Fame Junkies
fünfzehn.«
»Na und? Das muss ja niemand wissen. Jetzt schau mich nicht so an, Jamie. Mein Entschluss steht fest. Ich hau ab aus New York.«
Ich begriff es nicht. »Aber warum gleich so endgültig, Avy?«
Er sprach davon, wie sehr er seine Eltern hasste, weil sie ihm nicht erlaubt hatten, die Rolle in Rich and Poor anzunehmen, und behauptete, dass es ihm völlig egal sei, was sie davon halten würden. Er sei sich absolut sicher, es in Hollywood schaffen zu können, weil er bereit sei, alles zu tun, um sich seinen Traum von der großen Schauspielkarriere zu erfüllen. Er gab zu, Angst davor zu haben, sich dort allein zu fühlen, meinte aber, dass ihn das niemals davon abhalten würde, es wenigstens zu versuchen. Er redete und redete, als müsste er nicht nur mich davon überzeugen, sondern vor allem auch sich selbst.
Die Teller standen halb leer gegessen zwischen uns und das Essen war inzwischen kalt geworden. Als irgendwann alles gesagt zu sein schien, was es zu sagen gab, saßen wir uns schweigend gegenüber, was sich ungewohnt anfühlte, weil uns normalerweise nie der Gesprächsstoff ausging. Wir zahlten und traten in die feuchtschwüle, laute New Yorker Nacht hinaus. Taxis und Busse rauschten an uns vorbei, während wir vor dem Restaurant standen und uns mit Tränen in den Augen umarmten. Wir versprachen uns, dass wir uns täglich anrufen und mailen würden.
»Wenn ich das nächste Mal nach New York komme«, grinste Avy, »fliege ich entweder Business Class oder düse gleich im Privatjet rüber. Und ich werde allen sagen, dass ich mich nur von dir fotografieren lasse. Du wirst schon sehen, Wondergirl. Wir beide werden zusammen noch richtig groß.« Nachdem er mich ein letztes Mal an sich gedrückt hatte, hielt er mich ein Stück weit von sich weg und lächelte. »Die Welt wird noch von uns hören!« Dann drehte er sich um und ging mit hoch erhobenem Kopf und schnellen Schritten davon. Er sah aus wie jemand, der ein Ziel vor Augen hatte, der genau wusste, wo er hinwollte.
Aber ehrlich gesagt war ich fest davon überzeugt, ihn spätestens nach den Sommerferien wiederzusehen und mit ihm das zehnte Schuljahr zu beginnen.
DETECTIVE CARLOS RAMOS
Das erste Mal hörte ich von Promistalkern – wenn die damals überhaupt schon so genannt wurde n –, als John Lennon von diesem Chapman erschossen wurde. Was für eine schreckliche und sinnlose Tragödie. Politisch war ich mit Lennon zwar nicht immer einer Meinung, aber er war unbestreitbar ein großartiger Musiker.
Und dann der Mord an der Schauspielerin Rebecca Schaeffer, die in der Serie My Sister Sam die Hauptrolle spielte. Ich habe mir die Serie immer zusammen mit meinen Töchtern angeschaut und weiß noch genau, wie erschüttert alle waren. Sie war noch so jung, gerade mal zweiundzwanzig, hatte noch ihr ganzes Leben und eine große Karriere als Schauspielerin vor sich und dann kommt da dieser Wahnsinnige, beschafft sich von der Kfz-Zulassungsstelle ihre Adresse, fährt zu ihr nach Hause und erschießt sie. Einfach so – das muss man sich mal vorstellen.
Meine Töchter waren am Boden zerstört und völlig verunsichert. »Daddy, wieso hat der Mann das getan?« Was antwortet man darauf? Wie bringt man seinen Kindern bei, dass auf dieser Welt Dinge geschehen, für die es einfach keine Erklärung gibt?
Und an Monica Seles kann ich mich natürlich auch noch sehr gut erinnern. Eine der Top-Weltklassespielerinnen – und mitten während eines Tennisturniers springt so ein Kerl auf den Platz und sticht ihr mit einem zwanzig Zentimeter langen Messer in den Rücken. Wieder eine vollkommen sinnlose Tat.
Es gibt ja Leute, die sagen, solche Attentate seien ein Risiko, mit dem man rechnen müsse, wenn man berühmt werden will. Aber ich bin da anderer Meinung. Kein Mensch sollte Tag für Tag um sein Leben fürchten müssen, nur weil er etwas Außergewöhnliches geleistet hat und dadurch berühmt wurde. Und wir hier in L.A. haben sogar eine ganz besondere Verantwortung, weil hier so viele Stars leben. Das ist unter anderem auch der Grund, warum unsere Abteilung überhaupt gegründet wurde. Wir wollen, dass sich die Stars, die in unserer Stadt leben, gut aufgehoben fühlen. Die Filmindustrie ist der wichtigste Wirtschaftszweig in L.A., und wenn die Prominenten sich hier nicht wohlfühlen und wegziehen, trifft das die ganz Stadt.
JAMIE
Juni, 10. Klasse – NYC
Du wirst wieder auf Play klicken. »Ja, das ist richtig«, wird Avy sagen. »Das Verhältnis zu meinen Eltern
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