Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
versprach er erschrocken und wetzte die Hintertreppe hoch ins Haus.
Sobald die Wehe vorüber war, versuchte sie erneut aufzustehen, was ihr allerdings nicht gelang. Also kroch sie aus dem Gebüsch und blieb auf dem staubigen Weg liegen. Mein Gott, tut das weh, dachte sie und versuchte sich an Benjamins Geburt zu erinnern. Damals war sie ebenfalls ganz alleine gewesen und hatte panische Angst gehabt, es nicht zu überleben. Aber dann war doch alles gut und relativ leicht gegangen. Doch dieses Mal spürte sie, dass etwas anders war. Der Druck auf ihren Muttermund war jetzt schon enorm. Benjamin hatte sich damals nach dem Einsetzen der Wehen viele Stunden Zeit gelassen, bevor er das Licht der Welt erblickt hatte. Dieses Baby hatte es offensichtlich viel eiliger. Die Wehen wogten wie sturmgepeitschte Wellen heran. Bei der nächsten wurde ihr sogar übel, so heftig war der Schmerz. Sie schrie auf, obwohl sie sich dafür schämte. Isabella kam unterdessen mit dem Hausmädchen die Treppe hinuntergehastet. Sie war sofort bei ihr und kniete sich neben ihr nieder. Ihre Hand fuhr ihr beruhigend über das bereits schweißnasse Gesicht.
» Ganz ruhig, mein Liebes«, meinte sie gefasst. » Maria und ich werden nun versuchen, dich ins Haus zu bringen. Ich habe bereits mit Doktor Smith und deinem Mann telefoniert. Sie werden so schnell wie möglich hier sein.«
Gemeinsam schafften sie es, Sonja aufzuhelfen und ins Haus zu schaffen. Die Wehen kamen nun im Minutentakt. Isabella sah Maria besorgt an und befahl ihr, sofort heißes Wasser aufzusetzen und Handtücher und Laken zu besorgen. Sonja gab sich nun keine Mühe mehr, ihren Schmerz zu verbergen. Sie schrie wie am Spieß, als sie endlich in ihrem Bett lag. Alle waren so mit ihr beschäftigt, dass keiner Zeit gefunden hatte, sich um den kleinen Benjamin zu kümmern. Er war den Frauen gefolgt und wurde nun unabsichtlich Zeuge dieses für ihn sehr unheimlichen Vorgangs. Was war nur mit seiner Mama los, fragte er sich. Verstört beobachtete er, wie seine Großmutter den Rock seiner Mutter hochschob und ihr den Schlüpfer auszog. Was machte sie da? So etwas gehörte sich nicht. Obwohl ihn das alles abschreckte und noch mehr entsetzte, konnte er nicht wegsehen. Gebannt stellte er fest, dass seine Mutter zwischen den Beinen ganz haarig und irgendwie rot und fleischig war. Aus einer schmalen Öffnung flossen Blut und Flüssigkeit auf das weiße Laken, auf dem sie lag. Instinktiv begriff er, dass dieser entsetzliche Vorgang etwas mit dem Baby zu tun haben musste. Warum war sein Geschwisterchen nur so gewalttätig? Er fühlte hilflose Wut gegen das Ungeborene in sich aufsteigen, und dann fragte er sich mit Schrecken, ob er auch so ungezogen gewesen war.
» Du musst jetzt pressen«, hörte er seine Großmutter plötzlich rufen. Maria hatte endlich heißes Wasser und frische Tücher gebracht, mit denen sie versuchte, seine Mutter sauber zu halten. Mittlerweile weitete sich die Öffnung zwischen Mamas Beinen, und etwas Dunkles, Rundes wurde sichtbar. Langsam dämmerte Benjamin, dass seine Eltern ihn angelogen hatten. Sie hatten ihm erzählt, dass der Storch die Kinder zu ihren Eltern brachte. Die Wahrheit sah dagegen ungeheuerlich und grausam aus. Seine Mutter bäumte sich nochmals auf und schrie so gellend, dass er sich die Ohren zuhalten musste. Reglos starrte er auf sie und hatte gleichzeitig fürchterliche Angst um ihr Leben. Er spürte, wie ihm Tränen aus den Augen schossen, und kämpfte gegen den Drang, sich an seine leidende Mutter zu schmiegen. Nur der Ekel hielt ihn davor ab. Plötzlich sah er, wie ein schleimverschmiertes Köpfchen aus der Öffnung zwischen den Beinen seiner Mutter hervorkam. Gleichzeitig sank seine Mutter kraftlos in die Kissen zurück.
» Du musst noch mal pressen!«, hörte er erneut Großmutter rufen. » Noch ein einziges Mal, dann hast du es geschafft!«
Seine Mutter krallte ihre Hände in die Matratze und biss sich auf die Unterlippe. Ihr Gesicht war zu einer hässlichen Fratze verzerrt, die Benjamin völlig fremd und beängstigend vorkam. Schweiß und Tränen flossen ihr über das Gesicht, als sie endlich den Rest des kleinen Körpers aus ihrem Leib presste. Völlig verstört starrte Benjamin auf das Baby, das ganz blau und blutig aussah. Außerdem hing es an einer schleimigen, bläulichen Schnur, die in Mamas Bauch verschwand. Seine Großmutter rieb dem Säugling sachte den Schleim vom Gesicht. Und dann hörte er kräftiges, lautes Weinen. In diesem
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