Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Augenblick trat der Arzt ins Zimmer. Er sah den Jungen kurz an. » Verschwinde, das ist jetzt nichts für dich!«
Benjamin protestierte nicht und ließ sich willenlos von Maria vor die Tür schieben. Völlig verstört und geschockt stand er nun alleine im Treppenhaus und fühlte sich von allem ausgeschlossen. Er wusste nicht, wo er hingehen sollte, also blieb er wie zur Salzsäule erstarrt einfach stehen. So traf ihn kurze Zeit später auch sein Vater an.
» Wo ist deine Mama? Ist alles in Ordnung?«
Benjamin sagte kein Wort, sondern deutete nur mit seinem Finger in Richtung Tür. Wie ein Roboter begann er endlich zu sprechen: » Mama stirbt, weil das Baby sie verletzt hat«, stieß er kreidebleich hervor. » Hör nur, sie schreit so laut wie die Kühe auf Owitambe, wenn sie geschlachtet werden!« Sein Vater erschrak nun auch. Er strich ihm fahrig über den Kopf. » Alles wird gut«, sagte er unsicher. » Geh doch in die Küche, und hol dir ein Glas Milch.«
Ohne ihn weiter zu beachten, verschwand er hinter der Tür.
Doktor Smith hatte gerade das Neugeborene untersucht und übergab es nun Isabella, damit sie es baden und anziehen konnte. Stolz hielt sie Raffael das Kleine entgegen. » Es ist ein Junge. Er ist zwar etwas klein, aber in ein paar Wochen wird er das alles aufgeholt haben.« Fassungslos nahm der frischgebackene Vater seinen Sohn in die Arme. Wie klein und zerbrechlich er war! » Ist er wirklich gesund?«, fragte er besorgt. Doktor Smith beruhigte ihn. » Es ist alles an ihm dran, und schreien kann er wie ein Löwe.« Erst jetzt erinnerte Raffael sich an seine Frau und schämte sich plötzlich, sie nicht vorher begrüßt zu haben. Vorsichtig trug er seinen kleinen Sohn zu seiner Mutter und legte ihn an ihre Brust. Sie lächelte ihn schwach an. Die Geburt hatte sie sehr erschöpft. Plötzlich krampfte sich ihr Bauch erneut zusammen. Raffael rief schnell den Arzt.
» Um Gottes willen, was ist denn nur mit ihr los? Ich dachte, es wäre vorbei!«
Doktor Smith trat neben das Bett. » Das wird die Nachgeburt sein«, beruhigte er ihn. » Ich übernehme das hier. Nehmen Sie Ihren Sohn, und sorgen Sie dafür, dass er etwas zum Anziehen bekommt.« Raffael tat verdattert, was der Arzt ihm befahl. Doktor Smith untersuchte Sonja mit den Fingern und zog plötzlich besorgt die Stirn in Falten.
» Hören Sie gut zu«, sprach er zu Sonja. » Ich fürchte, Sie haben die Geburt noch nicht ganz überstanden. Atmen Sie tief durch, und wenn eine neue Wehe kommt, dann müssen Sie nochmals mit aller Kraft pressen.«
Sonja schloss kraftlos die Augen.
» Ist mit meiner Frau etwas nicht in Ordnung?« Raffaels Stimme schnappte vor Aufregung fast über. Doktor Smith wandte sich an die besonnener wirkende Isabella. » Sorgen Sie doch bitte dafür, dass Mister Sonthofen das Zimmer verlässt. Er macht es mit diesem Lärm weder mir noch seiner Frau leichter.« Isabella schob den widerstrebenden Raffael durch die Tür zum Zimmer hinaus.
Unterdessen massierte der Arzt Sonjas Bauch, bis sie eine neue Wehe bekam. » Pressen«, befahl er eindringlich. Sonja tat, was in ihrer Macht stand. » Oh Gott, ich kann nicht mehr«, wimmerte sie kraftlos.
» Sie müssen«, pochte der Arzt. » Sie werden gleich noch ein zweites Kind bekommen. Es lag falsch herum, aber nun glaube ich, hat es die richtige Position. Pressen Sie, dann ist alles gleich vorbei.«
Einige Minuten später gebar Sonja ein winziges Mädchen.
Raffael konnte nicht fassen, dass er Vater von Zwillingen geworden war. Keiner, nicht einmal der Arzt, hatte das vorher bemerkt. Bei aller Erleichterung, dass nun alles überstanden war, fühlte er eine seltsame Leere in sich. Warum freute er sich nicht? Dabei war doch alles in Ordnung! Die Kinder waren allem Anschein nach gesund, und obendrein hatte er heute einen großzügigen Scheck erhalten, der sie für die nächste Zeit aller finanziellen Sorgen entledigen würde. Stattdessen hatte er das Gefühl, mit dem Rücken gegen die Wand zu stehen. Die Verantwortung für die große Familie würde ihn von nun an nicht mehr loslassen. Er war sich nicht sicher, ob er das schaffen konnte, denn der Druck würde nun noch mehr auf ihm lasten. Natürlich schämte er sich sofort seiner Gedanken, aber es gelang ihm dennoch nicht so richtig, sich zu freuen. Es war fast nur Pflichtbewusstsein, das ihn schließlich das Geburtszimmer betreten ließ. Als er Sonja apathisch und mit geschlossenen Augen im Bett liegen sah, erschrak er sehr. Sie hatte
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