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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mariano Hamilton
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ziemlich schummrig, aber ich konnte zwei Türen erkennen, hinter den sich durchaus Zellen verbergen konnten, denn sie hatten die klassischen Gucklöcher. Auf einem Marmortisch, an der Seite, lag nackt und ohnmächtig oder tot der Junge, den wir am Abend entführt hatten. Neben ihm stand ein Gerät, das aussah wie eine Schermaschine. Es war eine Picana, mit der man Elektroschocks verabreichen konnte.
    Aus einer der Zellen rief jemand:
    »Bitte, bringen Sie uns ein wenig Wasser! Wir verdursten!« Die Stimme kam mir bekannt vor.
    Der Typ, der herumstand, warf durch das Guckloch einen Blick in die Zelle.
    »Geh uns nicht auf den Sack, Junge. Wenn es nach mir ginge, hättest du keinen Durst mehr. Du wärst weder hungrig noch durstig, dir wär auch weder kalt noch warm.« Er blickte zu seinen Kameraden, die übertrieben laut lachten.
    »Bitte, haben Sie doch Erbarmen …«, flehte die Stimme.
    »Immer mit der Ruhe, wir werden dich schon töten. Aber erst kümmern wir uns um die Mädchen«, sagte der Kerl um Zustimmung heischend an seine Kameraden gewandt, die noch einmal laut losprusteten.
    Ich hätte gern gewusst, wer sich in der Zelle befand, aber ich konnte es nicht mit fünf Kerlen gleichzeitig aufnehmen. Mit einem Überraschungsangriff hätte ich vielleicht drei erledigen können, aber dann blieben immer noch zwei übrig. Und die geladenen Revolver auf dem Tisch überzeugten mich endgültig, es besser sein zu lassen.
    Ich machte kehrt und verschwand. Die Stimme des Gefangenen hallte in meinem Kopf nach. Ich versuchte mich zu erinnern, woher ich sie kannte, aber keine Chance. Über die Treppe ging ich wieder hoch in den zweiten Stock und fuhr mit dem Hauptaufzug ins Parterregeschoss. Von dort trat ich in die eiskalte Nacht hinaus und hielt ein Taxi an.
    »Gurruchaga Ecke Cabrera.«
    Während der Fahrt fiel mir wieder ein, wem die Stimme gehörte, und Freude überkam mich: José Luis. Dann waren die Mädchen, die die Totschläger sich vornehmen wollten, bestimmt Andrea Vilches und María Inés. Ich hätte mich in den Arsch beißen können, dass ich Gutiérrez das mit ihrem Tod einfach abgekauft hatte. Wie konnte ich nur so blöd sein. Aber warum hielt man sie gefangen? Was hatten sie mit ihnen vor? Vor zwei Stunden hatte ich mit eigenen Augen gesehen, welchen Wert ein Menschenleben für diese Leute hatte, also musste es einen Grund geben, warum man sie noch nicht getötet hatte. Ich überlegte, ob Dr. Forrester sich womöglich in der Nachbarzelle befand. Tudor und Gutiérrez mussten in der Garage über den entführten Jungen oder über Forrester gesprochen haben.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Espiños Bar betrat. Es waren mehr Gäste da als üblich. Ich hatte keine Lust, Carla oder María zu sehen und setzte mich an einen Tisch weit ab vom Schuss. Ich war müde und schmutzig. Ich glaube, mir wurde erst in dem Moment richtig bewusst, wo ich gewesen war, und dass ich mich an der Erschießung eines zwanzigjährigen Jungen beteiligt hatte. Ich fühlte mich an seinem Tod nicht schuldig, aber mir kam die Galle hoch, und ich wollte den bitteren Geschmack im Mund loswerden. Espiño kam mit dem Cinzano, dem Fernet und dem Syphon, um mir einen Wermut einzugießen. Den hatte ich jetzt bitter nötig.
    »Du bist ja völlig fertig«, sagte er. »Was ist passiert?«
    »Ich erzähl’s dir, wenn du den Laden geschlossen hast. Ich muss ein wenig nachdenken.«
    Espiño hatte Verständnis. Er ließ den Menschen immer ihre Zeit.
    »Wie du meinst«, sagte er.
    Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand hinter der Theke. Ich betrachtete die Gäste in der Kneipe. Andrea plauderte auf einen Typ ein, der schon ganz glänzende Augen hatte. Sie hatte ihn an der Angel, und die beiden verhandelten wohl gerade den Preis. Carlos unterhielt sich mit einem Mann. Seine Nase war knallrot, das Glas Rotwein vor ihm halbvoll, und er lallte. Sein Gesprächspartner war in einem ähnlichen Zustand. Bei dem Versuch, Wein nachzubestellen, fiel das Glas auf den Boden und zersprang in tausend Stücke. Espiño warf ihm einen Blick zu, als ob er ihn töten wollte.
    »Wenn du nicht mehr stehen kannst, geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus«, sagte er und bewaffnete sich mit Schaufel und Besen.
    Dann kam er hinter der Theke vor und stritt mit Carlos und seinem Begleiter.
    Ich blickte zur anderen Seite hinüber, wo ein Pärchen turtelte. Der Typ gab sich stolz, verführerisch. Und sie hatte diesen Blick, den nur Frischverliebte haben. Sie sah

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