Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
einfachen Worten erklärte Jella Saburis Geschichte. Ihre Freundin hörte aufmerksam zu und nickte immer wieder zum Zeichen ihres Verständnisses. Doch als Jella sie fragte, ob sie wüsste, wie man der jungen Frau und ihrem Sohn helfen könne, schüttelte sie entschieden den Kopf.
» Der Sangoma, der deine Freundin verflucht hat, muss sehr mächtig sein«, meinte Nakeshi nachdenklich. Sie versuchte, es Jella zu erklären. » Der Mann verfügt über ein großes Num. Sein Schicksal ist es, gegen die Geister, die ihn quälen, zu kämpfen. In diesem Kampf ist er selbst ein Getriebener. Die unruhigen Geister seiner Ahnen lassen ihn nicht in Ruhe. Deshalb muss er gegen sie kämpfen und sie besiegen. Ein mächtiger Sangoma muss viele Kämpfe und Prüfungen bestehen, bevor er Macht erlangt und in der Lage ist, die Ahnen zu beeinflussen. Doch dieser Mann missbraucht seinen Einfluss auf die Zauberkräfte seiner Ahnen. Wäre er ein guter Heiler, so würde er diese Macht nutzen, um den Menschen zu helfen. Weil er aber böse ist, verflucht und zerstört er. Eines Tages wird er dafür büßen. Es gibt deshalb nur einen Weg: Du musst ihn bekämpfen!«
» Ich werde ihm entgegentreten und meine Meinung sagen«, versprach Jella ihrer Freundin. » Aber leider hilft das Saburi nicht. Sie bildet sich ein, verzaubert zu sein, und ist dadurch tatsächlich krank. Kannst du nicht mit mir kommen und einen Gegenzauber aussprechen, der ihr ihre Einbildungen wieder austreibt? Ich bin sicher, du schaffst das. Ich bin jedenfalls mit meiner Medizin am Ende.«
Nakeshi streichelte tröstend über ihre Hand. Jella lächelte entschuldigend. » Ich will einfach nicht hinnehmen, dass diese Frau mir so einfach unter den Händen wegstirbt«, gestand sie verzagt.
» Nur ein Sangoma kann den Fluch wieder lösen«, sagte Nakeshi bestimmt. » Ich bin keine Sangoma.«
» Aber eine Heilerin. Ist das nicht irgendwie ähnlich?«
Nakeshi wiegte bedauernd den Kopf. » Wir Buschmänner heilen auf andere Weise. Ich kann dir nicht helfen.«
» Glaubst du tatsächlich, dass der Sangoma Saburi verzaubert hat?«, fragte Jella. » In meiner Vorstellung gibt es so etwas nicht.«
Nakeshi wirkte plötzlich etwas gekränkt. » Wir sind Sternenschwestern, ist das etwa kein Zauber?«
» Nun ja«, räumte Jella widerwillig ein. » Zwischen uns ist das ja auch etwas ganz Besonderes. Aber auch in meiner Welt gibt es dafür Worte wie Telepathie, Empathie und was weiß ich noch. Aber du könntest doch niemals einen Fluch über mich aussprechen und mir schaden!«
» Ich würde es niemals tun«, meinte Nakeshi entschieden. Jella dachte nach. » Dann gehst du also tatsächlich davon aus, dass dieser Sangoma Saburi verflucht hat?«
» Er hat Streit zwischen Saburis Ahnen gesät«, versuchte ihre Freundin zu erklären. » Sie quälen Saburi, weil sie glauben, dass sie Böses getan hat. Die Ahnen werden sie so lange verfolgen, bis sie davon überzeugt wurden, dass der Sangoma gelogen hat – oder bis der Sangoma sie wieder zur Ruhe ruft.«
» Dann werde ich so schnell wie möglich in dieses Dorf fahren und ihn zur Rede stellen«, entschied Jella. Doch ihre Freundin widersprach erneut. » Worte allein werden ihn nicht überzeugen. Du musst ihm zeigen, dass du stärker bist. Erst, wenn du das kannst, wirst du der Frau und ihrem Kind helfen.«
» Wie soll das gehen? Ich verabscheue seine Zaubertricks. Dieser Mensch will ein Kind opfern, nur um daraus eine grausame Medizin herzustellen. Das tut kein Mensch. Es ist böse!«
» Du siehst nur deine Seite«, tadelte Nakeshi. » Versuch auch mal die andere zu sehen. Sind nicht Sheshe und Debe ebenfalls Opfer deines Volkes geworden? Der weiße Mann nutzt Menschen wie uns aus. Er zerstört unser Leben und das, woran wir glauben. Für ihn sind wir nicht mehr wert als wilde Tiere. Das ist ebenso unmenschlich. Was seid ihr für ein Volk, das an einen Gott glaubt, der seinen eigenen Sohn töten ließ? Was ist das für ein grausamer Gott, der das fertigbringt? Ist er besser als das, woran der Sangoma glaubt?«
» Aber das alles ist doch nur symbolisch zu verstehen!« An Nakeshis verständnislosem Blick erkannte Jella, dass ihre Freundin damit nichts anfangen konnte. » Gott hat seinen Sohn geopfert, um uns allen seine übergroße Liebe zu beweisen. Die Hingabe seines Sohnes ist nur ein Zeichen und vielleicht gar nicht so geschehen.«
Die Buschmannfrau schüttelte verärgert den Kopf. » Dann glaubt ihr also an etwas, das es gar nicht
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