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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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ging der Arsch auf Grundeis, aber ich konnte nicht länger die Augen vor allem verschließen. Obwohl ich nicht gläubig bin, verlangte es mich nach Erlösung.
    Bevor ich das Büro verließ, versteckte ich noch die Beretta im Strumpf.
    Ich trat wieder in die Kälte hinaus und hielt ein Taxi an.
    »México Ecke Paseo Colón«, sagte ich.
    Ohne mich eines Blickes zu würdigen, fuhr der Taxifahrer mich durch die menschenleere Stadt. Zwanzig Minuten später zahlte ich.
    Durch dunkle Straßen marschierte ich zur Klinik, schlüpfte durch die Garage hinein direkt bis zu der besagten Tür. Diesmal war sie abgeschlossen. Ich ging in die Hocke, holte die Taschenlampe heraus und leuchtete das Schloss an. Eines von der komplizierteren Sorte. Keine Chance, es aufzubekommen. Hut ab vor den US-amerikanischen Detektiven, die mit einem Draht, einem Haken, einem Clip oder einem Korkenzieher jedes Schloss aufmachen können. Auf mich traf das nicht zu.
    Ich entschied mich für einen Überraschungsangriff, denn ich ging davon aus, dass mindestens drei der Totschläger schliefen, sofern sie überhaupt noch alle da waren. Wahrscheinlich hielt nur einer Wache. Ich nahm allen Mut zusammen und klopfte sanft an die Tür. Nichts. Ich versuchte es ein weiteres Mal. Kurz darauf vernahm ich Geräusche. Jemand kam leise an die Tür.
    »Wer ist da?«, fragte eine Stimme.
    »Gutiérrez«, sagte ich barsch.
    Ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, und die Tür ging auf. Ich ließ dem anderen keine Zeit zu reagieren: Der Pistolenknauf traf ihn an der Stirn, er fiel wie ein nasser Sack zu Boden und schlug mit dem Hinterkopf auf. Wenn mein Schlag ihn nicht getötet hatte, der Betonboden mit Sicherheit. Ich schloss die Tür hinter mir und blieb im Halbdunkel stehen. Das einzige Licht kam von der kleinen Lampe auf dem Tisch, auf dem sie vor ein paar Stunden Karten gespielt hatten.
    Ich schlich weiter vor und machte mir ein Bild von der Lage. Ein Kerl schlief auf einer Matratze. Direkt neben ihm lag eine Itaka. Offensichtlich war sonst niemand da. Natürlich konnten die anderen hinter den Zellentüren verborgen sein, aber das war reine Spekulation. Also dachte ich bei mir: Kopf oder Zahl. Aus einer Ecke, in der noch zwei weitere Matratzen lagen, holte ich ein Kissen, drückte es dem schlafenden Kerl auf den Kopf und schoss zwei Mal. Er zuckte kurz, dann regte sich nichts mehr. Der Schuss war gedämpft, aber in den Zellen musste man ihn gehört haben. Ich setzte mich, an die Wand gelehnt, die Waffe auf die Türen gerichtet, und wartete. Es blieb still.
    Ich schaute zu dem Marmortisch: Er war leer. Zwei Schachteln Ampliactil und die Picana waren die einzigen Beweise der Folterungen.
    Mit der Lampe leuchtete ich in eine der Zellen. Dr. Forrester lag nackt auf einer Pritsche. In der anderen Zelle lagen José Luis, María Inés und Andrea Vilches schlafend oder ohnmächtig am Boden; man hatte ihnen die Arme mit Handschellen auf dem Rücken zusammengebunden.
    Die Zellentür zu den dreien war abgeschlossen, also versuchte ich es bei Forresters Zelle: ebenfalls abgesperrt. Bei der Leiche auf der Matratze war kein Schlüssel zu finden. Auch nicht bei der anderen. Ich entdeckte eine Eisenstange. Am einfachsten wäre es natürlich gewesen, auf das Schloss zu schießen, aber ich hatte bereits mit dem Feuer gespielt und wollte nicht noch mehr Lärm machen. Zuerst versuchte ich die Tür von Forresters Zelle aufzubrechen. Beim zweiten Versuch gab sie nach. Ich ging zu Forrester und legte zwei Finger auf seinen Hals: Er hatte keinen Puls. Ich legte das Ohr auf seine Brust, kein Herzschlag mehr. Er war eiskalt. Am Boden lagen drei Schachteln Digitoxin und zwei Spritzen. Offensichtlich eine Überdosis.
    Besorgt eilte ich zu der anderen Zelle. Ich befürchtete schon, ich sei zu spät, und stürmte sie förmlich. María Inés atmete noch. José Luis und Andrea auch. Mit der Eisenstange knackte ich die Handschellen. Ich gab José Luis ein paar Ohrfeigen. Er öffnete die Augen und starrte mich abwesend an.
    »Komm, José Luis. Ich bring euch hier raus.«
    Keine Reaktion. Ich gab ihm noch eine Ohrfeige, er ließ sich nach hinten fallen und hielt schützend die Arme vors Gesicht.
    »Verstehst du, was ich sage?«
    Keine Antwort. Er war offensichtlich vollgepumpt mit Drogen.
    Als Nächstes weckte ich die Mädchen.
    »Könnt ihr laufen?«, fragte ich.
    Schlaftrunken nickten sie. In dem Zustand würde ich mit ihnen nicht weit kommen. Ich brachte sie zur Tür. Sie

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