Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Babys?«, mischte sich Sarah ganz pragmatisch ein. » Sie brauchen Milch.«
Jella nickte zerstreut. » Raffael hat sich bereits nach einer Amme erkundigt. Zum Glück hat er gute Kontakte in die Homelands. Er konnte eine Hererofrau auftreiben, die genügend Milch für drei Kinder hat.« Sie raufte sich verzweifelt die Haare. » Wie hat Nokoma nur die Sepsis in Saburis Arm besiegt?«, überlegte sie laut. » In seiner Kräutersalbe muss etwas enthalten sein, was die Bakterien zum Sterben bringt. Die Frage ist nun, ob sich seine Medizin auch innerlich anwenden lässt. Wenn ich ihn doch nur danach fragen könnte!« Ihr fiel ein, dass sie noch etwas von der Salbe übrig hatte. Ob sie daraus einen Sud herstellen konnte? Vielleicht half der auf dieselbe Weise auch bei inneren Verletzungen. Sie verwarf den Gedanken allerdings sofort wieder. Die Folgen, die daraus entstehen konnten, waren unabsehbar. Innerlich angewandt konnte die Medizin genauso gut tödlich wirken. Nokoma war seit jener seltsamen Nacht nie wieder aufgetaucht. Jella wurde von einem Sonnenstrahl geblendet, als ihr Vater beiseitetrat. Für einen kurzen Augenblick blitzte vor ihrem inneren Auge das Bild der riesigen Python auf. Sie sah in ihre gelben, geschlitzten Augen und glaubte in ihren Pupillen Nokoma zu erkennen. So plötzlich die Vision entstanden war, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Jella schüttelte benommen den Kopf. Dieser seltsame alte Mann sollte ihr wohl immer ein Rätsel bleiben. Trotz einem Rest von Skepsis wehrte sie sich schon länger nicht mehr so heftig gegen sein Wissen, denn sie spürte, dass darin eine Wahrheit lag, vor der sie sich nicht verschließen konnte. Ach, wäre er doch nur hier! Über gewisse Dinge wusste er offenkundig besser Bescheid als die gemeine Schulmedizin. Sonja litt am Kindbettfieber, eine der häufigsten Todesursachen von jungen Müttern. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde sie es nicht überleben.
Kampf und Intrigen
Die Sorge um seine Frau brachte Raffael fast um den Verstand. Er hatte schon lange nicht mehr gebetet, doch jetzt flehte er Gott und auch die Ahnen seiner Mutter inständig an, das Leben seiner Frau zu retten. » Für Sonja bin ich bereit, alles zu opfern. Oh, bitte Herr, lass sie nicht sterben!« Seit er den Zwillingen eine Amme besorgt hatte, war er nicht mehr von ihrem Bett in dem überfüllten Krankensaal gewichen. Die Luft in dem von Stellwänden unterteilten Raum war drückend und schwül. Ein Ventilator an der Decke sorgte für nur wenig Erleichterung. Sonja glühte vor Fieber und delirierte vor sich hin, während sie zitternd zwischen den Laken lag. Ihr Gesicht war schweißüberströmt und so blass wie die Wand. Hin und wieder öffnete sie kurz die Augen und starrte an die fleckige Zimmerdecke, als würde sie dort etwas sehen. Sie schien selbst in diesen wenigen wachen Augenblicken nicht in dieser Welt zu sein, denn sie reagierte in keiner Weise auf ihn. Raffael hielt ihre kleine Hand fest umklammert, als könne er dadurch verhindern, dass sie aus seiner Welt fortging. Am dritten Tag, als immer noch keine Besserung in Sicht war, forderte ihn die Krankenschwester auf, endlich nach Hause zu gehen. Sie war die Freundin seiner Schwester Jella und der Familie eng verbunden. » Zu Hause warten Ihre drei Kinder«, sagte Lisbeth Eberle energisch. » Sie helfen Ihrer Frau ganz gewiss nicht, wenn Sie die so vernachlässigen!« Widerwillig ließ Raffael sich schließlich dazu überreden, doch nach Hause zu gehen. Er wusste selbst, dass die Krankenschwester recht hatte. Müde und erschöpft machte er sich auf den Heimweg. Als er sein Haus betrat, stürmte sein Sohn auf ihn zu und umklammerte sein Bein, als wäre es der letzte Halt in einem reißenden Fluss. Der Junge war völlig verstört. Das traumatische Erlebnis der Geburt hatte ihn tief erschüttert.
» Ist Mama tot?«, fragte Benjamin mit tränenerstickter Stimme. Raffael strich seinem Sohn liebevoll über den Kopf. » Nein! Sie schläft nur im Moment ganz viel, weil sie noch ein wenig schwach ist. Morgen früh geht es ihr bestimmt schon viel besser.«
» Ganz sicher?« In Benjamins Stimme schwang bange Hoffnung. Raffael versuchte den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken. Er würde zu gerne selbst an das glauben, was er seinem Sohn gerade versichert hatte.
» Mama wird bald wieder bei uns sein«, versprach er mit erzwungener Munterkeit. » Und jetzt wollen wir mal sehen, wie es deinen Geschwistern geht.« Er nahm Benjamin an der
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