Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Familienmitglieder in den Beifall ein. Auch von den Zaungästen kam nun Applaus, allerdings nicht ungeteilt. Einige wenige wandten sich sogar empört ab, doch das tat Rickys Erfolg keinen Abbruch. Sie verbeugte sich charmant und wies mit ausladendem Arm auf Valentin, der sich mit einem warmen Lächeln bedankte. Ricky war anzusehen, wie sehr sie diesen kleinen Erfolg genoss.
Jella war aufrichtig gerührt. Sie hatte ihre Tochter noch nie so aufgekratzt und glücklich erlebt.
*
Da die Abreise nach Swakopmund für den frühen Morgen geplant war, löste sich die muntere Gesellschaft bald auf. Nochmals beglückwünschten alle Ricky zu ihrem Talent und gaben ihr den ein oder anderen gut gemeinten Ratschlag, bevor sie sich auf den Weg in ihre Zimmer machten. Nur Johannes, der etwas viel Wein getrunken hatte, stellte sich plötzlich quer. In einem Anflug von Halsstarrigkeit bestand er darauf, den Speisesaal durch den Hauptausgang ins Foyer zu verlassen.
» Wir Sonthofens sind anständige Menschen«, tönte er mit lauter Stimme, » wir lassen uns nicht diskriminieren, jawoll!«
» Vater, nun beruhige dich doch«, versuchte Jella ihn zu beschwichtigen. Sie wollte auf keinen Fall am letzten Abend vor Rickys Abreise noch einen Eklat. » Du warst selbst damit einverstanden.«
» Aber das war nicht richtig!«, wehrte er sich ungehalten. » Wir gehen durch den Hauptausgang, und zwar erhobenen Hauptes.«
Er packte Sarah am Arm und wollte sie vor sich her nach draußen schieben. Doch Sarah wehrte ihn ab. Mit einer entschiedenen Bewegung löste sie sich von ihrem Mann.
» Geh du durch diese Tür«, sagte sie mit ruhiger, aber sehr bestimmter Stimme. » Ich werde durch den Nebenausgang gehen.«
Johannes schüttelte ungehalten den Kopf.
» Du bist meine Frau und kommst mit mir! Wo leben wir denn?« Mit einer linkischen Bewegung versuchte er erneut ihren Arm zu greifen. Doch Sarah stieß ihn abermals zurück, diesmal etwas heftiger.
» Ich gehe nicht durch diese Tür. Wenn du mich zwingst, komme ich nie wieder in diese Stadt.«
Mit hoch erhobenem Kopf drehte sie sich um und verließ den Speisesaal über die Nebentür. Johannes sah ihr perplex hinterher. Er begann wie ein Rohrspatz zu schimpfen, weil sie ihm nicht gehorcht hatte. Doch als er merkte, dass niemand auf seiner Seite stand, verließ er polternd den Raum.
» Das war knapp«, meinte Raffael mit einem erleichterten Lächeln. Sonja, Benjamin und er waren gerade dabei, sich von Ricky zu verabschieden. » Unser alter Herr wird wohl immer schwieriger.«
» Er ist nicht immer so«, nahm Jella den Vater in Schutz. » Er kann sich einfach nicht damit abfinden, dass die Dinge nicht immer so laufen, wie er es sich wünscht. Auf Owitambe ist er eigentlich ganz friedlich.«
» Ich wünschte, ich könnte das auch so sehen«, murmelte Raffael. In der kurzen Zeit, seit er von London zurück war, hatte er mit seinem Vater schon etliche Auseinandersetzungen gehabt. Egal, was er tat, sein Vater fand immer etwas daran auszusetzen.
» Kommst du morgen noch zum Bahnhof, Raffael?«, unterbrach Ricky seine Gedanken. Er lächelte ihr herzlich zu. Die beiden hatten ein besonders inniges Verhältnis zueinander. » Aber natürlich! Ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich deine Abreise verpassen würde.«
Er umarmte Ricky brüderlich, bevor er Sonja seinen Arm anbot und seinen Sohn an die Hand nahm. Der direkte Weg aus dem Hotel führte quer durch das Foyer an der mit Spiegeln besetzten Bar vorbei. Benjamin war so müde, dass Raffael ihn nach ein paar Schritten auf den Arm nehmen musste, wo er kurz darauf einschlief.
In einem anderen Nebenraum des Hotels hatte an diesem Abend eine politische Veranstaltung stattgefunden, die gerade zu Ende war. Aus diesem Grund war das Foyer voller Menschen, die sich plaudernd noch ein Gläschen Sekt oder Cognac gönnten, bevor sie sich auf den Heimweg machten. Raffael bahnte sich einen Weg durch die Menge, als er von einem Klienten der Kanzlei angesprochen wurde. Ruus Kappler war der Besitzer einer Kupfermine in Tsumeb, ein einflussreicher Mann, den Raffael in nächster Zeit juristisch bei der Klärung von Eigentumsrechten zu vertreten hoffte. Es würde sein erster größerer Fall sein, an dem er seine Fähigkeiten beweisen konnte. Im Grunde genommen ging es nur noch darum, dass Kappler mit ihm als jungem Anwalt einverstanden sein musste. Eine nicht unwesentliche Rolle spielte dabei auch seine Hautfarbe. Raffael grüßte freundlich zurück und
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