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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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Während seiner Studienzeit in dem weit liberaleren England war er von solch deklassierenden Vorurteilen weitgehend verschont geblieben. Zwar gab es auch dort Menschen, die gewisse Vorbehalte gegen Andersfarbige hatten, doch dort hatte man ihn zumindest nicht daran gehindert, seine Laufbahn an der Universität erfolgreich zu Ende zu bringen. Seinen schweren Koffer hinter sich herziehend, steuerte er auf eine der hölzernen Pritschen zu, die sich entlang der Waggonwand befanden. Der Wind pfiff durch die glaslosen Fensteröffnungen und wirbelte Wüstensand ins Abteil. Neben einer fülligen Hererofrau in einem farbenprächtigen Kleid und ihren drei Kindern schien noch etwas Platz zu sein.
    » Ist es gestattet?«, fragte er höflich. Die Herero sah den Mann in dem vornehmen Tweedanzug überrascht an, schob eilig ihren Hühnerkäfig beiseite und machte Anstalten, ihren Platz für ihn zu räumen. Raffael winkte ab.
    » Bleib sitzen! Hier ist genügend Platz für uns alle!« Die Herero musterte ihn skeptisch. Dann erst registrierte sie, dass auch er ein Farbiger war, und nahm beruhigt wieder Platz. Auf den ersten Blick sah der schlanke, hochgewachsene Raffael tatsächlich wie ein Weißer aus. Seine Haut war für einen Mischling auffallend hell, und die Haare hatten einen leicht rötlichen Ton. Der Mode entsprechend trug er sie pomadisiert, sodass ihre krause Struktur nicht besonders auffiel. Nur sein Mund mit den vollen Lippen und die vor Eifer oft glühenden, schwarzen Augen verrieten sein dunkelhäutiges Erbe. Er wollte gerade seinen Koffer unter der unbequemen Holzbank verstauen, als ihn eine vertraute Stimme ansprach.
    » Mein Jott, wenn das nicht der junge Sonthofen ist, dann fress ich ’nen Besen!«, rheinländerte Traugott Kiesewetter. Der dickleibige Missionar quälte sich ebenfalls durch den Zug, allerdings in die andere Richtung zu den Abteilen der Weißen. Er hatte im Laufe der Jahre noch mehr an Gewicht zugesetzt. Seine blank polierte Glatze glänzte wegen der körperlichen Anstrengung vor Schweiß. » Du warst ja eine Ewigkeit nicht mehr in der Heimat, Junge«, strahlte er und streckte ihm seine dicke kleine Hand entgegen. » Du musst mir unbedingt erzählen, wie es dir im fernen England ergangen ist.« Raffael ergriff die Hand und grüßte zurück.
    » Komm Junge, wir gehen weiter nach vorne. Hier kriegt man ja keine Luft mehr!« Ohne seine Reaktion abzuwarten, bahnte er sich seinen Weg durch die bunte Menge von Menschen, Ziegen und Hühnerkäfigen, bis er die für die Weißen reservierten Abteile erreichte. Raffael machte Kiesewetter auf ein Schild aufmerksam. » For Whites only« war darauf zu lesen. Der Missionar grunzte unwillig.
    » Papperlapapp! Das ist Burengedöns! Wenn einer über deine Anwesenheit meckert, dann bekommt er es mit mir zu tun!« Unbeeindruckt setzte er seinen Weg fort. Tatsächlich waren die Abteile, die den Weißen vorbehalten waren, um einiges bequemer als die mit einfachen Holzpritschen ausgestatteten, zugigen Waggons der Schwarzen. Die Abteile hatten verschließbare Fenster und ausreichend gepolsterte Sitzbänke. Kiesewetter setzte sich auf die erstbeste freie Bank und deutete Raffael an, es sich ihm gegenüber ebenfalls bequem zu machen. Einen kurzen Augenblick zögerte der junge Mann, doch in Anbetracht seines schmerzenden Beins beschloss er, das Angebot anzunehmen. Falls der Schaffner sich beschweren sollte, konnte er immer noch zurückgehen. Doch seine Befürchtungen schienen grundlos. Niemand der im Abteil Anwesenden nahm Anstoß an ihm. In seiner vornehmen Aufmachung wurde er wahrscheinlich tatsächlich für einen Weißen gehalten. Raffael genoss die bequeme Sitzhaltung und rieb seinen Oberschenkel. Seit er von diesem Elefantenbullen schwer verletzt worden war, plagten ihn immer wieder Schmerzen. Seine Halbschwester Jella hatte ihm dringend geraten, sich in England einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, doch Raffael hatte ihren gut gemeinten Rat immer wieder aufgeschoben und schließlich einfach in den Wind geschlagen. In Momenten wie diesen bereute er es allerdings, dass er so nachlässig gewesen war.
    » Sie fahren bestimmt nach Hause! Ihre Familie wird glücklich sein, Sie wieder in Afrika zu haben! Werden Sie auf der Farm bleiben?«
    » Bestimmt nicht«, meinte Raffael, dem beim Gedanken an seinen Vater etwas mulmig wurde. » Ich habe mich bereits in England für eine renommierte Kanzlei in Windhuk beworben. Es ist zwar nicht gerade das, was ich mir erträumt

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