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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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starrten die Leichen an, als wären sie Lichtjahre von ihnen entfernt.
    »Wartet hier, aber leise.«
    José Luis nickte matt.
    Langsam kamen sie wieder zu sich, aber so lange konnte ich nicht warten. Wir mussten so schnell wie möglich weg.
    Ich suchte in der Garage nach einem Auto, bei dem der Schlüssel steckte, denn ein Auto kurzzuschließen gehörte auch nicht gerade zu meinen Spezialitäten. Am Ende stieß ich auf einen blauen Rambler, mit dem ich zu der Seitentür fuhr, an der die jungen Leute warteten. Bei laufendem Motor setzte ich einen nach dem anderen in den Wagen und jagte mit Vollgas davon. José Luis hatte sich schon wieder gefangen, aber an ein Gespräch war noch nicht zu denken. Man pumpte sie über Nacht mit Drogen voll, damit sie nicht störten.
    Auf dem Paseo Colón drehte ich mich zu ihnen um. Sie schliefen. Ich beschloss, sie erstmal zu Espiño zu bringen. Wenn sie sich erholt hatten, konnten wir sie immer noch in Marcelos Wohnung zwischenparken.
    Ich fuhr bis zur Libertador und bog in die Sarmiento ein. Als ich am Regimiento de Patricios vorbeikam, hatte ich plötzlich wieder diesen bitteren Geschmack im Mund. Es sah alles so aus, als wäre nichts geschehen. Ich bog in die Cabera ab und hielt kurz vor der Gurruchaga an.
    Ich klopfte an das Metallgitter der Kneipe. Zwei Minuten später ging das Licht an.
    »Ich bin’s«, sagte ich.
    Espiño zog den Rollladen halb hoch und schaute hinaus.
    »Mensch, das wird ja noch zur Gewohnheit, dass du mich mitten in der Nacht weckst.«
    Ich deutete mit dem Kopf zum Auto. Espiño band seinen Morgenmantel zu, trat auf die Straße hinaus und warf einen Blick in den Rambler. Mit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
    »Wer ist das denn?«
    »José Luis, María Inés und Andrea Vilches.«
    »Hast du sie befreit?«, fragte er freudig.
    Ich sagte nichts. Der Abend saß mir immer noch in den Knochen.
    Espiño verstand.
    »Nun mal halblang … Du darfst dir nicht die Schuld geben.«
    Er tätschelte meine Schulter.
    »Sieh mal … Du hast drei junge Leute vor dem sicheren Tod gerettet.«
    »Ja, aber ich habe nichts getan, um zu verhindern, dass sie die anderen beiden töten.«

39
    Gegen zehn Uhr morgens wachte ich auf. Um kurz nach sechs war ich in mein Büro zurückgekehrt, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass die jungen Leute bei Espiño sicher untergebracht waren.
    Ich stand auf und trank ein Glas Wasser. Dazu warf ich zwei Aspirin ein, denn mir taten alle Knochen weh und mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Ich ging unter die Dusche, ich brauchte dringend einen klaren Kopf. Bis gestern Abend hatte ich noch keinen Plan, wie ich die Sache angehen sollte, aber die Rettungsaktion hatte mir mein Selbstwertgefühl zurückgegeben. Jetzt wusste ich, dass ich als Erster zuschlagen musste. Wenn ich nicht aufpasste, würden sie uns alle töten: mich, Espiño, María, Carla und die jungen Leute. Es gab kein Zurück mehr.
    Während ich mich anzog, überlegte ich mir den nächsten Schachzug. Ich würde noch mal aufs Ganze gehen. Ich nahm das Telefon und rief beim Polizeipräsidium an.
    »Ich will mit Gutiérrez sprechen«, herrschte ich den Beamten an.
    Stille am anderen Ende der Leitung; offensichtlich mochten sie es, wenn man sie schlecht behandelte. Schließlich kam Gutiérrez an den Apparat.
    »Ich warte schon die ganze Zeit auf Ihren Anruf wegen der Gegenüberstellung«, sagte ich ironisch.
    »Ah, Sie sind’s. Ich weiß nicht, wer da seine Finger im Spiel hatte, aber der Fall ist abgeschlossen. Raubmord. Einer von vielen Mordfällen, die nie geklärt werden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Jetzt tun Sie doch nicht so. Sie wissen doch, wie das läuft. Ein gemeinsamer Freund hat sich für Sie verwendet und alles geklärt. Sie sind frei von jedem Verdacht.«
    Ich verstand nicht, warum Tudor das gemacht hatte, vermutlich, weil er mich auf seine Seite ziehen wollte.
    Ich spielte mich vor Gutiérrez ein wenig auf.
    »Ich habe Ihnen etwas mitzuteilen«, sagte ich.
    »Ich höre« erwiderte er, und ich bemerkte, dass er am anderen Ende nervös wurde.
    »Durch unseren gemeinsamen Freund dürften Sie ja bereits im Bilde sein, dass wir im selben Team spielen.« Ich wollte wissen, ob Gutiérrez von meiner Teilnahme an dem Einsatz gestern Abend wusste. Seine Antwort zeigte mir, dass Tudor tatsächlich dichtgehalten hatte.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Hören Sie zu, das wird Sie interessieren. Mir ist zu Ohren gekommen, dass unsere

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