ziemlich unter Druck gesetzt.
Sandra war plötzlich nervös geworden. Mit zittrigen Fingern nestelte sie eine Zigarette aus der Schachtel. Ich gab ihr lieber kein Feuer. Wir machten beide kein Hehl aus unserer Wut. Sie nahm einen tiefen Zug. Offensichtlich suchte sie nach Worten.
»Mein Mann hat mit der Sache nichts zu tun. Und vergessen Sie nicht, Sie stehen in unseren Diensten. Sie haben eine Woche, um Carla zu finden. Und jetzt gehen Sie«, sagte sie und ging hastig auf den Tisch mit den Flaschen zu.
Ich stellte mein Glas auf
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