Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
ansahen, wechselte er jedoch rasch das Thema. Offensichtlich hatte er nicht vor, näher darauf einzugehen. » Du siehst bezaubernd aus, liebe Nichte«, schäkerte er galant. » Die jungen Männer in Berlin werden über alle Maßen beeindruckt sein.« Ricky errötete, freute sich aber natürlich über das Kompliment.
» Kommt Herr Reuter denn nicht auch zu unserem Essen?«, wollte Jella wissen. Sie hätte den jungen Mann, der ihre Tochter auf die lange Reise mitnahm, nur zu gerne noch einmal genauer unter die Lupe genommen.
» Er ist angeblich heute nach Swakopmund vorausgereist. Sein Gepäck scheint ziemlich umfangreich, denn er will sein Klavier auch mitverschiffen lassen.«
» Wie schade! Na ja, wir werden ja hoffentlich noch morgen Abend in Swakopmund Gelegenheit haben, uns von ihm zu verabschieden.«
Ricky zuckte gleichgültig mit den Schultern. » Ich weiß nicht, was er genau vorhat. Wahrscheinlich wird er sich auch noch von seinen Verwandten verabschieden. Soviel ich weiß, hat er noch eine Schwester.«
Als sie Jellas hochgezogene Augenbraue sah, fügte sie beinahe genervt hinzu: » Du brauchst gar nicht so kritisch dreinzublicken, Mama! Herr Reuter ist ein anständiger Mann. Er ist lediglich mein Musiklehrer und Mentor. Meine Gefühle für ihn sind rein beruflicher Natur.«
» Diesen Eindruck hatte ich bei Herrn Reuter neulich allerdings nicht«, murmelte Jella, verbiss sich aber jeden weiteren Kommentar, weil Fritz sie plötzlich alarmiert ansah.
» Übrigens werden Sonja und Benjamin euch morgen begleiten«, verkündete Raffael und lächelte seiner Frau zu. » Die beiden werden in Swakopmund Sonjas Mutter abholen. Wir haben sie dazu überreden können, uns zu besuchen. Das war schon längst fällig.« Isabella von Nachtmahr hatte sich vor einigen Jahren von ihrem despotischen Mann getrennt und war nach Swakopmund gezogen. Obwohl sie völlig mittellos gewesen war – dem Gesetz nach verblieb auch nach einer Scheidung das Erbe der Frau nach wie vor in den Händen des Ehemanns –, war es ihr gelungen, eine kleine Pension zu übernehmen und ein eigenständiges Leben zu führen. Sonja war an diesem Abend noch ruhiger als gewöhnlich. Es schien offenkundig nur Jella aufzufallen.
» Freust du dich denn nicht darüber, dass deine Mutter euch einen längeren Besuch abstatten wird? Fürchtest du dich, dass sie sich zu sehr in euer Leben einmischen wird?«, fragte sie, die Sonja durch ihre langjährige Zusammenarbeit am besten kannte. Die lächelte etwas gequält. » Aber nein. Meine Mutter ist sehr zurückhaltend. Außerdem ist unser Haus groß genug, um sich auch einmal zurückziehen zu können. Es wird sicherlich prima werden.«
Jella spürte, dass sie nicht die volle Wahrheit sagte, schwieg jedoch, weil sie den Abend nicht durch die Diskussion von Problemen verderben wollte. Ihr war längst klar, dass die Situation für die kleine Familie hier in Windhuk nicht einfach war. Nicht nur deswegen, weil Sonja und Benjamin das Farmleben mit all seinen Aufgaben schon nach so kurzer Zeit schrecklich vermissten. Auf Owitambe hatte sich niemand darum gekümmert, dass Sonja und Raffael nicht verheiratet waren. Aber wenn das hier in der Hauptstadt bekannt wurde, konnte das erhebliche Folgen haben. Raffael tat alles, um in aller Stille die Heiratsgenehmigung zu bekommen. Schließlich war er durch die Heirat seines Vaters Deutscher, aber die Sache zog sich schon unnatürlich lange hin, und sie mussten weiterhin vertuschen, dass sie in wilder Ehe lebten. Und Benjamin fragte ständig, wann er denn wieder nach Owitambe dürfte. Anscheinend hatten sich alle noch nicht so richtig in ihrem neuen Haus in der Stadt eingelebt.
Prompt brachte Johannes die Sache auf den Punkt.
» Habt ihr denn nun endlich die Heiratsgenehmigung?«, fragte er seinen Sohn. Raffaels Gesichtszüge verspannten sich sofort. Die Angelegenheit war ihm offensichtlich peinlich. Er schüttelte knapp seinen Kopf. » So wie es aussieht, werden wir erst nach Deutschland reisen müssen, bevor wir heiraten können«, meinte er verbittert. » Leider werde ich frühestens in einem Jahr meinen ersten Urlaub in der Kanzlei einreichen können. Es ist wie verhext! Manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass irgendjemand versucht, uns ständig einen Stein in den Weg zu legen.«
» Ich habe mich seinerzeit so ins Zeug gelegt, dass mir niemand mehr in die Quere kommen konnte«, behauptete Johannes streitlustig. » Vielleicht liegt es daran, dass du nicht energisch
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