Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
mal für die Miete, ihren Unterhalt und ein Hausmädchen. Wie sollte er da noch ein weiteres Maul stopfen? Außerdem würde das Haus zu klein sein. Sie mussten sich nach einer neuen Bleibe umsehen. Sonja hatte auf seinen Ausbruch mit betretenem Schweigen reagiert. Aber in ihren großen, graublauen Augen hatte eine Enttäuschung gelegen, die sie nur mühsam unter Kontrolle zu bekommen schien. Raffael hatte sich dadurch noch mehr unter Druck gesetzt gefühlt. Statt sich bei seiner Frau zu entschuldigen und sie in den Arm zu nehmen, war er mit dem schlafenden Benjamin über der Schulter vorausgelaufen und hatte sie einfach zurückgelassen. Zu Hause angekommen hatte sich Sonja schweigend mit Benjamin in die Schlafräume zurückgezogen. Er hatte sie gebeten, noch einmal zu ihm herunterzukommen, doch sie hatte nur den Kopf geschüttelt. Jetzt kam er sich wie ein Schuft vor. Das durfte er so nicht stehen lassen. Er stellte sein Whiskyglas beiseite und begab sich in das Schlafzimmer im ersten Stock. Sonja hatte das Licht bereits gelöscht. An ihrem Atem hörte er jedoch, dass sie noch nicht schlief.
» Es tut mir leid, dass ich vorhin so unfreundlich zu dir war«, begann er reumütig und schaltete das Licht wieder an. » Natürlich freue ich mich über das Kind.« Er zuckte hilflos mit den Schultern. » Es passt nur so gar nicht in unsere Lebensplanung. Ich versuche alles, um uns ein angenehmes Leben zu verschaffen. Mit einem zusätzlichen Kind wird das für mich nicht gerade leichter.«
Statt einer Antwort hörte er ein verzweifeltes Schluchzen aus den Tiefen des Kopfkissens. Betroffen über ihre heftige Reaktion setzte er sich auf die Bettkante und versuchte ihre Stirn zu streicheln, doch sie wandte sich brüsk ab.
» Was hast du nur?«, fragte er hilflos. » Ich habe mich entschuldigt, und es tut mir wirklich leid. Gebe ich dir nicht alles, was du brauchst? Ich versuche doch nur, das Beste für uns zu erreichen. Bist du mir etwa gar nicht dankbar?«
Sonja tauchte aus ihrem Kissen auf. Ihre Augen waren vom Weinen rot und verquollen.
» Dankbarkeit?«, schluchzte sie fassungslos. » Ist es das, was du willst?«
» Nun ja, ich denke, ein wenig Dankbarkeit habe ich schon verdient«, meinte Raffael schon wieder beleidigt. » Schließlich schaffe ich uns doch die Voraussetzungen für ein Leben in Wohlstand. Wir wohnen in einem schönen Haus, es fehlt uns an nichts, und wenn alles so weiterläuft, dann werden wir bald in ein größeres Haus umziehen, in dem du so viele Kinder haben kannst, wie du willst.«
» Ach, Raffael!« In Sonjas Stimme schwang Traurigkeit und Resignation. » Darum geht es doch gar nicht! Auch wenn ich Owitambe nur schweren Herzens verlassen habe, so bin ich doch gerne mit dir nach Windhuk gekommen, weil wir eine Familie sind. Und natürlich bin ich dir dankbar.« Er nickte zufrieden. Damit war die Sache für ihn erledigt.
Aber Sonja war noch nicht zu Ende. Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. » Für dich ist immer alles ganz einfach. Du entschuldigst dich, und dann ist alles wieder gut. Aber gar nichts ist gut. Hast du dir auch mal überlegt, wie es mir hier geht? Du gehst jeden Tag in die Kanzlei und kommst erst spät am Abend nach Hause. Benni und ich sitzen dagegen hier allein. Weißt du, wie einsam das oft ist? Ich habe hier einfach keine Aufgabe.«
» Aber deine Mutter kommt doch schon bald! Und wenn dir das nicht reicht, könntest du endlich mal eine der Einladungen annehmen.« Raffael war müde und hatte keine Lust auf weitere Diskussionen. Außerdem verstand er nicht, was sie meinte. Er hatte alles unternommen, um sie in die Gesellschaft einzuführen, doch sie hatte es immer abgelehnt.
» Ich bin nicht so wie du«, versuchte Sonja zu erklären. Ihre Stimme wurde fast unhörbar leise. » Hier in der Stadt ist alles so fremd. Du verlangst zu viel von mir. Ich habe ständig Angst, mich in der Gesellschaft zu blamieren, ganz abgesehen davon, dass ich fürchte, dass herauskommt, dass wir nicht verheiratet sind.«
» Es wird nicht herauskommen«, versicherte Raffael, während er sein Hemd öffnete und sich auszuziehen begann. » Keiner wird deinen Stand als Ehefrau anzweifeln, wenn du dich endlich auch mal in der Öffentlichkeit zeigst. Wieso glaubst du, dass du dich blamieren könntest?«
» Ich habe einfach Angst, verstehst du das denn nicht? Im Hause meines Vaters durfte ich mich nie in der Öffentlichkeit zeigen, und hier verlangst du plötzlich, dass ich die perfekte Gastgeberin
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