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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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in dem das Wort »Chef« geschrieben stand, und davon gingen seitlich drei weitere Rechtecke ab mit den Aufschriften: »Fahrzeuge«, »Verwaltung« und »Medizinische Notversorgung«. Direkt unterhalb von »Chef«, direkt mit ihm verbunden, gab es zwei weitere Kästchen: »Einheiten psychologische Kriegsführung« und »Kampfeinheiten«. Der »psychologischen Kriegsführung« waren zugeordnet: »Canal 7«, »Canal 11«, »Printmedien« und »Journalisten«. Und den »Kampfeinheiten« acht Kästchen von A bis H, also acht Schwadronen. Ich fragte mich, welchen Buchstaben wohl die Einheit trug, mit der ich ausgeschwärmt war.
    Aus dem zweiten Blatt konnte man ersehen, wie sie auf nationaler Ebene organisiert waren:
    Im Zentrum standen das Ministerium für Soziales und der Dachgewerkschaftsverband CGT; es gab Gruppen in Chaco, Formosa, Córdoba, Neuquén und in der Provinz Buenos Aires. Sie hingen vom lokalen Dachgewerkschaftsverband, vom Nationalen Universitätsrat oder der Metallarbeiterunion (UOM) ab. Die Gewerkschaften standen eindeutig an der Spitze des Kampfes gegen die Subversion. Bei der Organisation auf Provinzebene sah es nicht anders aus.
    Dem Bericht konnte man auch entnehmen, wie das Kommunikationssystem organisiert war, und wie die Leute in den Universitäten und Verbänden bespitzelt wurden.
    »Wo hast du das her?«, fragte ich Susana.
    »Ich hatte gemeinsam mit Andrés einen Tresor. Als wir uns trennten, habe ich das Schloss austauschen lassen, damit ich etwas gegen ihn in der Hand hatte. Meine Existenz stand auf dem Spiel. Damals habe ich den Dokumenten nicht allzu viel Bedeutung beigemessen, jetzt denke ich anders darüber.«
    »Hast du sie gelesen?«
    »Klar.«
    »Hast du etwas verstanden?«
    »Nein. Aber ich glaube, es hat mit den Kreisen zu tun, in denen Andrés verkehrt. Da sind wohl auch ein paar ganz dicke Fische dabei. Ein paar Gewerkschaftler und wohl auch der ein oder andere Minister, nicht?«
    Ich sagte nichts dazu.
    »Warum hast du mir die Papiere gebracht?«
    »Vielleicht helfen sie dir, Clara zu finden. Wenn Andrés und Forrester in einer schmutzigen Sache drinstecken, hat Carlas Verschwinden bestimmt damit zu tun.«
    »Soll ich dir sagen, worin dein Ex-Mann verwickelt ist?«
    Sie stand auf und zog die Schuhe an.
    »Offen gesagt, nein. Ich bin geschieden, er schickt mir jeden Monat ein ordentliches Sümmchen Geld, es geht mir besser denn je. Ich will keine Probleme. Andererseits: Wenn du schon so fragst, ist es bestimmt etwas Schlimmes. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass es besser ist, wenn man von schlimmen Dingen nichts weiß, sonst bezahlt man am Ende noch mit dem Leben.«
    Dagegen war nichts einzuwenden, ihre Argumentation hatte nur einen kleinen Schönheitsfehler:
    »Wenn du dein Leben nicht aufs Spiel setzen wolltest, warum hast du dann die Papiere aufbewahrt? Du stellst dich dumm, aber du weißt um die Gefahr.«
    Sie lächelte:
    »Man weiß ja nie. Wir Frauen haben gelernt, uns gegen die Männer zu verteidigen. Andrés hat mir oft genug das Leben zur Hölle gemacht, und deshalb wollte ich mir Rückendeckung verschaffen, damit er mich endlich in Ruhe lässt. Ich brauchte nichts davon auszupacken, denn ich konnte ihn problemlos mit dem erpressen, was ich über sein Sexualleben wusste. Aber wenn es um eine miese Geschichte geht, helfe ich dir natürlich.«
    Sie schlüpfte in ihren Mantel, gab mir einen Kuss auf die Stirn und entschwand mit schwingenden Hüften, als ob nichts wäre.

38
    Es war halb drei in der Früh, und ich studierte immer noch den Bericht, den Susana mir gebracht hatte. Ich konnte mich nicht konzentrieren, die Bilder der jungen Leute ließen mich nicht los.
    Um mich zu beruhigen, genehmigte ich mir einen Whisky und leerte ihn mit einem Zug. Ich war angespannt und müde. Zeit für eine Dusche. Ich ließ das warme Wasser über meinen Körper rinnen, wollte mich von all dem Schmutz befreien, der daran klebte. Kurz darauf drehte ich den Hahn zu, band mir ein Handtuch um die Lenden und legte mich aufs Bett. Dann schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen. Doch ich wälzte mich hin und her. Die Albträume kamen und gingen.
    Am Ende stand ich auf und trat an den Schreibtisch. Ich goss mir noch einen Whisky ein, rauchte eine und schob die gespannte Waffe in das Halfter. Dann nahm ich ein paar frische Sachen aus dem Schrank und zog mich in aller Stille an. Ich genoss jeden Zug der Zigarette, als wäre es mein letzter. Ein Blick auf die Uhr: es war drei. Mir

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