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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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sein Gesicht. » Diese Familie hatte es schon damals darauf abgesehen, uns zu schaden.«
    » Damals ging es wohl um deinen Vater«, bestätigte Kiesewetter kopfschüttelnd. Raffaels Gesicht verfinsterte sich noch mehr.
    » Ich weiß. Für Menschen wie Nachtmahr war es eine Rassenschande, dass mein Vater eine Schwarze geheiratet hatte. Aber am meisten hat ihn wohl geärgert, dass ich durch die damalige Rechtsprechung sogar erbberechtigt war!« Er lachte bitter auf. » Der Gedanke, dass ein Mischling einmal eine weiße Farm übernehmen könnte, war vielen schon damals ein Gräuel.«
    » Immerhin war es dazumal noch möglich! Heute haben die südafrikanischen Buren schon dafür gesorgt, dass ihr Farbigen diesbezüglich keine Rechte mehr habt. Es ist eine Schande, mit welch unterschiedlichem Maß die Menschen gemessen werden!«
    » Es gibt zum Glück Dinge, die sie uns nicht wegnehmen können«, meinte Raffael mehrdeutig. Kiesewetter versuchte einen strengen Gesichtsausdruck, der sich im Kräuseln seiner Nase äußerte.
    » Du meinst damit hoffentlich dein unerschütterliches Vertrauen in den allmächtigen Gott. Das können sie euch tatsächlich nicht nehmen.«
    » Ich dachte eher an unsere erworbene Bildung, an unsere Traditionen und an unsere Ehre«, entgegnete Raffael überraschend offen. » Wir Farbigen müssen nur zusammenhalten. Notfalls müssen wir uns unsere Rechte eben erstreiten.«
    » Denkst du etwa daran, dich politisch zu engagieren?«
    » Warum nicht? In anderen Ländern gibt es auch Unabhängigkeitsbewegungen. Warum sollen nur die Weißen hier im Land etwas zu sagen haben? Sie sind in der Minderheit. Ich möchte sie ja gar nicht aus dem Land vertreiben, aber sie müssen einsehen, dass die Zeiten ihrer Vorherrschaft zu Ende sind. Jedes einzelne unserer vielen Völker müsste Abgeordnete in ein Parlament schicken können, damit es demokratisch regiert werden kann. Sie könnten die Interessen ihrer Leute vertreten und Südwest zu einem Land machen, in dem alle gleichberechtigt leben können.«
    Seine Stimme war unabsichtlich so laut geworden, dass bereits einige Mitreisende kritische Blicke zu ihnen hinüberwarfen. » Ich fürchte, da hast du dir ziemlich viel vorgenommen!«, meinte Kiesewetter säuerlich. Er tätschelte beruhigend Raffaels Knie. » Aber du bist ja noch jung! Warum soll dir das nicht eines Tages gelingen?«
    In diesem Moment kam die ältere Dame mit ihrem Begleiter lauthals schimpfend in ihr Abteil.
    » Du hättest für deine Mutter ruhig einen Platz reservieren lassen können!«, schimpfte sie ungeduldig auf Afrikaans. » Das ist schon das dritte Abteil, und wir haben noch immer keinen Platz gefunden.«
    » Stell dich nicht so an«, brummte der Sohn. Er wies auf die gepolsterte Sitzbank schräg gegenüber von Kiesewetter und Raffael. » Hier ist doch Platz!« Er nickte den beiden kurz unter seinem Hut zu. » Sie gestatten?«
    » Natürlich«, meinte Kiesewetter gutmütig. » In Gottes Reich ist für jeden Platz.« Der Fremde bedachte den Missionar kurz mit einem unfreundlichen Blick und half dann seiner Mutter, Platz zu nehmen. Raffael vermied aus gutem Grund, dem Blick des Mitreisenden zu begegnen, und zog aus seiner Tasche die Zeitung, die er sich kurz vor seiner Abreise aus Swakopmund gekauft hatte. Er tat so, als vertiefe er sich in seine Lektüre und hoffte, dass Traugott Kiesewetters Mitteilungsbedürfnis fürs Erste gestillt war. Auf keinen Fall wollte er, dass der Fremde zu früh auf ihn aufmerksam wurde, denn es handelte sich um niemand anderen als um seinen Erzfeind aus früheren Schultagen: Jon Baltkorn. Raffael wusste, dass es gleich Ärger geben würde, denn schließlich befand er sich als Mischling in einem Abteil der Weißen. Auf der anderen Seite hatte er die juristische Zulassung an allen englischen Obergerichten und war damit auch in Südwestafrika eine durchaus angesehene Respektsperson, die man nicht einfach des Raumes verweisen durfte. Er beschloss, den Kampf, wenn nötig, aufzunehmen. Doch Baltkorn wurde im Moment ganz von seiner redseligen Mutter in Beschlag genommen und interessierte sich nicht weiter für seine Mitreisenden. Raffael entspannte sich wieder ein wenig. Kiesewetter fiel das sofort auf.
    » Kennst du diese Leute?«, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand. Raffael nickte.
    » Ein ehemaliger Klassenkamerad von mir. Wir hatten nicht gerade das beste Verhältnis.«
    » Verstehe. Hast du vor, das Abteil zu verlassen?«
    » Auf keinen Fall. Ich werde nie

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