Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
genug bist.«
» Ich glaube nicht, dass man mit Gewalt in dieser Sache etwas erreichen kann«, meinte Raffael verkniffen. Die Kritik seines Vaters traf ihn nicht unvorbereitet, verletzte ihn aber dennoch. » Das Problem liegt eher darin, dass die südafrikanische Regierung die strengen Rassengesetze aus ihrem Land auch hier in Südwest durchsetzen will. Bislang gibt es noch einige Gesetzeslücken, aber de facto werden keine Mischehen mehr vollzogen.«
» Du bist Deutscher«, sagte Johannes hart. » Also kannst du auch eine Deutsche heiraten. Es wird Zeit, dass die Herren das zur Kenntnis nehmen. Wenn es sein muss, knöpfe ich sie mir einen nach dem anderen vor.«
» Unterstehe dich!«, brauste Raffael auf. » Das ist ganz und gar allein meine Angelegenheit. Du würdest damit nur eine Lawine lostreten. Wenn jemand aus der Kanzlei erfährt, dass ich noch nicht verheiratet bin, verliere ich meine Arbeit. Das ist die Wahrheit.«
Sonja seufzte schwer auf. Sie wirkte noch eine Spur bleicher als sonst. Die ganze Diskussion nahm sie sichtlich mit. Zum Glück brachten die Ober nun die Suppe; die erregte Unterhaltung verstummte und wandte sich wieder belangloseren Themen zu.
Ricky berichtete aufgeregt über ihre Pläne in Berlin. Sie sprühte vor Lebensfreude und schien so glücklich, wie ihre Mutter sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. In Gedanken versunken rührte Jella mit ihrem Suppenlöffel in der Spargelcremesuppe. Sie hatte ihrem alten Freund und Mentor Heinrich Zille in Berlin geschrieben. Tatsächlich hatte sich der Künstler großzügig dazu bereit erklärt, ihre Tochter unter seine Fittiche zu nehmen. Ricky konnte sogar in der ersten Zeit als Untermieterin in seiner Wohnung leben, bis sie etwas Geeignetes gefunden hatte. Nach dem Tod seiner Frau Hulda wurde er dort von seiner Schwiegertochter versorgt. Die Zilles waren allesamt warmherzige Menschen. Sie würden gut auf ihre Tochter achten. Außerdem machte Valentin Reuter einen angenehmen Eindruck auf sie. Sie hatte ihn zwar nur einmal zu Gesicht bekommen, meinte aber, sich nicht zu täuschen. Fritz hatte darauf bestanden, dass der junge Mann vor der Abreise ein Wochenende bei ihnen auf Owitambe verbrachte. Reuter war auch brav erschienen und hatte sich ihren neugierigen Fragen gestellt. Jella war während seines Aufenthalts nicht entgangen, dass der junge Mann bis über beide Ohren in Ricky verliebt war. Sie hatte das mit einigem Unbehagen zur Kenntnis genommen. Doch wie es aussah, schien Ricky seine Verliebtheit überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen. Aber selbst wenn sich das ändern sollte – so musste sich Jella eingestehen, dass es schlimmere Männer gab als diesen Valentin. Sie seufzte. Eine schöne, für sie sehr erfüllte Zeit ging nun unwiederbringlich zu Ende. Ricky war erwachsen geworden und würde sie nun ein für alle Mal verlassen. Natürlich hatte sie diesen Zeitpunkt schon lange vorausgesehen, aber dass Ricky wieder in einen anderen Kontinent gehen würde, brach ihr schier das Herz. Sie dachte an die langen Jahre, die sie aus politischen Gründen hatten in Indien verbringen müssen. In diesen schwierigen Zeiten waren sie jedoch immerhin als vollständige Familie zusammen gewesen. Aber nun …
Fritz, der neben ihr saß, streichelte ihre Hand.
» Mach dir nicht zu viele Sorgen«, flüsterte er ihr zu. » Ricky wird es in Berlin gut gehen.«
Jella lächelte gequält. » Das weiß ich doch, aber es fällt mir trotzdem schwer.«
Ihre trüben Gedanken wurden durch ihre quirlige Schwiegermutter unterbrochen. Sie klopfte mit dem Messer an ihr Weinglas und bat die Versammelten um Ruhe.
» Meine lieben Freunde und Verwandten«, hob Imelda vergnügt an. » Heute ist, wie ihr alle wisst, ein besonderer Tag. Schon morgen heißt es Abschied nehmen. Meine einzige Enkelin bricht doch tatsächlich auf in ein fernes Land.« Sie sah ihren Sohn und ihre Schwiegertochter an. » Für euch als Eltern mag das besonders schwer sein. Dennoch macht ihr gute Miene dazu – und das ist auch recht so! Denn wir alle dürfen nicht vergessen, dass es für Ricky der Weg ist, den sie sich immer schon gewünscht hat. So weit ihre Reise auch gehen mag, sie wird nicht vergessen, dass hier in Afrika, bei uns, ihre Heimat ist. In diesem Sinne finde ich, dass wir unsere Gläser heben und auf Ricky und ihre glückliche Zukunft anstoßen sollten. Prost!«
Sämtliche Anwesende erhoben ihre Gläser und prosteten Ricky zu. Doch Imelda war noch nicht fertig. Sie winkte dem Ober
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