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Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne

Titel: Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Mennen
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habe, aber wenn Dr. Schmiedel mich nimmt, kann ich dort einstweilen wertvolle Erfahrungen sammeln. Später würde ich mich gerne selbstständig machen.« Seine Stimme wurde etwas gedämpfter, als er fortfuhr. » Ich träume davon, eine Kanzlei nur für Schwarze und Mischlinge zu eröffnen. Es wird Zeit, dass sich auch mal jemand für unsere Belange einsetzt. Es geht nicht an, dass Weiße und Farbige für das gleiche Vergehen mit unterschiedlichen Strafen versehen werden. Dafür möchte ich kämpfen.«
    » Eine mutige Idee«, nickte Kiesewetter zustimmend. » Du wirst sicherlich viel zu tun haben.« In Gedanken setzte er noch hinzu: » Und viel Ärger bekommen.« Aber er wollte den jungen Mann nicht entmutigen, deshalb schwieg er. Er befragte ihn stattdessen über seine Zeit in England und erzählte seinerseits von der Arbeit in der Missionsstation westlich von Okakarara. Die beiden Männer unterhielten sich angeregt, sodass die Zeit wie im Flug verging. Raffael hatte den Umweg über Windhuk extra in Kauf genommen, um persönlich bei Dr. Schmiedel vorstellig zu werden. Er wollte Sonja damit überraschen und so schnell wie möglich mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn nach Windhuk ziehen. Doch vorher wollte er sie heiraten. Sie waren jetzt beide längst mündig und konnten über ihr eigenes Leben entscheiden. Der alte Nachtmahr konnte ihnen nun keinen Stein mehr in den Weg legen. Leute wie dieser sture, selbstherrliche und rachsüchtige Baron und Großwildjäger waren der Grund dafür gewesen, dass sich Raffael zu einem Jurastudium entschieden hatte. Diese Menschen meinten, sich Farbigen gegenüber alles erlauben zu können. Egal, wie grausam und verwerflich ihre Taten waren, sie kamen immer wieder davon, weil die südafrikanische Justiz kaum etwas gegen sie unternahm. Es wurde Zeit, dass die Afrikaner mehr Selbstbewusstsein entwickelten und sich nicht immer von den Weißen bevormunden ließen. Raffael hatte große Pläne und hoffte, sich sowohl politisch als auch juristisch für die Benachteiligten einsetzen zu können. Und er brannte darauf, seine Pläne in die Tat umzusetzen.
    Mittlerweile näherte sich der Zug Karibib. Im Westen erhob sich das Erongo-Gebirge mit seinen rötlichen, kugelförmigen Felsen. Neben Goldfunden gab es in dieser Gegend auch hervorragenden Marmor, der bis nach Europa exportiert wurde. Sogar am Bremer Hauptbahnhof war der Stein verbaut worden. In dem kleinen Bahnhof hatten sie einige Minuten Aufenthalt. Einige Farmer stiegen mit ihrem Gepäck aus, andere Reisende, die aus dem Norden von Tsumeb oder Grootfontein kamen, stiegen zu. Kiesewetter ließ sich von dem Trubel nicht beeindrucken und begann aus seinem Proviantkorb Butterbrote, Wurst und Käse auszupacken.
    » Greif zu, junger Freund! Du bist bestimmt ganz ausgehungert.« Raffael ließ sich das nicht zweimal sagen und biss genüsslich in ein Butterbrot. Seit er seine Pension am Morgen verlassen hatte, hatte er nichts mehr zu sich genommen. Während sie aßen, beobachteten sie das Treiben der Reisenden auf dem Bahnsteig. Ein schwer beladener, schmächtiger Hererojunge kämpfte sich mit einem mannsgroßen Koffer auf dem Rücken durch das Gewusel. Er hatte Mühe, dessen rasch ausschreitenden Besitzern zu folgen. Die waren bereits am Zug angelangt, wo ein Bahnbeamter der älteren, wohlbeleibten Dame und ihrem untersetzten Begleiter in das Innere verhalf. Irgendetwas an dem grobschlächtigen Mann weckte in Raffael unangenehme Erinnerungen, aber er wusste sie nicht einzuordnen, weil dessen Gesicht durch einen breitkrempigen Strohhut verdeckt wurde. Der Hererojunge hievte unterdessen den Koffer in das Innere, um ihn zu verstauen. Als er wenig später wieder auf dem Bahnsteig stand, blickte er enttäuscht auf die kleine Münze in seiner Hand, die er für seine schwere Arbeit erhalten hatte. Kiesewetter lenkte Raffaels Aufmerksamkeit wieder auf sich, indem er aus seiner Brieftasche eine Fotografie zog und ihm zeigte.
    » Schau mal, das trag ich immer bei mir«, verkündete er stolz.
    » Aber das war ja die Hochzeit meiner Schwester Jella!«, rief Raffael überrascht. » Damals war ich noch sehr jung. Ich hatte ganz vergessen, dass Sie die beiden getraut haben.«
    Kiesewetter lachte vergnügt. » Ja, es war eine meiner ersten Trauungen in Südwest – und noch dazu außerordentlich turbulent. Erinnerst du dich noch an die Geschichte mit dem Misthaufen?«
    » War da nicht der Sohn von Nachtmahr daran beteiligt?« Raffael verzog unangenehm berührt

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