Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
Hand und betrat den Salon, in dem sich Isabella mit der Amme aufhielt. Die beiden Babys lagen gemeinsam in einer Wiege und schliefen friedlich. Das Mädchen hatte einen rötlichen Flaum auf dem Kopf und war sehr hellhäutig, während der Junge deutlich dunkler geraten schien. Raffael stand den Zwillingen immer noch mit gemischten Gefühlen gegenüber. Es kostete ihn Mühe, sie mit derselben Zuneigung zu betrachten, wie er sie seinem Ältesten entgegenbrachte. Er wusste, dass es ungerecht war, aber irgendwie gab er ihnen die Schuld an Sonjas schlimmem Zustand. Benjamin schien es genauso zu sehen.
» Wenn Mama stirbt, dann haben die beiden schuld!«, meinte er finster.
» Benjamin, das möchte ich nie wieder hören«, mischte sich seine Großmutter sofort mit strenger Stimme ein. » Das ist absoluter Unsinn. Deine Geschwister haben mit der Krankheit deiner Mutter rein gar nichts zu tun.«
Benjamin wollte etwas entgegnen, doch als er die Hand seines Vaters als leichten Druck auf seiner Schulter spürte, besann er sich und presste stattdessen trotzig die Lippen aufeinander. Raffael verstärkte den Druck noch einmal. » Deine Großmutter hat recht. Die beiden trifft wirklich keine Schuld.«
» Du siehst müde aus, mein Junge«, lenkte Isabella ab. Sie spürte, dass die beiden Schwierigkeiten hatten, mit der Situation umzugehen. » Es wird gut sein, wenn du dich ein wenig zurückziehst.« Raffael stimmte seiner Schwiegermutter nur zu gerne zu. Er löste sich von seinem Sohn und begab sich zur Tür. Doch Isabella hielt ihn noch kurz zurück.
» Vielleicht verrätst du uns zuvor noch, wie wir die beiden Kleinen rufen sollen?«, erinnerte sie ihn freundlich. » Du hast es wohl in all dem Trubel vergessen, uns zu sagen.« Raffael stutzte peinlich berührt. Es war ihm gar nicht bewusst gewesen, dass seine Kinder noch keine Namen hatten. Natürlich hatten sich Sonja und er sowohl einen Mädchen- als auch einen Jungennamen ausgedacht. Nun würden sie eben beide Namen gebrauchen. Er wollte sie gerade eben verraten, als er bemerkte, wie sich sein Sohn demonstrativ abwandte. » Möchtest du denn nicht wissen, welche Namen deine Mutter und ich uns für deine Geschwister ausgesucht haben?«, fragte er ein wenig überrascht. Benjamin schüttelte energisch den Kopf. » Nun komm schon!« Raffael kniete sich nieder, um seinem Sohn in die Augen zu blicken. » Sie sind deine Geschwister. Du wirst dich schon noch an sie gewöhnen. Dein Bruder wird den Namen Gustav bekommen, und deine Schwester soll Margarete heißen.«
» Das ist mir egal«, meinte Benjamin trotzig. » Sie können heißen, wie sie wollen!«
Raffael schluckte. Er konnte seinen Sohn gut verstehen, durchgehen lassen konnte er ihm seine zur Schau gestellte Abneigung jedoch nicht. » Hör mal gut zu, mein Sohn!«, meinte er deshalb eindringlich. » Du weißt, dass ich nicht immer zu Hause sein kann. Deshalb ist es wichtig, dass ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann. Verstehst du das?«
Benjamin nickte abwartend. Raffael fuhr fort. » Ich möchte, dass du als großer Bruder immer auf deine Geschwister Acht gibst. Das ist eine große Verantwortung. Kannst du sie mir und deiner Mutter zuliebe übernehmen?« Der Blick des Jungen verdüsterte sich sofort wieder. Raffael konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete. Auf der einen Seite gab er immer noch seinen Geschwistern die Schuld an der Krankheit seiner Mutter, auf der anderen Seite fühlte er sich geehrt, dass sein Vater ihn mit einer so wichtigen Aufgabe betreuen wollte.
» Und Mama will das auch?«, fragte er immer noch skeptisch.
» Natürlich!«
Benjamin nickte ernst. » Dann werde ich die Aufgabe übernehmen.«
Raffael atmete erleichtert auf. Wenigstens dieses Problem schien erst einmal gelöst.
Im Schlafzimmer machte er sich nicht einmal die Mühe, sich auszukleiden. Er sank auf das Bett und schlief umgehend ein. Zwei Stunden später erwachte er völlig gerädert. Er hatte Kopfschmerzen und fühlte sich wie zerschlagen. Mit wankenden Schritten begab er sich zur Kommode und schenkte sich aus dem Krug etwas Wasser in die Waschschüssel, um sich zu erfrischen. Sein Spiegelbild blickte ihn unrasiert aus hohlen Augen an. Raffael erschrak über sich selbst. Er musste dringend wieder so etwas wie Normalität in sein Leben bringen. Rasch entkleidete er sich und begann sich zu waschen und zu rasieren. Danach ließ er sich von dem Hausmädchen eine heiße Suppe in sein Arbeitszimmer bringen. Seit über drei
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