Familien Saga Bd. 3 - Zauber der Savanne
für Baltkorn bestand somit keine Gefahr mehr.
Wesentlich zuversichtlicher als noch am Nachmittag ließ er das Auto vorfahren und sich ins Hotel Kaiserhof chauffieren, in dem der Diamanten-Mogul Oppenheimer für die vornehme Gesellschaft Windhuks ein Abendessen gab.
Leise Orchestermusik tönte aus dem großen Ballsaal, während livrierte Diener ihm Mantel und Schal abnahmen. Ernest Oppenheimer begrüßte seine Gäste persönlich am Saaleingang.
» Schön, dass Sie mir die Ehre erweisen«, sagte er zu Baltkorn. » Wie ich höre, sind Sie gerade dabei, in Tsumeb eine Mine zu eröffnen. Anscheinend haben Sie mehr Glück gehabt als mein Freund Ruus Kappler.«
Baltkorns feistes Lächeln strahlte Siegesgewissheit aus. Er konnte sich eines gewissen Triumphgefühls nicht erwehren. Natürlich war ihm bekannt, dass Oppenheimers Freund ebenfalls an diesem Land interessiert gewesen war. Das hatte ihn ja erst auf seine famose Idee gebracht.
» Ja, es muss Fügung gewesen sein«, meinte er mit gespieltem Bedauern. » Mein Vater erwähnte eines Tages nur beiläufig, dass wir dort Land besitzen. Dass sich dort auch noch der Abbau von Edelsteinen lohnt, war uns bis dahin nicht bekannt.«
» Beiläufig, so so«, meinte Oppenheimer mit leicht gerunzelter Stirn. Dann wandte er sich den nächsten Gästen zu. Baltkorn war die leise Ironie nicht entgangen, aber sie kümmerte ihn nicht im Geringsten. Zufrieden nahm er ein Glas Champagner, das ihm einer der Livrierten auf einem Tablett anbot, und trank es in einem Zug leer. Wie zu erwarten waren unter den Gästen auch einige Farbige. Es war allgemein bekannt, dass Oppenheimer keinerlei Rassenkonventionen kannte. Sogar sein Sekretär und engster Mitarbeiter Petrus war ein Farbiger. Baltkorn musste schmunzeln. Oppenheimer hielt ihn für besonders vertrauenswürdig. Unauffällig hielt er nach ihm Ausschau. Eigentlich schade, dass nun alles vorbei ist, dachte er mit leisem Bedauern. Fast drei Jahre hatte der Diamantenschmuggel ihnen regelmäßig ein ausgesprochen lukratives Einkommen beschert. Petrus, Oppenheimers Sekretär, unterhielt sich gerade mit einem indischen Juwelier und dessen Frau am anderen Ende des Saales. Er trug eine auffällige Narbe im Gesicht. Sobald er Baltkorn entdeckte, verabschiedete er sich von seinen Gesprächspartnern und gab ihm ein unauffälliges Zeichen. Baltkorn nahm sich ein weiteres Glas Champagner und schlenderte beiläufig in Richtung der Toiletten. Petrus erwartete ihn bereits hinter einem Pfeiler. Er war sichtlich aufgeregt.
» Die ganze Stadt spricht von dem Diamantenschmuggel«, berichtete er hastig. Baltkorn beruhigte ihn. » Ich weiß, aber deswegen musst du dich nicht so aufführen. Weißt du etwas über den Orlam, den sie geschnappt haben?« Petrus verneinte. Er hatte andere Sorgen.
» Sie hätten mich um ein Haar erwischt. Wenn ich mich nicht hätte losreißen können, wäre ich aufgeflogen.«
Baltkorn wurde bleich. » Hat dich jemand erkannt?«
Petrus zuckte mit den Schultern. » Es gab ein Gerangel, aber ich konnte entkommen. Es war dunkel. Was weiß ich? Haben Sie mein Geld?«
» Vergiss das Geld«, zischte Baltkorn aufgebracht. » Schon vergessen? Die Diamanten sind verloren!«
» Aber ich brauche das Geld! Außerdem schulden Sie mir noch etwas vom letzten Mal.«
» Nicht jetzt. Oder möchtest du, dass wir hier auffallen?«
Baltkorn packte Petrus am Kragen. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu den Toilettenräumen, und ein groß gewachsener Mann mit grau meliertem Haar trat heraus. Er musterte sie für einen Augenblick überrascht und ging dann grüßend an ihnen vorüber. Trotz seiner dunklen Hautfarbe wurde Petrus plötzlich blass.
» Was ist?«, fragte Baltkorn, indem er Petrus wieder losließ. » Kennst du den Mann?«
» Er … er hat mich an den Mann erinnert, der mich gestern geschnappt hatte. Er hatte auch nur eine Hand.«
» Bist du sicher?«
» Nein, es war ja dunkel.« Petrus’ Augen flackerten unsicher.
» Hör zu.« Baltkorn bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Sie durften jetzt auf keinen Fall einen Fehler machen. » Verschwinde so schnell wie möglich von hier. Sag Oppenheimer, dass du krank bist. Wir dürfen auf keinen Fall das Risiko eingehen, dass dich jemand erkennt.«
» Und mein Geld?«
» Das wirst du schon noch bekommen. Nun verschwinde endlich!«
Petrus zögerte nicht länger und eilte sogleich davon, während Baltkorn sich zurück in den Ballsaal begab. Was hat van Houten bei diesem Empfang
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