Familie Zombie
wissen. Der Junge kam mir da gelegen. Ich knöpfte seinen Mantel auf, drehte ihn auf den Rücken, zerrte noch ein graues Unterhemd hoch und sah tatsächlich drei Einstiche. Natürlich keine frischen Wunden, aber aufgemalt waren sie auch nicht.
Der Bürgermeister hatte Recht gehabt, und ich hatte plötzlich das Gefühl, an der Stelle meines Vaters zu stehen. Ein Kloß stieg mir in die Kehle. Ich musste mich erst wieder fangen, richtete mich auf und nickte dem ehemaligen Bürgermeister zu.
»Es stimmt.«
»Ja, das dachte ich mir.«
Ich ging wieder zu ihm. Dabei schüttelte ich den Kopf. »Dass mir mein Vater nichts gesagt hat, wundert mich schon. Er wusste doch, was aus seinem Sohn geworden ist.«
»Bestimmt hat er die Sache für erledigt gehalten. So ist es auch mir ergangen.«
»Ja, das mag so gewesen sein.«
»Aber wie sind diese Bestien dann wieder zurückgekehrt?«, fragte Ingram leise. »Da habe ich meine Probleme, und da muss ich wirklich passen.«
»Ich auch. Nur darf man nicht vergessen, dass Jahre immer wieder vergangen sind. Sie lebten tatsächlich weiter, wobei man von Leben nicht sprechen kann. Und dann sind sie gekommen, um Rache zu nehmen. Und sie haben erkannt, dass sogar ihr altes Haus noch steht. So konnten sie sogar eine Bleibe bekommen. Das ist alles wie perfekt für sie organisiert worden.«
»Da kann ich nur zustimmen.« Ingram lächelte. Er fasste nach meiner Hand. Ich merkte, dass seine Haut kalt war und er auch zitterte. »Und jetzt ist der verdammte Spuk beendet worden. Sie haben es geschafft. Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben würde, aber ich habe es erlebt, und ich bin Ihnen sehr dankbar.«
»Ja, niemand muss mehr Angst vor ihnen haben. Die Brut wird nicht mehr zurückkehren. Zumindest diese beiden hier nicht. Aber es gibt noch den Sohn und die Schwiegertochter. Um sie muss ich mich ebenfalls kümmern, und das werde ich auch tun.«
»Sie wollen zum Haus?«
»Ja, denn ich weiß verdammt gut, dass ich sie dort finden kann. Oder haben Sie eine andere Idee, wo sie sich aufhalten könnten?«
»Nein, die habe ich leider nicht.«
»Dann ziehe ich es durch. Und zu Ihnen muss ein Arzt kommen, Mr. Ingram, der sich um Ihr Knie kümmert. Außerdem müssen wir die Leichen wegschaffen, aber das hat noch Zeit. Ich will nicht, dass es sich jetzt schon im Ort herumspricht.«
»Gut gedacht.«
Ich wollte Ed Ingram allein lassen, denn ich dachte daran, dass ich Duncan O’Connor informieren musste, als es an der Haustür klingelte.
Der alte Mann schrak zusammen. »Wer kann das sein?«, flüsterte er.
Ich winkte ab. »Keine Panik. Es ist Duncan O’Connor.«
»Ah, der neue Gesetzeshüter. Ein sympathischer Mensch.«
»Das meine ich auch«, bestätigte ich und eilte zur Tür, um sie zu öffnen.
Erstaunt schaute mich Duncan an. »Sie sind im Haus?«
»Wie Sie sehen.«
»Kann es sein, dass ich Schüsse gehört habe?«
Ich nickte.
»Und wie sieht es aus?«
»Es gibt nur noch zwei aus der Familie.«
Der Polizist schaute mich an, als hätte ich ihm ein Rätsel gestellt, das er lösen sollte.
»Ja, es stimmt.«
»Toll.« Plötzlich konnte er wieder lächeln. »Dann haben wir doch den richtigen Riecher gehabt.«
»Genau das hatten wir.«
Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. Nein, er schrie nicht vor Freude, so weit riss er sich zusammen, aber er fragte nach dem alten Ex-Bürgermeister.
»Ed Ingram hat überlebt. Ich kam soeben noch rechtzeitig. Aber er ist durch einen Schlag gegen das Knie verletzt worden. Deshalb sollte ein Arzt sein Bein untersuchen.«
»Gut, dass Sie mich darauf ansprechen. Ich habe unseren Doc alarmiert. Er kam auch, und ich muss sagen, dass der Mann viel Glück gehabt hat. Er wird wohl mit einer schweren Gehirnerschütterung davonkommen. Sie werden ihn nach Edinburgh bringen.«
Ich tastete über meine Wunde am Hinterkopf. »Nicht jeder hat so einen Eisenschädel wie ich.«
»Das können Sie laut sagen.«
Ich ließ meinen Kollegen endlich in das Haus und machte mir Gedanken darüber, ob wir den Arzt schon jetzt anrufen sollten. Mir war es am liebsten, wenn ich die Dinge geheim ließ. Es kam darauf an, was unser Freund, der Bürgermeister, sagte.
Zunächst gab es das große Staunen. Duncan O’Connor ging um die beiden Leichen herum, als könnte er nicht glauben, dass sie nun endgültig vernichtet waren.
»Und ich habe auf sie geschossen, ohne dass etwas passiert ist«, flüsterte er.
»Es ist eben keine geweihte Silberkugel
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